Großbank im Spanienstrudel Santander verliert an Höhe
26.07.2012, 10:42 Uhr
Stark in Lateinamerika: Santander stützt sich auch auf den Erfolg der Schwellenländer.
(Foto: REUTERS)
Es ist das magere Ergebnis eines Schwergewichts, das Analysten und Aufsehern kalte Schauer über den Rücken jagt: Der Finanzkonzern Santander, eine der weltweit 29 systemrelevanten Großbanken, muss im abgelaufenen Quartal einen Gewinneinbruch um fast 90 Prozent hinnehmen.
Der spanischen Großbank Santander fällt es immer schwerer, sich den Problemen im Heimatland zu entziehen. Bisher konnte das Geldhaus seine Verluste aus dem Geschäft in Spanien vor allem dank der starken Standbeine im Ausland relativ gut wegstecken. Doch mittlerweile scheint die Rezession in dem Land auch das größte private Geldinstitut der Eurozone voll zu erfassen.
Im zweiten Quartal schrammte die Bank nur knapp an einem Verlust vorbei: Der Überschuss brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 93 Prozent auf 100 Mio. Euro ein, wie das Institut mitteilte.
Um sich für weitere Erschütterungen im Heimatmarkt zu wappnen, legte Santander nun weitere 2,78 Mrd. Euro für Ausfälle im Depot an notleidenden Immobilienkrediten zurück. Damit hat sie nach eigenen Angaben allerdings erst 70 Prozent der staatlichen Auflagen zur Bereinigung von Bilanzrisiken erfüllt.
Mit den verschärften Vorgaben für den heimischen Bankensektor wirbt die spanische Regierung international um Vertrauen in das Finanzwesen des Landes. Das größte Problem liegt Beobachtern zufolge aber weniger bei den international breit aufgestellten Großbanken Santander und BBVA, sondern vor allem im Sektor der spanischen Sparkassen.
Abwärtssog im Heimatmarkt
Größtes Sorgenkind ist hier , ein Finanzkonzern, der erst vor kurzem mit Steuergeldern aus dem spanischen Staatshaushalt stabilisiert werden musste. Doch auch in der Liga der Großbanken deuten die Kennzahlen nun auf weiter wachsende Probleme hin: Der Anteil fauler Kredite stieg bei Santander in den vergangenen drei Monaten von 3,98 Prozent auf 4,11 Prozent.
Ende Juni hatte die Ratingagentur Moody's auch die beiden spanischen Großbanken BBVA und Santander . Die Kreditwürdigkeit der Bank bewertet Moody's derzeit mit "Baa2", der Ausblick ist "negativ". S&P führt Santander dagegen deutlich besser mit "A-", Fitch vergibt wie Moody's die Note "Baa2".
Santander zählt in den Augen der Regulierer zu der Gruppe der systemrelevanten Großbanken. Auf Weisung der im sogenannten Finanzstabilitätsrat (FSB) zusammengefassten Bankenaufseher und Notenbanker aus 27 Ländern muss sich demnach künftig auch Santander .
Quelle: ntv.de, mmo/dpa