Wirtschaft

"Zahlensalat" und "giftiger Cocktail" USA schießen Dax ab

Die Furcht vor einem dramatischen Anstieg des Ölpreises geht am deutschen Aktienmarkt zu Handelsende fast unter. Zu stark ist der Abgabedruck, der von der Wall Street nach Frankfurt schwappt.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Zu viele Jäger sind des Hasen Tod: Nach diesem Motto scheint der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag zu verfahren: Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Spaniens. der hohe Ölpreis und nicht zuletzt die schlechter als erwartet ausgefallenen Arbeitsmarktdaten in den USA schicken Dax und Co. auf Tauchstation. Marktstratege David Buik von BGC Partners hält die Kombination aus den Unruhen in Libyen - die den Ölpreis in Mitleidenschaft ziehen - und der europäischen Schuldenkrise für einen "giftigen Cocktail". Der Dax hat ihn nicht vertragen.

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Der deutsche Leitindex schloss 1,0 Prozent schwächer bei 7063 Punkten, nachdem er zuvor bis auf 7022 Punkte gefallen war. Der MDax büßte 1,3 Prozent auf 10.152 Zähler ein, der TexDax gar 1,8 Prozent auf 879 Punkte. In den USA gaben die Kurse auf breiter Front nach. Gegen 17.45 Uhr MEZ notierte der Dow Jones mit 1,3 Prozent im Minus.

Nerven liegen blank

Am Markt herrsche große Unsicherheit, sagte ein Händler in Frankfurt. Die Herabstufung Spaniens laste derzeit noch stärker auf dem Markt als der hohe Ölpreis. Die Ratingagentur Moody's senkte die Bonitätsnote für Staatsanleihen aus Spanien auf "AA2" von "AA1". Zugleich schlossen die Analysten eine weitere Herabstufung nicht aus.

Vor allem die Aktien spanischer Banken gerieten daraufhin unter Druck. Commerzbank sackten um 2,6 Prozent ab und gehörten damit zu den größten Dax-Verlierern, die Anteilsscheine der Deutschen Bank verloren 1,0 Prozent.

Ölpreis drückt weiter  

Im Ölförderland Libyen hielten die Kämpfe unterdessen an, weshalb die Preise für die Ölsorten WTI und Brent trotz leichter Rückgänge auf hohem Niveau blieben. Ebenfalls belastet wurden die Märkte von dem überraschenden Handelsdefizit in China. Statt des erwarteten Überschusses wies die Volksrepublik ein Defizit von 7,3 Mrd. Dollar aus - das größte seit sieben Jahren. Das schüre die Angst vor einem Konjunkturdämpfer, sagte ein Börsianer.

"Aktie Gelb" ist grün

In Deutschland übertrafen viele Großkonzerne mit ihren Ergebnissen für 2010 die Erwartungen, konnten dem Gesamtmarkt damit aber keinen Schwung verleihen: In der Dax-Spitzengruppe setzten sich die Titel von SAP fest: Vorstandsmitglied Brandt sagte, die Zeit der "großen Deals" sei wieder da. das stützte den Kurs, der knapp 1 Prozent zulegen konnte. Auch die Deutsche Post hielten sich unter den Gewinnern auf und schlossen am Ende 0,3 Prozent höher. Der Konzern hat nach einem Gewinnsprung 2010 eine höhere Dividende in Aussicht gestellt.

VW-Vorzüge sanken um 3,6 Prozent, obwohl der Konzern nach dem besten Jahr der Unternehmensgeschichte 2010 in diesem Jahr erneut Rekorde bei Absatz, Umsatz und Gewinn erzielen will. Börsianer verwiesen auf Gewinnmitnahmen. Zudem hätten die Resultate keine positiven Überraschungen gebracht. BMW-Aktien büßten nach anfänglichen Gewinnen am Ende 1,8 Prozent ein. Börsianer lobten hier die Dividende, die mit 1,30 Euro je Anteilsschein über den Erwartungen liege.

Verlierer überwiegen

Die Aktien von K+S drehten nach deutlichen Anfangsgewinnen bereits am späten Vormittag ins Minus und gaben 1,8 Prozent ab. Gewinnmitnahmen dürften der Grund sein, nach der Verdreifachung des Betriebsgewinns des Salz- und Düngemittelkonzerns.

Dank eines zuversichtlichen Ausblicks trotzte Linde lange Zeit am stärksten dem Negativtrend. Aber auch Linde trieb es zu Handelsende ins Minus: 0,7 Prozent. Der optimistische Blick in die Zukunft bestätige ihre positive Sicht auf das Unternehmen, schrieb Equinet-Analystin Nadeshda Demidova in einem Kommentar. Sie bestätigte ihre Kaufempfehlung und das Kursziel von 140 Euro.

Auf der Verliererseite standen ebenfalls Münchener Rück mit einem Abschlag von 1,4 Prozent an der Spitze. Der Rückversicherer hat mit den Kosten infolge des Erdbebens in Neuseeland zu kämpfen.

Infineon gaben nach einem negativen Ausblick des US-Chipherstellers Texas Instruments für 2010 um 3,6 Prozent nach.

Gea schwach - Tognum stark

Im MDax trennten sich Investoren vor allem von Gea, die Papiere gaben 2,1 Prozent nach. Der Ausblick für 2011 liege unter den Erwartungen, bemängelte Analyst Markus Turnwald von der DZ Bank.

Die Aktien des vor der Übernahme durch Daimler und Rolls-Royce stehenden Motorenbauer Tognum gewannen rund 2,4 Prozent. Hintergrund ist Händlern zufolge eine vom Konzern ausgelobte höhere Dividende. Für 2010 sollen die Anteilseigner 0,50 Euro je Aktie erhalten, teilte Tognum mit. Für das Krisenjahr 2009 war die Ausschüttung auf 0,35 Euro von dem für 2008 gezahlten Dividendenrekord in Höhe von 0,70 Euro halbiert worden.

Südzucker halfen eine Heraufstufung durch Goldman Sachs. Die Titel setzten sich im MDax mit einem Plus von 1,1 Prozent in die Spitzengruppe. Das Unternehmen profitiere von den steigenden Zuckerpreisen in der EU, urteilten die Analysten der US-Bank. Auch die nächste Runde der EU-Preisverhandlungen könne sich positiv auswirken.

Die im TecDax gelisteten Papiere von Manz Automation verloren nach Vorlage der Geschäftsergebnisse 4,8 Prozent.

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa/DJ

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