Russische Oligarchen als Risiko US-Sanktionen treffen Schweizer Konzerne
11.04.2018, 14:35 Uhr
(Foto: dpa)
Die Strafmaßnahmen der US-Regierung entfalten weltweit ihre Wirkung: Zwei Tage nach dem ersten Kurssturz in Moskau erreichen die US-Sanktionen den Schweizer Industrieriese Sulzer. Der Konzern kommt vorerst nicht mehr an seine Dollar-Konten heran.
Die US-Konten des Schweizer Maschinenbauers Sulzer sind aufgrund der US-Sanktionen gegen Russland teilweise eingefroren worden. Sulzer-Sprecher Rainer Weihofen bestätigte entsprechende Medienberichte. Er betonte, dass die Einschränkungen von den Banken ausgegangen seien. "Sulzer steht nicht auf einer Liste von US-Behörden." Dagegen stehen Sulzer-Hauptaktionär Renova und sein Chairman, der russische Oligarch Viktor Vekselberg auf der US-Sanktionliste.
Die Banken hätten auf die US-Sanktionen gegen Vekselberg reagiert, hieß es weiter. Sulzer dürfe zwar weiterhin Löhne aus- und Lieferanten bezahlen, ansonsten aber keine Zahlungen in Dollar vornehmen und keine Neugeschäfte tätigen. Die Einschränkungen der US-Behörden sind umfangreich: Der Konzern kann laut Weihofen zwar weiterhin die Kunden in den USA bedienen, jedoch nur, wenn entsprechende Verträge vor Freitag der vergangenen Woche abgeschlossen worden seien.
US-Neugeschäft auf Eis
Sulzer ist das einzige Schweizer Industrieschwergewichts, dass in den politischen Spannungen mit Russland zwischen die Fronten geraten ist. Die Aktien von Oerlikon und Schmolz + Bickenbach waren wegen der neuen US-Sanktionen gegen Russland zu Wochenbeginn eingebrochen. Vekselberg ist über seine Beteiligungsgesellschaft Renova nicht nur an Sulzer, sondern maßgeblich auch an Oerlikon und Schmolz + Birkenbach beteiligt.
Die Geschäftsführung von Sulzer hofft nach Angaben von Weihofen weiter darauf, im Verlauf der Woche von den Sanktionen befreit zu werden. Mitarbeiter von Sulzer in den USA stünden in engem Kontakt mit der zuständigen Behörde OFAC ("Office of Foreign Assets Control"), die dem US-Finanzministerium untersteht. Die Gesprächsatmosphäre dort beschrieb Weihofen als "konstruktiv".
Sulzer-Aktien vom Handel ausgesetzt
Sulzer hatte mit Vekselbergs Beteiligungsgesellschaft Renova zwar am Wochenende vereinbart, dass dieser seine Beteiligung auf unter 50 Prozent senkt. Die OFAC muss diese Transaktion aber erst noch anerkennen. Bis dahin behandeln die Banken Sulzer wie eine Firma, gegen die Sanktionen verhängt wurden.
Diese Vorsichtsmaßnahme erreicht über Umwege auch die Aktionäre: Händlern zufolge setzte zuerst die UBS und dann auch die Credit Suisse den Handel mit Aktien des Schweizer Maschinenbauers aus - offenbar aus Furcht davor, wegen Sanktionsverstößen ins Visier der US-Behörden zu geraten. "Die UBS ist als globaler Finanzdienstleister angehalten, eine Vielzahl rechtlicher und regulatorischer Bestimmungen einzuhalten", erklärte ein Sprecher der Bank - ohne das Vorgehen bei Sulzer zu bestätigen oder auch nur den Namen des Konzerns zu nennen. Bei der Credit Suisse wollte sich vorerst niemand zu dem Fall äußern.
Medwedew: "Unlauterer Wettbewerb"
Die vor dem Wochenende verhängten US-Sanktionen richten sich gegen sieben russische Oligarchen, zwölf Unternehmen und 17 Regierungsvertreter. Das US-Finanzministerium versteht die verschärften Strafmaßnahmen als Vergeltung für die Einmischung russischer Kräfte in den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016. Aufgrund der neuen Beschränkungen war es an den russischen Börsen zu Wochenbeginn zu scharfen Kurseinbrüchen gekommen. Auch die Landeswährung Rubel verlor deutlich an Wert.
Der russische Regierungschef Dmitri Medwedew kritisierte die US-Sanktionen gegen sein Land als "unlauteren Wettbewerb". Diese dienten lediglich dazu, Russlands wirtschaftliche Entwicklung einzuschränken, sagte er im Parlament in Moskau. "Es gibt keinen Zweifel, dass wir mit diesem Druck zurechtkommen und diese Handlungen sich letztlich zum Vorteil für unsere Wirtschaft wenden werden", sagte Medwedew.
Die USA und Europa hätten Russland die Rolle eines Feindes aufgezwungen. In den vergangenen Jahren habe es viele solcher Schläge gegeben, aber Russland habe sich daran gewöhnt, damit umzugehen. Details zu den angekündigten Gegenmaßnahmen nannte Medwedew nicht.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts