Wirtschaft

"Es wird täglich schlimmer" Schuldenkrise würgt Euro-Länder

Die europäische Schuldenkrise spitzt sich zu. EU-Währungskommissar Rehn spricht von einer immer schwieriger werdenden Lage. Sogar Deutschland findet kaum noch Abnehmer für seine zehnjährigen Anleihen. Frankreichs Top-Bonitätsnote AAA ist in großer Gefahr. Belgien muss für seine Papiere immer höhere Zinsen zahlen.

Der Tigerpython ist eine bekannte Würgeschlange. Die Euro-Länder werden durch ihre hohen Schulden gewürgt.

Der Tigerpython ist eine bekannte Würgeschlange. Die Euro-Länder werden durch ihre hohen Schulden gewürgt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Schuldenkrise nimmt die Euro-Länder immer stärker in den Zangengriff. Während die einen Staaten ihre Staatsanleihen nur noch mit hohen Zinsen verkaufen können, bekommen andere wie immer mehr die Zurückhaltung der Anleger zu spüren. Der Bund fand am Mittwoch kaum noch Abnehmer für seine 10-jährigen Anleihen.

EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny sprach von einem "Alarmsignal", Experten von einem Desaster. An den Finanzmärkten wuchs die Sorge, dass Deutschland seinen Status als Stabilitätsanker verlieren könnte. Sie reagierten mit Verunsicherung und Verlusten. Zugleich verschärfte sich die Diskussion, ob gemeinsame Anleihen der Euro-Länder den Durchbruch im Kampf gegen die Schuldenkrise bedeuten könnten. Während EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso vorlegte, bekräftigte Bundeskanzlerin Angela Merkel ihr striktes Nein.  

Die Risikoaufschläge von belgischen 10-Jahres-Papieren kletterten gegenüber deutschen mit gut 3,5 Prozent auf den höchsten Stand seit der Euro-Einführung. Auch die Topbonität Frankreichs wackelt inzwischen immer bedenklicher. Wenige Tage nach der Ratingagentur Moody's warnte auch Fitch, dass Frankreichs Spitzennote AAA in Gefahr sei, sollte sich die Schuldenkrise verschärfen.         

Deutschland gilt mit seinen vergleichsweise guten Staatsfinanzen als sicherer Hafen und muss wegen der sehr geringen Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls Investoren nur niedrige Zinsen bieten. Sie lagen am Mittwoch mit 1,98 Prozent so tief wie noch nie bei der Erstemission einer zehnjährigen Bundesanleihe. Der Bund blieb aber auf einem großen Teil der angebotenen Papiere sitzen.     

Rehn mahnt zur Eile

Nach Ansicht von EU-Währungskommissar Olli Rehn wird die Lage an den Finanzmärkten für die Euro-Länder immer schwieriger. "Die gegenwärtige Lage ist extrem besorgniserregend, es wird täglich schlimmer", sagte der Finne vor dem Europäischen Parlament in Brüssel. Deshalb sei es wichtig, die Entscheidungen des Euro-Gipfels von Ende Oktober im Kampf gegen die Schuldenkrise auch umzusetzen. Die Euro-Staats- und Regierungschefs hatten grünes Licht dafür gegeben, die Milliarden des Euro-Rettungsfonds EFSF über zwei Modelle zur Hebelung durch Mittel externer Geldgeber zu ergänzen. Zudem war ein zweites Hilfspaket für Griechenland geschnürt worden.       

Olli Rehn wird zunehmend unruhig.

Olli Rehn wird zunehmend unruhig.

(Foto: AP)

Zu den Schwierigkeiten bei der jüngsten Auktion deutscher Staatsanleihen wollte sich Rehn nicht äußern. Die Kommission kommentiere die tägliche Marktentwicklung nicht. Er forderte, die Euro-Finanzminister müssten bei ihrem Treffen am kommenden Dienstag die Hebelinstrumente des EFSF auf den Weg bringen. Außerdem müsse die EFSF-Nachfolgelösung ESM früher als geplant eingeführt werden.

Da der ESM von den Euro-Staaten mit Kapital ausgestattet wird, sei er robuster als der EFSF, hinter dem die Garantien der Länder stehen. Die EFSF-Hebelung und frühere Einführung des ESM könnte die Feuerkraft der Euro-Zone stärken, sagte Rehn.

Quelle: ntv.de, wne/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen