Strategische Absichten im Internet Post kauft Online-Vermarkter
03.04.2011, 16:56 UhrDie Deutsche Post wagt sich weiter vor in die virtuellen Weiten des Internet: Marketingchef Bohlken gibt die Übernahme einer Kölner Online-Werbefirma bekannt. Post-Rivale Hermes kündigt derweil große Pläne an: Bis 2013 will die Otto-Tochter die Deutsche Post im Paketgeschäft vom Thron stoßen.
Die Deutsche Post will ihr Angebot auf dem Markt für Internet-Werbung weiter ausbauen. Der Konzern habe dazu den Kölner Online-Vermarkter Adcloud übernommen, sagte Post-Marketingchef Ingo Bohlken der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Adcloud platziert und vermarktet Werbeflächen auf Internetseiten. Erst im vergangenen Sommer hatte die Post den Berliner Spezialisten für Online-Werbung Nugg.ad übernommen.
Agenturen und Verlage nutzen die digitale Handelsplattform von Adcloud, um Werbekampagnen im Netz zu steuern. Bohlken bezeichnete den Kauf als "strategischen Schritt". Das Segment wird seinen Angaben nach von Branchenexperten in Deutschland auf ein Volumen von rund 300 Mio. Euro geschätzt. Die Post sei an weiteren Zukäufen interessiert. Über den Kaufpreis von Adcloud liegen bislang keine Angaben vor.
Hermes will die Post überholen
Während der Bonner Konzern Einblicke in seine strategischen Absichten im Internet gewährt, greift ein kleinerer Mitbewerber den Marktführer im ertragreichen Paketgeschäft an: Der Hamburger Paketzusteller Hermes will 2013 die Deutsche Post als Nummer 1 im Paketgeschäft ablösen. "Wir haben 2010 um 18 Prozent zugelegt - damit waren wir deutlich besser als die Branche", sagte der für Hermes zuständige Otto-Vorstand Hanjo Schneider der "Wirtschaftswoche" .
Der Mutterkonzern Otto Group umfasst eigenen Angaben zufolge 123 Gesellschaften. Der Logistik-Manager Schneider war nach Informationen des "Handelsblatts" im Jahr 2009 von seiner Position an der Hermes-Spitze in den Otto-Vorstand aufgerückt, um dort alle Paketdienste der Gruppe in einer Holding zusammenzufassen.
Die Entwicklung des vergangenen Jahres verleiht Schneider offenbar Zuversicht. "Auch in Zukunft wollen wir zwei bis drei Mal stärker wachsen als der Markt", kündigte er an. "Allein in Deutschland stellen wir inzwischen mehr als 300 Mio. Pakete zu." Hermes halte deshalb am Ziel fest, schon in zwei Jahren der größte Paketdienstleister Deutschlands zu werden.
Schneider klagte erneut, dass Hermes im Vergleich zur Deutschen Post DHL weiter stark benachteiligt werde. Die Bundesregierung habe eine "Lex Post" geschaffen, eine "Waffengleichheit" gebe es nicht. "Die Regelungen für die Steuerbefreiung sehen vor, dass jeder Ort mit mehr als 2000 Einwohnern über eine Annahmestelle verfügen muss. Nun gibt es aber Orte mit nur einem Laden - und der ist schon von der Deutschen Post besetzt. Wir müssten also quasi ein neues Geschäft eröffnen, um den Vorgaben zu entsprechen", sagte Schneider. Das sei wirtschaftlich nicht vertretbar. Derzeit betreibt Hermes nach eigenen Angaben in Deutschland rund 14.000 Paketshops.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa