Wirtschaft

Rettungsschirm will Bonität behalten Niederlande bereiten Sorgen

Auch dieser Fußballfan weiß: Die Niederlande müssten eigentlich ganz oben mitspielen.

Auch dieser Fußballfan weiß: Die Niederlande müssten eigentlich ganz oben mitspielen.

(Foto: REUTERS)

Der Sturz der niederländischen Regierung kann unliebsame Konsequenzen für die gesamte Eurozone haben. Denn das Land ist einer der wenigen Staaten, denen die Rating-Agenturen die höchste Bonitätsnote geben. Die Ungewissheit auf den ohnehin nervösen Finanzmärkten verstärkt sich.

Die politische Krise der Niederlande löst Sorge vor einer Destabilisierung des Rettungsschirms aus. Ratingagenturen hatten bereits vor dem Rücktritt mit schlechteren Bonitätsnoten gedroht, sollten die Niederlande beim Abbau ihres Haushaltsdefizits nicht vorankommen. Derzeit werden die Niederlande neben Deutschland, Finnland und Luxemburg als einziges in Europa noch mit der Bestnote "AAA" bewertet.

Was ist die EFSF?

Die Europäische Finanz-Stabilitätsfazilität, kurz EFSF, ist der vorläufige Euro-Schutzschirm, der die Eurostaaten mit Notkrediten vor der Staatspleite bewahren soll.

Gerät ein Mitgliedsstaat in Finanznot, weil es am Kapitalmarkt keine Kredite mehr zu tragfähigen Zinsen erhält, springt die EFSF ein. Sie nimmt Kredite am Kapitalmarkt auf und reicht das Geld an den klammen Staat weiter. Dafür verpflichtet sich das Land auf ein Sparprogramm. Zudem darf die EFSF auch Staatsanleihen von Eurostaaten kaufen, um dadurch das Zinsniveau für die Kreditaufnahme des Landes zu drücken.

Dem Schirm stehen insgesamt 440 Mrd. Euro für Kredite und Anleihenkäufe zur Verfügung. Damit die EFSF Geld zu günstigen Konditionen erhält, bürgen die Eurostaaten für die Kredite. Sie stehen dabei für insgesamt 780 Mrd. Euro gerade. Jedes Land haftet grundsätzlich anteilig mit seiner Prozentbeteiligung an der Europäischen Zentralbank. Deutschlands Haftungsanteil liegt bei 211 Mrd. Euro.

Sollten die Niederlande herabgestuft werden, wäre dies ein Schlag für die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF), die auf Garantien der Mitgliedsländer aufgebaut ist und zur finanziellen Unterstützung Irlands, Portugals und Griechenlands ins Leben gerufen wurde. Der EFSF dürfte dann auch eine schlechtere Bewertung drohen, was wiederum Investoren veranlassen könnte, höhere Zinsen zu verlangen. Damit würden sich die Refinanzierungskosten erhöhen.

Wie die Finanzmärkte die Situation tatsächlich einschätzen, wird sich bald zeigen: Der Euro-Rettungsschirm EFSF wolle in Kürze erstmals eine Anleihe mit einer Laufzeit von sieben Jahren an den Markt bringen, hieß es in verschiedenen Medienberichten.

Moody's wartet ab

Zuletzt hatte sich der EFSF im März neue Mittel beschafft. Seinerzeit wurden 5-jährige Papiere über 4 Mrd. Euro platziert. Der nächste Härtetest des Marktes steht nun mit den länger laufenden Titeln an. Möglicherweise wolle der EFSF damit der Entwicklung vorauseilen und nicht Gefahr laufen, ein noch ungünstigeres Umfeld für eine Platzierung vorzufinden, so ein Anleiheexperte.

Fitch hatte in der Vorwoche gewarnt, die Niederlande könnten ihr Top-Rating verlieren, falls das Defizit nicht abgebaut werde, und Standard & Poor's hatte entsprechendes bereits im Januar getan – nur wenige Tage vor einer Abwertung des EFSF auf "AA+". Moody's allerdings hält an der Top-Note fest. Sollte sich aber in der kommenden Zeit zeigen, dass die Haushaltsdisziplin nachlasse, könnte sich dies negativ auf das Rating auswirken. Die Politik in den Niederlanden werde bis zum Jahresende wohl wechselhaft sein, so die Agentur. Das Land komme aber aus kredittechnischer Sicht aus einer Position der Stärke.     

Von EU-Seite hieß es zu den Warnungen der Ratingagenturen zuletzt, noch sei es zu früh, sich Sorgen über eine Abstufung der Niederlande zu machen, Rückwirkungen auf die Bonität des EFSF seien für diesen Fall aber früher oder später zu erwarten. Derzeit stufen die beiden anderen Agenturen den EFSF noch mit "AAA" ein.

Im Prinzip könnten EFSF-Anleihen auch mit einem "AA+"-Rating gut leben. Der Renditeunterschied zwischen den als besonders sicher geltenden Bundesanleihen und EFSF-Papieren ist allerdings bereits auf ein Dreimonatshoch gestiegen - und könnte sich nach Einschätzung von Marktbeobachtern weiter ausweiten.

Quelle: ntv.de, jga/DJ/dpa

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