Wirtschaft

Stärkste Anstiege seit Jahren Ölpreise kommen aus dem Keller

Es gibt einfach zu viel Öl: Das bringt den Preis unter Druck - freut aber Verbraucher.

Es gibt einfach zu viel Öl: Das bringt den Preis unter Druck - freut aber Verbraucher.

(Foto: REUTERS)

Die Ölpreise legen eine beeindruckende Rally hin. Allerdings notieren sie weiter deutlich unter den Ständen des Vorjahres. Solide US-Daten und Spekulationen um die Förderentscheidung der Opec sorgen für Entspannung. Doch wie nachhaltig ist diese?

Auch zum Wochenschluss haben die Ölpreise nach anfänglichem Rücksetzer ihren Anstieg fortgesetzt. Bereits am Vortag hatten die Preise für die US-Referenzsorte WTI und die europäische Sorte Brent zur Überraschung der Marktteilnehmer um mehr als zehn Prozent zugelegt. Beobachter machten vor allem die überraschend guten US-Wirtschaftsdaten als Gründe aus. Daneben verwiesen sie auf die Nachricht, dass Nigeria einen Teil seiner Exporte aussetzt, und einen Bericht, wonach Venezuela wegen des Verfalls der Ölpreise die Opec um ein Krisentreffen gebeten hat.

Auf Wochensicht sprechen Experten vom stärksten Preisanstieg seit April. Erst am Montag waren die Preise noch auf den tiefsten Stand seit sechseinhalb Jahren abgestürzt. Rohstoffexperten der Commerzbank sprachen mit Blick auf die Entwicklung am Vortag vom stärksten Anstieg des Brent-Preises seit Dezember 2008. Ein ähnliches Bild zeigte sich beim Preis für US-Öl, der am Vortag den höchsten Zuwachs seit März 2009 vollzogen hatte.Doch trotz des rasanten Anstiegs vom Donnerstag schloss der WTI-Preis immer noch 20 Prozent unter dem Niveau vom Juni.

"Die gestrige Rally lässt erahnen, wie negativ das Sentiment gewesen sein muss", heißt es in einer Studie der Commerzbank. Die Analysten prognostizieren, dass Brent kurzfristig auf 50 Dollar je Barrel steigt und WTI auf 45 Dollar. Am späten Freitagnachmittag steigt der WTI-Preis um rund 6 Prozent auf 45,20 Dollar. Brent verteuert sich um 5,5 Prozent auf 50,17 Dollar.

Im Sog dieser Entwicklung legte der Sektor der Öl- und Gasunternehmen in Europa zu schloss 2,4 Prozent fester. Laut David Buik von Panmure Gordon finden sich unter den zwölf größten Kursverlierern im FTSE-100 der vergangenen zwei Monate neun Ölwerte. Die Einbußen reichen von 13 Prozent bei der BG Group über 29 Prozent bei Anglo American bis zu 48 Prozent bei Glencore. BG gewannen am Freitag 3,4 Prozent und Glencore 2,0 Prozent. BP legten um 2,6 Prozent und Total um 2,5 Prozent zu.

Warten auf Zahlen zur US-Förderung

Trotz der jüngsten Rally sind etliche Analysten skeptisch und rechnen mit weiteren Preisrückgängen. Sie verweisen auf das Überangebot an Öl, das für den Preisverfall im vergangenen Jahr verantwortlich war und sich ihrer Meinung nach hartnäckig bis Ende des Jahres halten wird. In den USA, Saudi-Arabien und anderen Ländern werde so viel Öl gefördert wie seit Jahren nicht mehr.

"Die Rally muss im Zusammenhang mit dem immer schneller werdenden Preisrutsch in den vergangenen Monaten gesehen werden", kommentierte das Energieberatungsunternehmen Ritterbusch & Associates den Preisanstieg. "Wir halten die Gewinne nicht für nachhaltig."

Händler warten unterdessen auf Daten des Öldienstleisters Baker Hughes zu den in Betrieb befindlichen Ölbohranlagen. Zwar wird an deutlich weniger Bohrlöchern Öl gefördert als noch vor einem Jahr, doch ist die Zahl der aktiven Anlagen in den zurückliegenden fünf Wochen wieder stetig gestiegen. Das hat Befürchtungen geweckt, dass die US-Fördermenge trotz der niedrigen Preise auf höherem Niveau verharren könnte als erwartet.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/dpa

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