Krebsmittel für 14,5 Milliarden Novartis sortiert sich neu
22.04.2014, 10:16 Uhr
Radikaler Kurswechsel: Novartis wirft zwei Geschäftsbereiche ab und sichert sich dafür den Zugriff auf neue Krebsmedikamente.
(Foto: REUTERS)
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis sorgt mit ehrgeizigen Umbauplänen für Aufsehen. Zwei komplette Geschäftsbereiche - Impfstoffe und Tiermedizin - gehen an die Konkurrenz. Beeindruckende Summen liegen auf dem Tisch.
Mit milliardenschweren Zu- und Verkäufen baut der Schweizer Pharmakonzern Novartis sein Geschäft grundlegend um. Der Bereich Tiergesundheit werde für rund 5,4 Milliarden Dollar (rund 3,2 Milliarden Euro) an den US-Wettbewerber Eli Lilly veräußert, teilte Novartis mit. Das Impfstoffgeschäft geht für 7,1 Milliarden Dollar und Lizenzgebühren an das britische Branchenschwergewicht Glaxosmithkline (GSK). Ausgeklammert von dieser Transaktion seien die Grippe-Impfstoffe, hieß es. Novartis will diesen Geschäftsbereich zu einem späteren Zeitpunkt verkaufen.
Parallel zum Verkauf gewichtiger Unternehmensbereiche geht der Baseler Pharmakonzern eine Allianz mit den Briten ein: Novartis und Glaxo vereinbarten die Gründung einer gemeinsamen Tochter, die als Gemeinschaftsunternehmen im Bereich nicht verschreibungspflichtiger und damit frei verkäuflicher Medikamente an den Markt kommen soll.
"Wachstumsraten und Margen"
Abgesehen davon stärkt der Schweizer Konzern sein Portfolio in einem besonders gewinnträchtigen Segment der Pharma-Branche: Für zunächst 14,5 Milliarden Dollar (10,5 Milliarden Euro) übernimmt Novartis eine Reihe verschiedener Krebsmedikamente von GSK.
Novartis-Chef Joseph Jimenez sprach von Transaktionen mit einer großen Tragweite. "Sie verbessern unsere Finanzkraft und dürften unsere Wachstumsraten und Margen unmittelbar steigern." Novartis will die Transaktion mit bestehenden flüssigen Mitteln, kurzfristigen Finanzierungsinstrumenten und bei Bedarf auch mit begrenzten Anleihenemissionen finanzieren.
Der Verkauf des Bereichs Tiermedizin an Eli Lilly solle bis Ende des ersten Quartals 2015 abgeschlossen werden. Die Transaktion des Impfstoffgeschäfts an Glaxo soll in der ersten Hälfte des kommenden Jahres über die Bühne gehen.
Jimenez und der von Bayer kommende neue Präsident Jörg Reinhardt hatten das Geschäftsportfolio im Vorjahr auf den Prüfstand gestellt. Nicht hinterfragt wurden dabei die drei großen Bereiche Pharma, Augenheilkunde und Generika. Interesse an der Tierarzneisparte waren auch Bayer nachgesagt worden.
Einsparungen und Dividende
Bei Glaxosmithkline hieß es, die mehrteilige Geschäftsvereinbarung mit Novartis solle das Wachstum ankurbeln und helfen, "langfristig unsere Ergebnisse zu verbessern", wie GSK-Chef Andrew Witty erklärte. Den Angaben zufolge soll der Geschäftsumbau den jährlichen Gewinn von GSK um rund 1,3 Milliarden Pfund (1,6 Milliarden Euro) auf 26,9 Milliarden Pfund steigern. Nach fünf Jahren ergäben sich zudem Einsparungen von einer Milliarde Pfund im Jahr. Zunächst verursachten die Pläne allerdings Kosten von zwei Milliarden Euro, erklärte GSK.
Die Aktionäre von GSK sowie die Kartellbehörden müssen den Vereinbarungen noch zustimmen. Das Geschäft soll im ersten Quartal 2015 abgeschlossen werden. GSK versprach seinen Aktionären in Zusammenhang mit dem Deal Dividendenzahlungen von insgesamt vier Milliarden Pfund.
Der US-Konzern Eli Lilly bestätigte die Angaben aus Basel ebenfalls. Der Ankauf der Tiermedikamente-Sparte für 5,4 Milliarden Dollar soll in den ersten Monaten des kommenden Jahres abgeschlossen sein. Die Zustimmung der Kartellbehörden steht noch aus.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/rts