Madrid greift durch Spanien verstaatlicht Bankia
10.05.2012, 07:21 Uhr
Die Bankia gilt als der größte Problemfall im spanischen Immobiliensektor.
(Foto: REUTERS)
Die spanische Regierung übernimmt die Kontrolle über viertgrößte Bankengruppe des Landes. Die Bankia gilt wegen ihrer zahlreichen faulen Immobilienkredite als der größte Problemfall im spanischen Finanzsektor. Um die Bank vor der Pleite zu retten, muss Madrid aber noch Milliarden in das Institut pumpen.
Um den angeschlagenen Finanzsektor zu stabilisieren, übernimmt Spanien die Kontrolle über die kriselnde Großbank Bankia. Die Regierung wird die Muttergesellschaft BFA, zu der neben Bankia mehrere Sparkassen gehören, zu 100 Prozent verstaatlichen. Das gelingt, indem die 4,6 Mrd. Euro, die der staatliche Bankenrettungsfonds der BFA als Kredit zur Verfügung gestellt hat, in BFA-Aktien umgewandelt werden. Auf diese Weise verfügt der Staat über 45 Prozent des Kapitals der Bankia und wird damit größter Aktionär.
Bankia-Präsident José Ignacio Goirigolzarri hatte zuvor eine teilweise Verstaatlichung der Bank vorgeschlagen. Das Geldinstitut gilt wegen seiner zahlreichen faulen Immobilienkredite als der größte Problemfall im spanischen Finanzsektor. Es war aus dem Zusammenschluss von Caja Madrid mit einer Reihe kleinerer Sparkassen hervorgegangen.
Bankia ist mit zehn Millionen Kunden die viertgrößte Bank Spaniens, trägt aber die größten Risiken im Immobilienbereich. Die faulen Kredite werden auf ein Volumen zwischen 17 Mrd. und 30 Mrd. Euro geschätzt. Dem Vernehmen nach muss die spanische Regierung noch weitere 10 Mrd. Euro in die Bank stecken, um sie vor der Pleite zu bewahren.
Die konservative Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy arbeitet mit Hochdruck an der Rettung des Finanzsektors. Ein mit großer Spannung erwartetes Paket dazu soll am Laufe des Tages beschlossen werden. Kern wird wohl die Gründung von "Bad Banks" sein, also von Zweckgesellschaften, in die faule Kredite und toxische Wertpapiere ausgelagert werden.
Die spanischen Geldinstitute sind durch das Platzen der Immobilienblase 2008 in ernste Schwierigkeiten geraten. Die spanische Zentralbank geht davon aus, dass die Banken mit 338 Mrd. Euro im Immobiliensektor des Landes engagiert sind, rund 176 Mrd. Euro sieht die Notenbank als problematisch an.
Die Rettung von Bankia zeigt, dass Spaniens bisherige Strategie in der Bankenkrise gescheitert ist. Anstatt wie andere EU-Länder große Summen Staatsgelder in den Sektor zu pumpen, hatten die Aufseher bisher darauf bestanden, dass die Banken fusionieren und ihnen nur vergleichsweise kleine Summen bewilligt. Bankia, das Produkt einer Fusion von sieben Sparkassen, galt als Paradebeispiel für diese Taktik. Beim Börsengang im vergangenen Jahr wurden mehrere Milliarden Euro eingenommen. Aber die Probleme kamen schnell. Die Wirtschaftskrise in Spanien ließ die Zahl von Bankias faulen Immobilienkrediten ansteigen. Dazu stieg der Kapitalbedarf aufgrund der europäischen und spanischen Vorschriften.
Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts/AFP/DJ