Wirtschaft

Neuverhandlung in Washington Ringen um "Katastrophe" Nafta beginnt

Harter Kurs: Donald Trump bei einem früheren Treffen mit seinem mexikanischen Kollegen Enrique Pena Nieto.

Harter Kurs: Donald Trump bei einem früheren Treffen mit seinem mexikanischen Kollegen Enrique Pena Nieto.

(Foto: AP)

Im Wahlkampf hat Donald Trump kein gutes Haar am Freihandelsabkommen Nafta gelassen. Die USA wollen dennoch nicht aussteigen. Allerdings werden nun die Verhandlungen mit Mexiko und Kanada erneut aufgenommen. Und sie werden sehr schwierig.

Im Wahlkampf von Donald Trump gegen den Freihandel hat das nordamerikanische Handelsabkommen Nafta eine Hauptrolle gespielt. Der US-Präsident bezeichnete das Abkommen mit Mexiko und Kanada wiederholt als "Katastrophe", das den Arbeitern in den Vereinigten Staaten geschadet und viele Jobs gekostet habe. Mittlerweile hat Trump zwar seine Drohung, aus Nafta auszusteigen, zurückgezogen. Er will das Abkommen aber neu verhandeln. Die schwierigen Gespräche beginnen am Mittwoch in Washington.

"Für Donald Trump war das im Wahlkampf so zentral, dass er keine andere Möglichkeit hat, als bei diesem Thema voranzugehen", sagt Handelsexperte Edward Alden vom Washingtoner Politikinstitut Council on Foreign Relations. An einen Rückzug der USA glaubt Alden allerdings nicht. An irgendeinem Punkt in den Verhandlungen werde Trump ein Ergebnis nehmen, das er als "Sieg" verkaufen könne.

Nafta ist einer der weltweit umfangreichsten Handelsverträge und seit 1994 in Kraft. Ausgehandelt wurde es unter US-Präsident George Bush senior, unterzeichnet von dessen Nachfolger Bill Clinton. Das Abkommen besiegelt den nahezu unbeschränkten Zugang zu Gütern und Dienstleistungen in den USA, Kanada und Mexiko, die zusammen 478 Millionen Einwohner haben.

Zähe Nafta-Gespräche erwartet

Während die US-Handelsbilanz mit Kanada weitgehend ausgeglichen ist, stört sich Trump vor allem an der Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen mit Mexiko. Seit Inkrafttreten von Nafta wurde aus einem Handelsüberschuss mit dem südlichen Nachbarland in Höhe von über eine Milliarde Dollar ein Defizit von mehr als 60 Milliarden Dollar. "Zu vielen Amerikanern wurde durch geschlossene Fabriken, exportierte Arbeitsplätze und gebrochene politische Versprechen Schaden zugefügt", sagte Trumps Handelsbeauftragter Robert Lighthizer vergangenen Monat.

Für die mexikanische Wirtschaft ist Nafta ein Eckpfeiler. Rund 80 Prozent der Exporte des Landes gehen in die USA, vor allem für Zulieferer in der Autoindustrie wäre eine Einschränkung des Marktzugangs in die größte Volkswirtschaft der Welt ein schwerer Schlag.

Auch wenn Trumps Regierung ein schnelles Ergebnis anstrebt, rechnen Experten mit zähen Gesprächen. In dieser Woche werde es zunächst darum gehen, einige Anfangsideen auszutauschen, sagt Jeffrey Schott vom Politikinstitut Peterson Institute for International Economics. "Die Unterhändler werden die umstrittensten Themen in der ersten Runde vermutlich nicht ansprechen."

"Mexiko hat ebenfalls Druckmittel"

Der Termin für die zweite Runde steht ebenfalls schon fest - am 5. September werden sich Vertreter der drei Länder in Mexiko-Stadt zusammensetzen. Alden rechnet damit, dass die Verhandlungen zwei Jahre dauern könnten. Der Handelsexperte warnt die Trump-Regierung davor, ihre Möglichkeiten zu überschätzen. So sei der freie Zugang zum mexikanischen Markt auch für einige US-Branchen, etwa die Landwirtschaft, von Bedeutung. "Mexiko hat ebenfalls Druckmittel", sagt er.

Unklar ist auch, ob sich Konzerne zur Rückverlagerung von Arbeitsplätzen in die USA zwingen lassen. Einer vergangenen Monat vorgestellten Studie im Auftrag der US-Automobilzulieferer zufolge könnten ein Nafta-Austritt der USA und neue Einfuhrsteuern sogar zum Verlust von bis zu 50.000 Jobs in den Vereinigten Staaten führen. Außerdem drohten die Autopreise dann um bis zu 1100 Dollar (954 Euro) pro Wagen zu steigen, heißt es in der Analyse der Beratungsfirma Boston Consulting.

Quelle: ntv.de, Delphine Touitou, AFP

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