Wirtschaft

Vorarbeiten an einem Finanzgiganten Goldman stößt Hedgefonds ab

Schnelles Geld in großen Mengen: Bei Hedgefonds verlieren auch Finanzprofis hin und wieder den Überblick.

Schnelles Geld in großen Mengen: Bei Hedgefonds verlieren auch Finanzprofis hin und wieder den Überblick.

(Foto: REUTERS)

An der Wall Street verfolgen Beobachter staunend die ersten Anzeichen für die Geburt eines neuen Investment-Riesen: Unbestätigten Angaben zufolge arbeitet Goldman Sachs an der Abspaltung der eigenen Hedgefonds-Sparte. Die Rede ist von einem Finanzgiganten mit einem Gesamtgewicht von bis zu 700 Mrd. US-Dollar.

Die US-Großbank steht einem Zeitungsbericht zufolge kurz vor einem Verkauf ihres Hedgefonds-Verwaltungsgeschäfts. Gespräche mit State Street darüber seien weit fortgeschritten, berichtete die "Financial Times" unter Berufung auf mit den Plänen vertraute Kreise.

Eine formelle Einigung sei allerdings noch nicht erreicht, hieß es. Durch den Verkauf entstünde der größte Verwaltungsdienstleister für Hedgefonds weltweit, hieß es in dem Bericht. Das fusionierte Geschäft wäre demnach für die Verwaltung von Fonds im Volumen von fast 700 Mrd. Dollar zuständig und würde damit Marktführer Citco überholen.

Die Goldman-Sparte allein verwalte derzeit Vermögenswerte in Höhe von 200 Mrd. Dollar und liege damit auf Rang vier der Branche. Goldman sondiere bereits seit Monaten eine Veräußerung und habe mit mehreren potenziellen Käufern gesprochen. Ein Goldman-Sprecher wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Umbauwochen an der Wall Street

Gerüchte über größere Verkaufspläne in der US-Bankenlandschaft hatten vergangene Woche die Kurse der großen Geldhäuser an der Wall Street beflügelt. Die Aktien von Morgan Stanley schnellten Mitte der Woche zeitweise um 8,4 Prozent in die Höhe. Die US-Großbank erwägt einem Medienbericht zufolge, einen Anteil ihrer Rohstoff-Sparte zu verkaufen. Auch die Aktien von Goldman Sachs, JP Morgan und Bank of America zogen in der Folge deutlich an.

Die Vorteile für die Banken liegen auf der Hand: Angesichts wachsender Kritik an den könnten sie sich durch die Abspaltung ihrer Rohstoff- beziehungsweise Hedgefonds-Sparten wieder auf das eigentliche Kundengeschäft konzentrieren und gleichzeitig abstoßen. Zudem zeichnen weitere Regulierungsvorstöße ab, die die Ertragschancen im Hedgefonds-Geschäft einschränken dürften.

"Krisenherde außerhalb des Radars"

Zuletzt erinnerte Deutschlands oberste Finanzaufseherin erneut daran, endlich einen strukturellen Sprengsatz für das Weltfinanzsystem zu entschärfen. "Wir können uns mit der Regulierung von Schattenbanken keine Zeit mehr lassen, sagte vergangene Woche dem "Handelsblatt". In diesem Bereich der Branche könnten Risiken aufgebaut werden, "die zur einer Gefahr für die Stabilität des gesamten Finanzsystems" führten.

Als Schattenbanken gelten Institute, die bankähnliche Aufgaben wie Finanzierungen erledigen, ohne der Bankaufsicht zu unterliegen. Dabei handelt es sich vorrangig um Hedgefonds oder Geldmarktfonds, aber auch um Zweckgesellschaften - Institute also, die bekannt sind für ihre riskanten Geschäfte.

Nach Expertenschätzungen hat sich das Finanzvolumen der Schattenbanken zwischen 2002 und 2010 auf 46 Billionen Euro mehr als verdoppelt. Und die schärfere Überwachung von "normalen" Banken bietet zusätzliche Anreize, Geschäfte in den kaum regulierten Schattenbankensektor zu verlagern.

Vor diesem Hintergrund warnte die Bafin-Chefin König vor den Folgen eines nachlassenden Reformwillens. "Wenn wir nicht bald wesentliche Fortschritte erzielen, ist es nur eine Frage der Zeit, dass sich Krisenherde außerhalb unseres Radars bilden."

Quelle: ntv.de, rts

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