Wirtschaft

Geldpolitische Strategie ändern Top-Ökonom fordert von EZB Strategiewechsel

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Klüger wäre es aus Sicht von Forscher Fratzscher, ein quantitatives Inflationsziel aufzugeben und Finanzstabilität viel expliziter in der Strategie zu verankern.

Klüger wäre es aus Sicht von Forscher Fratzscher, ein quantitatives Inflationsziel aufzugeben und Finanzstabilität viel expliziter in der Strategie zu verankern.

(Foto: picture alliance/dpa)

Erst kürzlich hat Christine Lagarde betont: Die EZB werde entschlossen an ihrem Kurs festhalten, bis die Inflation wieder bei zwei Prozent liegt. DIW-Chef Fratzscher fordert allerdings: Die EZB solle ihr Inflationsziel besser aufheben. Die Zeit multipler Krisen erfordert seiner Einschätzung nach ein Umdenken.

Der Berliner Top-Ökonom Marcel Fratzscher schlägt der Europäischen Zentralbank (EZB) einen Strategiewechsel bei der Bekämpfung der Inflation vor. Die US-Notenbank Fed habe mit ihrem dualen Mandat von Preisstabilität und Vollbeschäftigung deutlich mehr Flexibilität als die EZB, die sich auf ein symmetrisches Mandat von zwei Prozent Inflation in der mittleren Frist festgelegt hat: "Viele Zentralbanken werden sich weiter schwertun, Preisstabilität zu erreichen. Die EZB sollte ihr quantitatives Inflationsziel daher besser aufgeben", schreibt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt".

Pandemie, Energiekrise und Bankenprobleme zeigten eindrucksvoll das Ausmaß, in dem Zentralbanken mehr und mehr die Kontrolle über ihr Mandat der Preisstabilität verlören. Diese Zeiten multipler Krisen in einer zunehmend global vernetzten Wirtschaft erforderten ein Umdenken.

Klüger wäre es aus Sicht des Forschers, ein quantitatives Inflationsziel aufzugeben und Finanzstabilität viel expliziter in der Strategie zu verankern. Eine Inflationsrate von beispielsweise drei Prozent sei per se wirtschaftlich nicht schädlich, solange Währungshüter auch kommunizierten, dass sie mit einer solchen Inflationsrate einverstanden seien und sich wirtschaftliche Akteure auf eine stabile Inflationsrate und Finanzierungsbedingungen verlassen könnten. Es sei eine Anpassung der geldpolitischen Strategie erforderlich: "Je früher die Zentralbanken damit beginnen, desto besser."

Steinbrück: EZB hat Mitschuld an hoher Inflation

Fratzscher, der einst für die Europäische Zentralbank tätig war, steht mit seinen Vorschlägen im Kontrast zu den jüngsten Äußerungen von EZB-Chefin Christine Lagarde. Diese betonte: "Wir werden - entschlossen und unbeirrt - weitermachen, bis wir sehen, dass die Inflation zeitnah zu unserem mittelfristigen Ziel von zwei Prozent zurückkehrt."

Der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück macht derweil die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank mitverantwortlich für die hohe Inflation. "In meinen Augen hat die EZB zu spät reagiert. Sie hat lange die Liquiditätspumpe bedient." Das sagte Steinbrück am Rande des Mallorca-Wirtschaftsforums im Interview mit RTL/ntv. Dass die Notenbank die Leitzinsen erhöht hat, sei richtig und er rechne mit weiteren Erhöhungen. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass im Laufe dieses Jahres mindestens 4 oder 4,25 Prozent erreicht werden", so der SPD-Politiker.

Quelle: ntv.de, jki/rts

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