Wirtschaft

"Sehr kurzfristig angekündigt" Streckensperrung überrascht Bahnkunden

Viele Fahrgäste müssen sich auf längere Fahrtzeiten einstellen.

Viele Fahrgäste müssen sich auf längere Fahrtzeiten einstellen.

(Foto: imago stock&people)

Auf der Bahnstrecke zwischen Hannover und Kassel stehen Bauarbeiten an. Die wichtige Nord-Süd-Verbindung muss gesperrt werden. Der Fahrgastverband Pro Bahn und das Eisenbahnbundesamt reagieren verärgert. Bahn-Vorstand Bohle bestätigt die Angaben.

Die Fahrgäste der Bahn werden von der angekündigten Streckensperrung zwischen Hannover und Kassel aus Sicht des Fahrgastverbands Pro Bahn kalt erwischt. Fernverkehrskunden auf der Nord-Süd-Strecke drohe eine um eine Stunde längere Fahrzeit, sagte Ehrenpräsident Karl-Peter Naumann. "Grundsätzlich waren Bauarbeiten auf einem Teilabschnitt angekündigt", sagte Naumann. "Was wir als Kundenverband auch nicht verstehen ist, dass man hier Maßnahmen en détail sehr kurzfristig ankündigt." Das sei man von anderen Baumaßnahmen nicht gewohnt.

Bahnkunden müssen sich nach Angaben der Bahn "voraussichtlich ab Ende April" tatsächlich auf erhebliche Einschränkungen auf der ICE-Strecke zwischen Göttingen und Hannover einstellen. Der genaue Zeitpunkt der Sperrung stehe aber noch nicht fest, wie die Chefin der Bahn-Fernverkehrssparte, Birgit Bohle, erklärte. Bohle äußerte sich am Rande der Vorstellung der geplanten EM-Bahncard zu der Streckensperrung. Der Beginn der Bauarbeiten werde noch angekündigt, hieß es. Sobald die Details feststehen, soll es demnach auch einen Ersatzfahrplan geben.

Auf der wichtigen Nord-Südverbindung der Bahn sei tatsächlich eine umfangreiche Streckensanierung geplant, hatte das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) auf Anfrage bestätigte. Die Behörde hatte davon offenbar ebenfalls erst vor kurzem erfahren. Das EBA forderte die Bahn auf, es über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden zu halten.

Die Sperrung der Schnellfahrstrecke zwischen Hannover und Kassel trifft den deutschen Schienenverkehr an empfindlicher Stelle. Wegen Bauarbeiten an dem weiter östlich gelegenen Abschnitt der ICE-Neubaustrecke Berlin-München ist derzeit bereits eine weitere Nord-Süd-Verbindung gesperrt. Bisherigen Planungen zufolge sollen die Arbeiten hier noch bis 4. September andauern. Bahnreisende mussten bislang Umwege über Kassel, Fulda und Würzberg in Kauf nehmen.

Andeutungen beim Ticketverkauf

Die Bahn will die Strecke wegen Bauarbeiten vom 23. April bis zum 8. Mai komplett sperren, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. Der Konzern will sich dazu im Laufe des Tages äußern. Anfang Februar war angekündigt worden, dass auf dem Abschnitt von Almstedt bis Nörten-Hardenberg (zwischen Hildesheim und Göttingen) von Mitte Juli bis Anfang September Weichen und Gleise erneuert werden sollen. Dafür sei zeitweise eine Totalsperrung nötig, was zu 40 Minuten längeren Fahrzeiten führe.

Überraschenderweise war die Sperrung zwischen Kassel und Hannover bereits in der vergangenen Woche Thema in der DB Bahn Service-Community. In dem Forum fragte ein Kunde nach Sparpreisangeboten, die er vermisste. Daraufhin hieß es von der Bahn, dass DB Netz auf der Strecke zwischen Kassel und Hannover dringenden Sanierungsbedarf entdeckt und deshalb eine kurzfristige Vollsperrung ab dem 23. April veranlasst habe.

"Da noch kein genaues Konzept über ein Ersatzfahrplan etc. vorliegt, wurde zunächst der Verkauf der Sparpreise unterdrückt. Die Kontingente werden wieder geöffnet, sobald über den Ersatzfahrplan entschieden wurde. Die Ersatz-Fahrplanerstellung soll bis Mittwoch, den 23. März 2016, fertig sein. Danach werden die Kontingente nach und nach wieder erhöht", hieß es dort weiter. Ein Ersatz-Fahrplan ist bisher allerdings nicht bekannt.

Quelle: ntv.de, hul/dpa

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