Konsumklima trübt sich ein Sprit-Effekt quält Verbraucher
27.04.2012, 09:22 Uhr
Viel tanken, wenig Shoppen: Jeden Euro kann man nur einmal ausgeben.
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In Deutschland tritt ein, womit Experten schon seit Monaten rechnen: Die stark gestiegenen Spritpreise schlagen auf die Verbraucherstimmung durch. Weil Autofahrern nach dem Besuch an der Tankstelle immer weniger Geld übrig bleibt, schrumpelt die Lust am Shoppen. Sorgen bereitet den Experten die "gefühlte Inflation".

Wie viel ist in der Tüte: Mit großem Aufwand ermitteln die Marktforscher, wie es um den deutschen Verbraucher steht.
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Die Rekordpreise für Benzin und Diesel trüben zum zweiten Mal in Folge die Verbraucherstimmung in Deutschland. Die Kosten für Energie verschlechterten die Einkommenserwartungen der Bürger, teilte das Marktforschungsunternehmen GfK mit. Gerade hätten am Monatsende weniger Geld übrig. Zugleich steige die Angst vor allgemein höheren Lebenshaltungskosten.
Üblicherweise sind Konsumenten umso eher zu größeren Anschaffungen bereit, je sicherer ihr Job ist. Im April jedoch überschatteten die steigenden Inflationsängste die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt und führten zu einem kräftigen Rückgang der Anschaffungsneigung. "Ein weiterer Grund für die schwächere Konsumneigung dürfte darin liegen, dass aufgrund der augenblicklichen Beruhigung auf den Finanzmärkten im April die Sparneigung der Verbraucher angestiegen ist", erläuterte die GfK. In den vergangenen Monaten hatte viele Verbraucher den Banken misstraut und ihr Geld lieber ausgegeben statt angelegt.
Der Konsumklimaindex für Mai ging deshalb auf 5,6 Punkte zurück. Das ist der niedrigste Wert seit einem halben Jahr. Im Vorfeld befragte Experten hatten mit stabilen 5,9 Punkten gerechnet. Der Stand für den Vormonat wurde auf 5,8 Punkten revidiert.
Trotz allem werde sich der private Konsum in den nächsten Monaten stabil entwickeln und auf Jahressicht um ein Prozent zulegen, bestätigte die GfK ihre Prognose. Der Ausblick gilt allerdings nur unter einer wichtigen Voraussetzung: Der Arbeitsmarkt müsse robust bleiben und die Schuldenkrise dürfe nicht wieder aufflammen.
Rezessionsangst lässt nach
Derzeit sind die Bürger laut GfK zunehmend davon überzeugt, dass in Deutschland eine Rezession verhindert werden könne. Auch sei nach der Verabschiedung des zweiten Rettungspaketes für Griechenland wieder etwas Ruhe an den Finanzmärkten eingekehrt - die Konjunkturerwartungen der rund 2000 Befragten nahmen zu. Allerdings fand die Studie vor den wieder schlechteren Nachrichten aus mehreren statt.
Der unerwartet schwache Konsumklimaindex rief in Expertenkreisen verhalten optimistische Reaktionen hervor. "Ich mache mir nicht allzu große Sorgen um den privaten Konsum in Deutschland", sagte zum Beispiel Commerzbank-Volkswirtin Ulrike Rondorf.
Echter und wahrgenommener Preisauftrieb
Der Konsum "dürfte von der guten Arbeitsmarktlage profitieren", meinte Rondorf weiter. "Auch die Reallöhne dürften steigen. Weil aber häufig gekaufte Waren wie Nahrungsmittel und Benzin deutlich teurer geworden sind, ist die vergleichsweise hoch. Mittelfristig dürfte die Teuerungsrate auf breiterer Front steigen - zum einen wegen der guten Konjunktur, zum anderen wegen der aus deutscher Sicht zu niedrigen Zinsen der EZB."
Ähnlich sah es Thomas Amendt, Ökonom bei HSBC Trinkaus: "Die bleibt gut. Die Unternehmen stellen weiter ein. Die Arbeitnehmer können ordentliche Lohnerhöhungen durchsetzen. Deshalb ist das etwas trübere Konsumklima zu verschmerzen. Die Stimmung unter den Verbrauchern ist nach wie vor gut."
Quelle: ntv.de, dpa/rts