Online-Boom zermürbt Einzelhändler Radioshack rutscht in die Pleite
06.02.2015, 01:26 Uhr
Radioshack steht vor dem Aus: Der Name verrät es, das Unternehmen stammt aus der Frühzeit der elektronischen Massenmedien.
(Foto: REUTERS)
Der US-Einzelhandel durchlebt eine Phase tiefgreifender Umbrüche: Jetzt treibt die wachsende Konkurrenz der Online-Anbieter in den USA einen Betreiber von Multimediamärkten in die Insolvenz. Für den US-Arbeitsmarkt ist es eine kleine Katastrophe.
Der US-Elektrohandelsriese Radioshack hat den Kampf gegen die roten Zahlen vorerst aufgegeben. Der börsennotierte Konzern meldete am Abend nach Handelsschluss an der Wall Street Insolvenz an. Das 94 Jahre alte Traditionsunternehmen beantragte Gläubigerschutz nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts. "Radioshack hat die Reißleine gezogen", heißt es in ersten US-Medienberichten.
Der Schritt kommt für Experten nicht überraschend: Die Handelskette steckt seit langem tief in der Krise. Der an der New Yorker Börse Nyse gelistete Konzern Radioshack betreibt in den USA eigenen Angaben zufolge etwa 4000 Filialen. In den Unterlagen zur Insolvenz ist mit Stand November 2014 von Vermögenswerten im Umfang von rund 1,2 Milliarden Dollar die Rede - bei Schulden in Höhe von 1,39 Milliarden Dollar.
Vor allem die starke Konkurrenz der Online-Händler machte Radioshack zunehmend das Leben schwer, die Verluste wurden zuletzt immer größer. Branchenkenner rechneten daher bereits seit Monaten mit drastischen Schritten.
Die Kette betreibt zumeist kleinere Läden mit Artikeln wie Handys, Fernsehern oder Zubehör. Die Zahl der Beschäftigten gibt Radioshack mit 27.000 an. Das Unternehmen ist auch mit Hunderten Filialen in Mexiko und mit mehr als 1000 Niederlassungen im Rest der Welt vertreten.
Sprint steigt ein, Amazon schweigt
Die Radioshack-Pleite bahnte sich mit klaren Vorzeichen an: Bereits im März 2014 musste das Unternehmen 1000 Geschäfte schließen. Der Aktienkurs rutschte im vergangenen Jahr um insgesamt 86 Prozent ab. US-Medien hatten in den vergangenen Tagen nur noch über den Zeitpunkt des Insolvenzantrags spekuliert. Analysten befassten sich vor allem mit der Frage, wer die Ladengeschäfte übernehmen könnte.
Radioshack teilte nun mit, bis zu 2400 seiner Filialen an den Hedgefonds Standard General zu veräußern. Der Mobilfunker Sprint kündigte an, ein Drittel der Geschäfte im Rahmen einer Shop-in-Shop-Lösung teilweise zu übernehmen. Auch über Verhandlungen mit dem Online-Handelsriesen Amazon war berichtet worden. Der Internetkonzern, so hieß es, könnte damit den Sprung in den klassischen Einzelhandel wagen.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa