Finanzmärkte ohne Gnade Spanien und Belgien unter Druck
22.11.2011, 16:58 UhrSpanien hat gewählt - die Probleme sind geblieben. Die Finanzmärkte honorieren das klar Wahlergebnis zugunsten der Konservativen in keiner Weise. So muss Spanien bei Staatsanleihen weiterhin extrem hohe Zinsen zahlen. Unterdessen gerät auch Belgien immer mehr in den Blickpunkt.
Spanien steht auch nach dem weiter unter dem Druck der Finanzmärkte. Bei der ersten Ausgabe einer neuen Staatsanleihe nach der Parlamentswahl musste der Staat Zinsen in Rekordhöhe bieten. Wie die staatliche Nachrichtenagentur EFE berichtete, legte das Madrider Finanzministerium Anleihen mit einer Laufzeit von drei und sechs Monaten zu Zinssätzen von über fünf Prozent auf.
Damit muss Spanien höhere Zinsen zahlen als die Schuldenländer Griechenland und Portugal zuletzt bei der Ausgabe von Drei-Monats-Anleihen. Die Regierung in Madrid konnte sich auf dem Kapitalmarkt 2,98 Milliarden Euro beschaffen. Der Zinssatz war aber der höchste seit mehr als einem Jahrzehnt und bis zu doppelt so hoch wie bei einer ähnlichen Anleihe im Oktober.
In der Politik und der Finanzwelt verstärkte sich der Druck auf Spanien, zur Sanierung seiner Staatsfinanzen möglichst rasch neue Sparbeschlüsse zu fassen. So forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel vom künftigen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy eine zügige Umsetzung notwendiger Reformmaßnahmen.
Regierung soll vor Weihnachten stehen
Unterdessen forderte die Ratingagentur Fitch Spanien auf, die Anleger mit einem ehrgeizigen und radikalen Reformprogramm "positiv zu überraschen". Die Wirtschaftszeitung "The Wall Street Journal" meinte: "Rajoy hat die absolute Mehrheit gewonnen, nun muss er sie auch einsetzen."
Die Machtübernahme der neuen Regierung wird aber voraussichtlich erst in einem Monat stattfinden. Die konstituierende Sitzung des Parlaments ist für den 13. Dezember angesetzt. Rajoy will erreichen, dass seine Regierung bis zu Weihnachten steht. Bis dahin bleibt der Sozialist José Luis Rodríguez Zapatero als geschäftsführender Regierungschef im Amt.
Auch Belgien unter Druck
Unterdessen zahlt Belgien einen immer höheren Preis für seine . Einen Tag nach dem schweren Rückschlag für die Regierungsbildung durch den Rücktritt des als Vermittler eingesetzten Sozialisten Elio Di Rupo zogen die Renditen der zehnjährigen belgischen Anleihen auf den höchsten Stand seit über zwei Jahren an. Sie kletterten am Dienstag um 28 Basispunkte auf 5,1 Prozent.
Neben dem politischen Stillstand, für auch eineinhalb Jahre nach der Wahl kein Ende absehbar ist, setzt die Ausweitung der Schuldenkrise in Europa die belgischen Bonds unter Druck. EU-Währungskommissar Olli Rehn teilte mit, er habe vor wenigen Tagen Belgien neben vier anderen Ländern angeschrieben. Das Land drohe 2012 seine fiskalischen Ziele nicht zu erreichen. Er erwarte, dass die Regierung jetzt entsprechende Maßnahmen ergreife.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts