"Wir haben eine überzeugende Story" ThyssenKrupp-Chef hätschelt die Stiftung
18.08.2013, 14:22 Uhr
Konzernchef Hiesinger lehnt die Hilfe der Stiftung bei einer Kapitalerhöhung ab.
(Foto: REUTERS)
Ein Lob mit Kalkül? Der schwer angeschlagene Stahlkonzern würdigt die wichtige Rolle der Krupp-Stiftung als verlässlicher Ankeraktionär. Dabei spiele vor allem das Entsenderecht in den Aufsichtsrat eine Rolle und nicht so sehr der Aktienanteil. Denn der könnte bei einer möglichen Kapitalerhöhung sinken. Bei diesem Thema bleibt Konzernchef Hiesinger aber weiter vage.
Die Krupp Stiftung soll nach dem Willen von Konzernchef Heinrich Hiesinger ihre mächtige Rolle behalten. "Es ist ganz wichtig, dass wir einen verlässlichen Ankeraktionär haben und auch erhalten. Das tut uns gut", sagte er dem Magazin "Der Spiegel". Ohne diese Stütze wäre der Umbau des Konzerns viel riskanter. Die Krupp-Stiftung hält gut 25 Prozent an ThyssenKrupp und entsendet drei Vertreter in den Aufsichtsrat des Stahlkonzerns. Sie gilt als Bollwerk gegen eine feindliche Übernahme. Um die Kassen des hoch verschuldeten Konzerns zu füllen, hat Hiesinger eine Kapitalerhöhung ins Spiel gebracht. Sollte es dazu kommen, würde die Stiftung wohl nicht mitziehen können und ihre Sperrminorität verlieren.
Der "Mythos der 25 Prozent muss einmal geradegerückt werden", sagte Hiesinger. Es gehe letztlich nicht darum, "wieviel Prozent die Stiftung hält, sondern um ihr Entsenderecht in den Aufsichtsrat und wie man dort Mehrheiten bekommt und ungewollte Entscheidungen verhindern kann". Dafür brauche man nicht unbedingt drei Aufsichtsräte und auch nicht 25 Prozent. "Dafür reicht auch weniger etwa 20 Prozent", sagte er. Zu Höhe und möglichem Zeitpunkt einer Kapitalerhöhung äußerte sich der ThyssenKrupp-Chef nicht. Es hätten sich aber bereits "eine ganze Reihe von Interessenten gemeldet, die gerne dabei wären".
Aufsichtsbehörde durchleuchtet ThyssenKrupp
Das Hilfsangebot von RAG-Stiftungs-Chef Werner Müller für den angeschlagenen Konzern wies Hiesinger zurück. "Wir haben Erfolge vorzuweisen, eine überzeugende Story und Perspektiven", sagte er. "Wenn die RAG-Stiftung daran glaubt, kann sie unsere Aktien am freien Markt kaufen".
Das Unternehmen steckt in der tiefsten Krise seit der Fusion von Thyssen und Krupp 1999. Im Gesamtkonzern schrieb ThyssenKrupp inklusive der verlustträchtigen Übersee-Stahlwerke in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2012/13 nach Anteilen Dritter einen Verlust von 983 Millionen Euro. Bei dem Verkauf der Übersee-Stahlwerke kann Hiesinger immer noch keinen Erfolg vermelden. "Wir verhandeln intensiv mit einem führenden Bieter", sagte er. "Und so lange wir bei der Klärung der strittigen Punkte weiterkommen, machen die Verhandlungen auch Sinn."
ThyssenKrupp wird zudem von Kartellverstößen erschüttert. Wegen illegaler Preisabsprachen mit anderen Schienenherstellern verhängte das Bundeskartellamt hohe Bußgelder gegen den Konzern, zudem fordern Unternehmen wie die Bahn Schadenersatz. Daneben ist der Konzern wegen des Verdachts von illegalen Absprachen bei Stahl für die Autobranche ins Visier der Aufsichtsbehörde geraten. Aus dem "Amnestieprogramm", in dem die Mitarbeiter ohne Sorge vor Schadenersatzansprüchen oder Kündigungen auf Missstände aufmerksam machen sollten, hätten sich keine Hinweise ergeben, sagte der Konzernchef. "Doch die Ermittlungen sind erst am Anfang. Falls man etwas finden sollte, ginge es um gewaltige Größenordnungen".
Quelle: ntv.de, jwu/rts