Wirtschaft

Das "Griechenland" der Dollarzone Puerto Rico gerät in Zahlungsverzug

Puerto Ricor ist pleite.

Puerto Ricor ist pleite.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bundesfinanzminister Schäuble wollte aus Jux Griechenland gegen Puerto Rico tauschen. Für seine Äußerungen musste er deutliche Kritik einstecken. Nun stellt sich zudem heraus, dass es ein schlechter Tausch gewesen wäre.

Die Schuldenkrise der mit den USA assoziierten Karibikinsel Puerto Rico hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Wie die US-Ratingagentur Moody's tag mitteilte, konnte Puerto Rico am Samstag fällig gewordene Anleihen nicht fristgerecht zurückzahlen. "Moody's wertet dieses Ereignis als Zahlungsausfall", erklärte die Vize-Chefin des Kapitalanlegerdienstes der Ratingagentur, Emily Raimes. Es sei davon auszugehen, dass weitere Zahlungsausfälle folgten.

Der Scherz von Bundesfinanzminister Schäuble könnte als Bumerang zurückkommen.

Der Scherz von Bundesfinanzminister Schäuble könnte als Bumerang zurückkommen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Eine öffentliche Anleihe der staatlichen Public Finance Corporation (PFC) über insgesamt 58 Millionen Dollar (53 Millionen Euro) sei nur mit 628.000 Dollar bedient worden, teilte die Entwicklungsbank von Puerto Rico mit. Die nötigen Mittel seien nicht vorhanden, hieß es in einer Stellungnahme.

 

Puerto Rico war bis 1898 spanische Kolonie und ist wie einige andere Karibikinseln mit den USA assoziiert. Die Bewohner Puerto Ricos haben seit dem Jahr 1917 die US-Staatsbürgerschaft und dienen in der Armee, sind in den USA aber nicht wahlberechtigt oder steuerpflichtig.

Die Wirtschaft der Insel schrumpft seit sieben Jahren. Wegen des besonderen Status kann Puerto Rico mit seinen 3,5 Millionen Einwohnern nicht offiziell Insolvenz anmelden. Ein Zahlungsausfall könnte deshalb jahrelange Verhandlungen nach sich ziehen, um die Krise beizulegen. Das Land hat insgesamt einen Schuldenberg von rund 72 Milliarden Dollar (66 Milliarden Euro).

Pleite "praktisch Gewissheit"

Dass Rechnungen nicht mehr bezahlt werden, kommt nicht überraschend.  Puerto Ricos Gouverneur Alejandro García Padilla hatte bereits Ende Juni Zahlungsausfälle angekündigt, sollten die Gläubiger keine Zugeständnisse machen: "Ziel ist ein Moratorium, um die Begleichung der Schulden einige Jahre zurückzustellen."

Bereits Anfang Juli konnte nur knapp verhindert werden, dass der staatliche Energieversorger Prepa in Zahlungsverzug gerät. Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte bereits Mitte Juli erklärt, eine Pleite der Karibikinsel sei "praktisch Gewissheit".

Anfang Juli hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) scherzhaft erklärt, "Ich habe dieser Tage meinem Freund Jack Lew angeboten, dass wir Puerto Rico in die Eurozone übernehmen könnten, wenn die USA Griechenland in die Dollarzone übernehmen würden." Schäuble fügte hinzu: Lew habe gedacht, "das wäre ein Scherz." Schäuble erntete dafür von der Opposition heftige Kritik und stand auch in den griechischen Medien daraufhin unter Beschuss.

Quelle: ntv.de, bad/AFP/dpa

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