Preissprünge im Rohstoffhandel Ölpreise ziehen steil an
30.11.2016, 13:09 Uhr
Ein Preis, der die gesamte Weltwirtschaft beeinflusst: Abgesandte der 14 Mitgliedstaaten der Opec vor dem 171. Treffen des Kartells in Wien.
(Foto: dpa)
In Wien ringen die großen Öl-Exportländer um eine Begrenzung der Fördermengen. Erste optimistische Äußerungen lösen im Handel starke Kursausschläge aus. Der Preis für Nordseeöl springt in einer ersten Reaktion über die 50-Dollar-Marke.
Starke Bewegungen im Rohstoffhandel: Die Aussicht auf eine unverhoffte Einigung beim Treffen der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) in Wien haben die Ölpreise kräftig angeschoben.
Nachdem Vertreter des Irak und Iran am Morgen optimistische Einschätzungen abgebenen hatten, verteuerte sich Rohöl der Nordseesorte Brent bis zum frühen Nachmittag um 7,7 Prozent auf 50,97 Dollar je Barrel. Das sind mehr als 365 US-Cent mehr als am Vortag. Der Preis für Rohöl der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) springt um 7,4 Prozent oder 338 US-Cent auf 48,62 Dollar.
Sollte es zu einer Übereinkunft kommen, könnte der Preis des US-Öls über die psychologisch wichtige Marke von 50 Dollar steigen, hieß es in Analysen von Goldman Sachs und Barclays. Beim Scheitern der Gespräche hingegen drohe ein Fall in Richtung 40 Dollar.
Gelingt die Einigung?
Mit der angestrebten Einigung versucht das Ölförderkartell, das Angebot am Weltmarkt durch eien Deckelung der täglichen Fördermengen künstlich zu verknappen. Kurzfristig führt das bei den beteiligten Staaten zwar zu geringeren Einnahmen aus dem Ölverkauf. Zudem drohen alle Staaten, die sich an der Deckelung beteiligen, mittelfristig Marktanteile zu verlieren.
Langfristig jedoch dürfte ein Förderlimit - so die Hoffnung der Befürworter - den Ölpreis stützen und damit die Einnahmensituation in allen Förderstaaten deutlich verbessern. Zusätzlich dürfte eine funktionierende Vereinbarung die Marktmacht der Opec unterstreichen.
Dass es zu einer Einigung kommt, galt zuletzt als unsicher bis unwahrscheinlich. Wichtige Player am Markt - wie etwa Russland - sind nicht an den Verhandlungen der Opec-Staaten beteiligt. Innerhalb des Kartells gibt es zudem starke gegensätzliche Kräfte. So verläuft eine der wichtigsten Konfliktlinien zum Beispiel zwischen sunnitisch geprägten Staaten wie Saudi-Arabien und dem schiitisch geführten Iran.
"Wir haben zwei Szenarien"
Der saudi-arabischen Energieminister Khalid al-Falih sieht auch im Fall eines Scheiterns keine Katastrophe am Ölmarkt heraufziehen. Die Opec könne sich voraussichtlich auf eine Reduzierung ihrer Produktionsmenge einigen, wenn die Kürzung fair über die Länder verteilt werde, erklärte al-Falih. Allerdings wies der Minister zugleich auf die Möglichkeit hin, dass die Verhandlungen im Sande verlaufen.
"Wir haben zwei Szenarien: Ein ordentliches und ein sehr gutes. Wir wollen das sehr gute, aber auch wenn wir das nicht erreichen, wird es eine ordentliche Markterholung geben", sagte El-Falih. Für den Fall, dass es zu keiner Einigung komme, sei er daher nicht besorgt.
Das in Wien stattfindende Ministertreffen gilt als Prüfstein für die Fähigkeit der Opec, die weltweiten Ölmärkte zu beeinflussen. Das Kartell will die globale Überversorgung mit Öl eindämmen, die seit 2014 zu einer Halbierung des Ölpreises geführt hat.
Nach Angaben des saudischen Ministers will sich die Opec zuerst intern einigen, ehe sie auf Förderländer zugeht, die dem Kartell nicht angehören. Beobachter sehen darin vor allem einen Fingerzeig in Richtung Russland, das der Opec nicht angehört, aber aufgrund seiner enormen Reserven an Rohöl und vor allem Erdgas als gewichtiger Faktor im Weltmarkt für Energierohstoffe gilt.
Hinweis für Mobilnutzer: Die Infografik zur Stärke der Opec-Staaten finden Sie hier.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts