Ratingagentur: Kreditwürdigkeit sinkt S&P stuft Griechenland herab
13.06.2011, 19:00 UhrStandard & Poors bewertet die Kreditwürdigkeit Griechenlands noch niedriger: Statt B geht es zwei Stufen nach unten auf CCC. Der Euro gibt nach. Die EU-Finanzminister wollen bei einem Sondertreffen auch über die Krise in Griechenland beraten.
Die Ratingagentur Standard & Poor's hat die Kreditwürdigkeit Griechenlands weiter herabgestuft. Sie wurde um drei Stufen von B auf CCC gesenkt, wie die Agentur mitteilte. Das Misstrauen an den internationalen Finanzmärkten dürfte beim Treffen der EU-Finanzminister in Brüssel die Diskussionen über ein neues milliardenschweres Hilfspaket für Griechenland weiter anheizen. Erst Anfang Mai hatte S&P die Kreditwürdigkeit auf B herabgestuft.
S&P begründete die neuerliche Herabstufung mit der weiter gestiegenen Wahrscheinlichkeit einer Umschuldung Griechenlands, bei der Gläubiger womöglich auf einen Teil ihres Geldes verzichten müssen. Die langfristige Perspektive sei negativ, erklärte die Agentur. Athen werde sich 2012 und "wahrscheinlich" auch später nicht wieder selbst Geld an den Finanzmärkten leihen können.
EU-Finanzminister treffen sich
Um einen Staatsbankrott Griechenlands abzuwenden, hatten die Europäische Union und der Internationale Währungsfonds (IWF) dem Land im vergangenen Jahr Notkredite von insgesamt rund 110 Milliarden Euro zugesagt. Im Gegenzug verpflichtete sich die Regierung in Athen zu einem harten Sparkurs. Derzeit wird in der EU über ein weiteres milliardenschweres Hilfspaket debattiert, weil Griechenland seinen Schuldenberg über rund 350 Milliarden Euro offenbar nicht wie vereinbart abtragen kann.
Am Dienstag wollten die EU-Finanzminister bei einem Sondertreffen in Brüssel darüber beraten, wie durch strengere Regeln zur Haushaltspolitik Schuldenkrisen in Zukunft vermieden werden können. Das Parlament in Athen soll bis Ende Juni über einen neuen Sparplan abstimmen, der Einsparungen im Umfang von 28,4 Milliarden Euro bis zum Jahr 2015 vorsieht. Sie sollen durch die Privatisierung von Staatsunternehmen, Steuererhöhungen Kürzungen der Beamtengehälter und den Abbau einiger Sozialleistungen erreicht werden. Die regierenden Sozialisten von Ministerpräsident Giorgos Papandreou verfügen im Parlament über eine knappe Mehrheit von 156 der 300 Sitze.
Merkel wirbt für Unterstützung
Die auf dem Athener Syntagma-Platz campierenden Demonstranten hatten erst am Sonntag zu neuen Protesten gegen die Sparpläne der Regierung aufgerufen. "Unsere Stimme muss überall laut gehört werden", erklärte die Protestgruppe. "Es können nicht ganze Völker geopfert werden, um eine Gefährdung von Kreditgebern zu vermeiden. Das sind nicht unsere Schulden, und wir bezahlen sie nicht", erklärte die Gruppe.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Wochenende um Unterstützung für die Stabilisierung krisengeschüttelter Euro-Staaten geworben. Es könne den Aufschwung auch in Deutschland gefährden, wenn die EU-Partner "einfach einen unkontrollierten Bankrott eines Landes zulassen" würden, sagte Merkel in ihrem wöchentlichen Video-Podcast.
Quelle: ntv.de, rts/AFP