Wirtschaft

Bankenkrise und kein Ende Staatsanwälte besuchen Bankia

Bankia sorgt in Spanien für Wirbel.

Bankia sorgt in Spanien für Wirbel.

(Foto: REUTERS)

Die Staatsanwaltschaft nimmt die zu einem Milliardengrab zu werden drohende spanische Großsparkasse Bankia unter die Lupe. Die Ermittler untersuchen den Börsengang des viertgrößten Finanzinstituts. Erst vor wenigen Wochen hat die Regierung die Verstaatlichung der Bank angekündigt und damit nicht nur die Bankia-Kleinanleger empört.

Bei dem verstaatlichten Geldinstitut Bankia ermittelt die spanische Staatsanwaltschaft. Die Untersuchung werde von der Anti-Korruptions-Einheit geleitet, teilten die Ermittler mit. In einem Interview mit der staatlichen Nachrichtenagentur EFE sagte Staatsanwalt Eduardo Torres-Dulce, sein Büro habe bei Bankia und der spanischen Notenbank Informationen angefordert. "Sobald wir diese Informationen haben, werden wir entscheiden, ob eine Straftat begangen wurde. Wenn nicht, wird der Fall zu den Akten gelegt", sagte er.

Die Umstände des Börsengangs der Bank 2011 und der Verstaatlichung im vergangenen Monat sorgen in der spanischen Öffentlichkeit zunehmend für Empörung. Viele Kleinanleger haben einen Großteil ihres Geld verloren und machen dafür den Staat und das frühere Bankia-Management verantwortlich. 

Spanien hat bereits 4,5 Mrd. Euro in das viertgrößte Geldhaus des Landes gepumpt, das unter der Last fauler Immobilienkredite zusammenzubrechen droht. Bankia hat zudem erst jüngst die Regierung in Madrid um weitere 19 Mrd. Euro an Finanzhilfen gebeten. Bankia ist Teil der Bankenkrise in Spanien, die auf die geplatzte Immobilienblase zurückzuführen ist und das Land finanziell zu überfordern droht.

Kleinanleger bei Bankia

Bankia war 2011 aus einer Fusion von sieben Sparkassen (Cajas) hervorgegangen, die durch das Platzen der Immobilienblase ins Schlingern geraten waren. Mitte Juli 2011 gab Bankia inmitten der Euro-Schuldenkrise ihr Börsendebüt. Das war als wichtiger Schritt zur Reform des spanischen Bankensektors gefeiert worden, den die spanische Regierung angeschoben hatte. Damals hatte es in Kreisen geheißen, politischer Druck habe Bankia zu dem Börsengang gezwungen.

Mit einer umfangreichen Werbekampagne konnte Bankia vor allem spanische Privatinvestoren zum Kauf von Aktien überzeugen, während das Interesse ausländischer Anleger gering war. Die Papiere wurden damals für 3,75 Euro ausgegeben, aktuell werden sie noch für rund 1 Euro gehandelt.

Der Börsengang hatte Bankia damals 3,1 Mrd. Euro eingebracht. Das Geld war dringend zur Aufbesserung des Kapitalstocks benötigt worden. Mit der Stärkung der Kapitalreserven seiner Banken wollte Spanien das Finanzsystem stabilisieren und das Vertrauen der Investoren bewahren. Damit wollte das Land verhindern, unter den Rettungsschirm von EU und IWF schlüpfen zu müssen - ein Schritt, über den an den Finanzmärkten aktuell angesichts der hohen Verschuldung und der schwachen Wirtschaftslage des Landes wieder diskutiert wird.  

"Kleiner" Rettungsschirm?

Spaniens Finanzminister Christobal Montoro hatte am Dienstag erstmals offen Probleme bei der Geldbeschaffung an den Finanzmärkten eingestanden und damit die Anleger alarmiert. Am Mittwoch erholten sich die Börsen wieder, die Hoffnungen konzentrierten sich auf Konjunkturhilfen der Zentralbanken. Der nächste Test für Spanien stand kurz bevor: Am Donnerstag wollte die Regierung neue Schulden in Höhe von bis zu 2 Mrd. Euro aufnehmen.

Spanien will unbedingt vermeiden, dass es durch seine Bitte als Schuldensünder gebrandmarkt und mit den Hilfeempfängern Griechenland, Irland und Portugal in einen Topf geworfen wird. Vor allem stemmt sich die Regierung in Madrid gegen die weitreichenden Auflagen, die mit einem umfassenden Hilfsprogramm verbunden wären.

Spanien könnte aber unter einen - im Rahmenvertrag für den aktuellen Euro-Notfonds EFSF vorgesehenen - "kleinen" Rettungsschirm schlüpfen und nur Geld zur Rekapitalisierung seiner Banken in Anspruch nehmen. In diesem Fall wären auch die Reformauflagen vornehmlich auf den Bankensektor begrenzt, den die Regierung sowieso umbauen muss. 

Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ

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