9 Milliarden für verstaatlichte Bankia Spanien stopft Finanzloch
23.05.2012, 22:04 Uhr
Für die Bankia- Kunden kommt Geld aus dem Geldautomat - für die Bank kommt es aus Madrid.
(Foto: REUTERS)
Der spanische Bankensektor macht seinem Ruf als Achillesferse des Landes einmal mehr alle Ehre. Das hoch verschuldete Madrid legt zur Rettung der Großbank Bankia 9 Milliarden Euro auf den Tisch. Damit will die Regierung einen befürchteten Kollaps des heimischen Finanzsystems verhindern, steht dabei aber selbst tief in der Kreide.
Die Rettung der verstaatlichten Groß-Sparkasse Bankia kostet das hochverschuldete Spanien mindestens neun Mrd. Euro. Der spanische Finanzminister Luis de Guindos sicherte vor dem Parlament zu, das strauchelnde Institut mit ausreichend Kapital auszustatten. Dazu soll der nationale Bankenrestrukturierungsfonds die Bankia-Mutter BFA entsprechend unterstützen.
Der Bedarf von neun Mrd. Euro setze sich zusammen aus 7,1 Mrd. Euro für zusätzliche Abschreibung im Zuge der Bankenreformen in Spanien sowie 1,9 Mrd. Euro Kapitalpuffer zur Erfüllung europäischer Vorgaben, erklärte de Guindos. In der BFA sind die meisten der notleidenden Immobilienkredtite von Bankia ausgelagert.
Die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone droht vor allem wegen der gravierenden Probleme der Banken immer tiefer in den Strudel der Schuldenkrise zu geraten und diese dramatisch zu eskalieren. Die Verluste bei Bankia sind ein wichtiger Grund für die Sorge der Finanzmärkte, dass die Bankenprobleme die Regierung dazu zwingen könnten, Finanzhilfe bei der EU zu beantragen. Um das Land rascher zu unterstützen, soll es angeblich bereits ein "Gentlemen's Agreement" mit der Europäischen Zentralbank geben, die das Land durch den Kauf spanischer Staatsanleihen unterstützen soll.
Auf Immobilien- folgt Kassensturz
Wie lange die Kapitalspritze von 9 Mrd. Euro für das drittgrößte Finanzhaus Spaniens reichen wird, ist unklar. Erst vor zwei Wochen hatte die Regierung Bankia mit der Teilverstaatlichung vor dem Zusammenbruch bewahrt. Dazu kam es, weil die Bank durch das Platzen der spanischen Immobilienblase auf einem großen Berg fauler Kredite sitzt. Die neue Führungsspitze der Bank will nun eine genaue Analyse über den Kapitalbedarf anstellen. Das Ergebnis soll Mitte Juni veröffentlicht werden.
Luis de Guindos warnte davor, die Probleme bei Bankia auf den gesamten spanischen Bankensektor zu übertragen. "Ich beharre darauf, dass BFA-Bankia ein Spezialfall ist. Es ist nicht korrekt, von deren Problemen auf den Rest des spanischen Finanzsystems zu schließen." Dennoch hat sich seitdem der Fokus an den Finanzmärkten noch stärker als ohnehin zuvor schon auf den gesamten Sektor des Landes gerichtet. Die globale Bankenvereinigung IIF schätzt, dass die spanischen Institute rund 60 Mrd. Euro benötigten. Finanzmarktexperten wie der Ökonom Nouriel Roubini schätzen dagegen, dass für eine ausreichende Ausstattung der Banken nach den Mindestanforderungen der Europäischen Bankenaufsicht noch in diesem Jahr bis zu 250 Mrd. Euro aufgebracht werden müssen.
Keine Grundsatzlösung
Finanzexperten zeigten sich unbeeindruckt von der Bekanntgabe der Geldspritze für Bankia. "Wieviel Geld Bankia jetzt genau erhält macht keinen großen Unterschied", erklärte Martin van Vliet von ING. "Die entscheidende Frage ist inzwischen, ob alle Teile des spanischen Bankensektors langfristig solvent bleiben und wie sich die Ausfälle von Immobilienkrediten entwickeln. Diese Sorgen werden nicht angegangen."
Bankia ist das drittgrößte Finanzhaus Spaniens. Es entstand aus der Fusion von sieben spanischen Finanzinstituten, darunter der ehemaligen Caja Madrid und der Bancaja. Rund zehn Prozent der Einlagen und Kredite in Spanien werden über diese Bank abgewickelt. Das Institut hatte vor zwei Wochen von der Regierung vor dem Kollaps bewahrt werden müssen. De Guindos sagte, die Regierung werde Bankia wieder verkaufen, sobald die Schwierigkeiten bereinigt seien.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts