"Wir können das schon verfolgen" UBS bezweifelt neuen Datenkauf
09.08.2012, 10:38 Uhr
Die Großbank UBS bezweifelt, dass das Land NRW erneut eine Steuerdaten-CD gekauft hat.
(Foto: dapd)
Bei der Schweizer Großbank UBS geht man nicht davon aus, dass Nordrhein-Westfalen neue Steuerdaten ihrer deutschen Kunden erhalten hat. Dies könne kaum noch unbemerkt erfolgen, heißt es. Hinsichtlich des Libor-Skandals locken US-Ermittler ehemalige und aktuelle UBS-Mitarbeiter mit Straffreiheit.
Bei der Schweizer Großbank UBS wird bezweifelt, dass erneut in den Besitz interner Steuerdaten ihrer deutschen Kunden gelangt ist. "Uns liegen keine Erkenntnisse vor, dass wir Opfer eines Datendiebstahls sind", sagte UBS-Sprecher Dominique Gerster in Zürich.
In Bankkreisen hieß es, die Schweizer Geldinstitute könnten zwar immer noch nicht völlig ausschließen, dass vertrauliche Kundendaten kopiert und verkauft werden. Jedoch seien die Sicherheitssysteme der Banken inzwischen so weit verstärkt, dass dies kaum noch unbemerkt erfolgen könne.
Auch die UBS habe "interne Technologien und wir können das schon verfolgen", sagte der Sprecher. Es gebe aber keine Hinweise auf einen Datenabfluss. Die Quellen der deutschen Medienberichte über die angebliche Weitergabe von UBS-Daten seien "nicht substanziiert", sagte Gerster. Man schließe nicht aus, dass "einfach Politik" eine Rolle spiele.
Nordrhein-Westfalens Finanzminister Norbert Walter-Borjans gehört zu den aktivsten Gegnern des Steuerabkommens zwischen Deutschland und der Schweiz und will es erklärtermaßen im Bundesrat zu Fall bringen. Nach Berichten der "Financial Times Deutschland" sowie der "Süddeutschen Zeitung" hat NRW zwei weitere CD mit größeren Mengen an Schweizer Bankdaten erworben. Walter-Borjans erklärte in der "Financial Times Deutschland": "Das Steuerabkommen mit der Schweiz ist weder in Kraft noch ratifiziert und auch nicht zustimmungsfähig."
Libor-Ermittler locken
Der UBS macht zudem der zu schaffen. Bei den Ermittlungen in den USA hat die Staatsanwaltschaft einem Zeitungsbericht zufolge einigen ehemaligen sowie aktuellen Mitarbeitern der Schweizer Großbank Straffreiheit angeboten. Im Gegenzug müssten die Betroffenen mit den Ermittlern zusammenarbeiten, berichtete das "Wall Street Journal". Ein Teil des betroffenen UBS-Personals arbeite noch bei der Bank. Die UBS hat während der seit vier Jahren anhaltenden Untersuchungen in diesem Zusammenhang etwa 20 Händler und Manager entlassen oder suspendiert.
Weltweit stehen zahlreiche Banken im Verdacht, wichtige Referenz-Zinssätze wie den Libor und den Euribor zu ihren Gunsten manipuliert zu haben. Die Zinsen beruhen auf den Refinanzierungskosten der Banken, die diese einmal täglich melden. Die Ermittler gehen Hinweisen nach, dass die Institute von 2005 bis 2009 die Sätze nach unten verzerrt haben, um ihre wahren Refinanzierungskosten zu verschleiern und Handelsgewinne einzustreichen.
Der Libor allein dient als Maßstab für Finanztransaktionen von mehr als 500 Billionen Dollar. Barclays ist bislang als einziges Geldhaus in dem Skandal zu einer Strafe verurteilt worden und zwar in Höhe von fast einer halben Milliarde Dollar.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts