Wirtschaft

"Gefährlich und destruktiv" Top-Ökonomen warnen vor Trump

Will US-Präsident werden: Donald Trump.

Will US-Präsident werden: Donald Trump.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Hunderte US-Wirtschaftswissenschaftler bitten ihre Landsleute, nicht Trump zu wählen. Ihre Begründung: Er setze auf Wunschdenken und Verschwörungstheorien. Und er führe die Wähler in die Irre.

370 US-Ökonomen haben gemeinsam ihre Landsleute aufgefordert, bei den Präsidentschaftswahlen ihre Stimme nicht Donald Trump zu geben. Der republikanische Kandidat sei "eine gefährliche, destruktive Wahl für das Land", heißt es in einem offenen Brief, den das "Wall Street Journal" veröffentlichte. Unterzeichnet wurde er fast vollständig von Hochschulprofessoren, darunter acht Nobelpreisträger.

"Seine Statements zeigen eine große Ignoranz in Bezug auf Ökonomie und die Unfähigkeit, auf glaubwürdige Experten zu hören", heißt es weiter. Trump setze auf Wunschdenken und Verschwörungstheorien und erschüttere das Vertrauen in öffentliche Institutionen.

Die Ökonomen sprechen sich nicht ausdrücklich für Hillary Clinton aus. Sie empfehlen lediglich, einen anderen Kandidaten als Trump zu wählen. Bei der Wahl treten auch Jill Stein für die Green Party und der libertäre Gary Johnson an.

Die Wissenschaftler werfen Trump vor, Falschinformationen zu verbreiten und die Wähler in die Irre zu führen. "Er behauptet, dass er das Haushaltsdefizit schließen werde. Aber er hat einen Plan vorgelegt, der die Steuereinnahmen in den nächsten zehn Jahren zwischen 2,6 und 5,9 Billionen Dollar reduzieren wird", heißt es mit Verweis auf die überparteiliche Denkfabrik "Tax Foundation".

Vor allem kritisieren die Ökonomen jedoch Trumps Haltung zum Handel. Trump habe fälschlicherweise behauptet, dass Handelsabkommen die USA ärmer machten. "Obwohl die Gewinne daraus nicht gleichmäßig verteilt worden sind (…), sind Durchschnittseinkommen und Durchschnittsvermögen in den USA seit den 1980er Jahren erheblich gewachsen." Zudem behaupte Trump, dass Handel ein Nullsummenspiel sei und dass die Größe von Defiziten vor allem von der "Härte" der Verhandler abhänge.

Trump-Berater weist Kritik zurück

Trump behaupte, sich für Menschen einzusetzen, die ihren Job in der Industrie verloren haben, so die Ökonomen. "Er hat aber keinen Plan, um ihren Übergang in gutbezahlte Jobs im Dienstleistungssektor zu unterstützen", heißt es in dem Brief. Stattdessen habe er dafür gesorgt, dass über Optionen diskutiert werde, die sowohl den technologischen Wandel als auch die Vorteile von internationalem Handel ignorierten.

"Der Anteil der Industrie an der Beschäftigung geht seit den 1970 Jahren zurück – und das hängt vor allem mit der Automatisierung zusammen, nicht mit Handel", so die Ökonomen. Deshalb sei Trumps Behauptung auch falsch, dass Zölle auf chinesische Produkte oder eine Neuverhandlung des Nafta-Freihandelsabkommens für eine nennenswerte Zahl neuer Jobs in der Industrie führen werden.

Im Lager von Trump stieß der Brief erwartungsgemäß auf wenig Gegenliebe. "Man darf Ökonomen und Nobelpreisträgern in Sachen Handel nicht glauben", sagte Trump-Berater Peter Navarro dem "Wall Street Journal". Der Ökonom lehrt selbst an der University of California. "Man braucht keinen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften, um zu erkennen, dass Trumps Plan (…) das Wachstum signifikant erhöhen, die Löhne steigern, Billionen Dollar Steuereinahmen generieren wird". Das werde Trump gelingen durch niedrigere Steuern, weniger Regulierung, höhere Exporte, geringere Importe sowie durch die Steigerung der Öl-, Gas- und Kohleförderung.

"Dieser Brief ist eine Peinlichkeit für die Ökonomenzunft", so Navarro. "Sie beharrt weiter darauf, dass schlechte Handelsabkommen gut für Amerika sind - das ist ein klassischer Fall, in dem die Realität über die Lehrbuch-Ökonomie hinweggeht."

Quelle: ntv.de, jga

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