Wirtschaft

Energie ist Trumpf Kaeser kommt mit Vision 2020

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Die Umbaupläne von Siemens-Chef Kaeser kommen zur rechten Zeit. Das zweite Quartal war durchwachsen. Die Konzentration auf Energietechnik soll ein Kickstart für die Zukunft werden. Die Beschäftigten bangen wieder um ihre Jobs.

Strategisch günstiger geht es kaum: Siemens wartet genau dann mit großen Umbauplänen auf, als maue Geschäftszahlen fällig werden. Das zweite Quartal ist "durchwachsen" verlaufen. Der Gewinn betrug zwar 1,15 Milliarden Euro, zwölf Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Es fielen allerdings hohe Kosten durch eine Umstrukturierung im vergangenen Jahr an. Der Umsatz sank gleichzeitig um zwei Prozent auf 17,45 Milliarden Euro. Als Grund hierfür wurde der starke Euro angeführt.

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Unmittelbar vor der Veröffentlichung der Zahlen ruft Siemens-Chef Joe Kaeser die "Vision 2020" aus, mit der er das Unternehmen entlang der drei Wachstumsfelder Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung neu ausrichten will.

An der Börse kommt diese Strategie gut an, die Aktie legt nach anfänglichen Verlusten um über 3,0 Prozent zu. "Das zeigt klar eine neue Dynamik bei Siemens", sagte ein Händler: "Auch kommt es vielen Wunschszenarien von Analysten entgegen." Die Aussagen zum Konzernaufbau seien am Markt gut angekommen, sie seien langfristig die wichtigeren Aussagen, sagte ein Händler.

Maue Zahlen

Die aktuell im Übernahmekampf um Alstom verstrickte Siemens setzte wegen negativer Währungseinflüsse im zweiten Quartal nicht nur etwas weniger um, sondern verbuchte auch weniger Aufträge. Konkret sank der Auftragseingang in den Monaten Januar bis März auf 18,43 Milliarden Euro - im Vorjahreszeitraum lag er noch bei 21,24 Milliarden Euro - Analysten hatten mit 19,24 Milliarden Euro gerechnet.

Um sein Haus profitabler zu machen, verpasst Kaeser dem Konzern eine neue Struktur.

Um sein Haus profitabler zu machen, verpasst Kaeser dem Konzern eine neue Struktur.

(Foto: picture alliance / dpa)

Kaeser sieht sich durch die Zahlen in seinen Umbauplänen bestätigt. "Das zweite Quartal hat gezeigt, dass wir in der Verbesserung der operativen Performance noch viel zu tun haben," sagte Kaeser. "Dennoch sind wir auf Kurs, um unsere Ziele für das Geschäftsjahr zu erreichen." Sein Haus werde im laufenden Jahr den Gewinn je Aktie um mindestens 15 Prozent steigen - vorausgesetzt der Umsatz bleibe auf Vorjahresniveau.

Um sein Haus profitabler zu machen, verpasst Kaeser dem Konzern eine neue Struktur, mit der sich Siemens künftig stärker auf Energietechnik ausrichten will. Mit Beginn des kommenden Geschäftsjahres gehören die vier Sektoren, in die sich der Konzern bislang gliederte, der Vergangenheit an. Aus den 16 Divisionen werden 9.

Im Energie-Bereich verstärken sich die Münchener zudem mit der Übernahme des Energiegeschäfts von Rolls-Royce für insgesamt knapp 1,2 Milliarde Euro. Das bisher profitabelste Siemens-Geschäft Medizintechnik soll unterdessen eigenständig geführt werden. Außerdem kündigte Siemens nach einer Aufsichtsratssitzung den Börsengang seines Hörgerätegeschäftes an.

Wie attraktiv ist Alstom wirklich?

Siemens drängt auch sonst an neue Ufer. Derzeit prüfen Vorstand und Aufsichtsrat ein Gebot für den französischen Wettbewerber Alstom, den indes auch Siemens-Konkurrent General Electric übernehmen will. Kaeser betonte, der Konzern habe ein "ernsthaftes" Interesse am französischen Konkurrenten. Sonst hätte der Vorstand seine Zeit nicht für den Einstieg in das mögliche Wettbieten mit dem US-Rivalen General Electric investiert, sagte er. Derzeit prüfe Siemens die Alstom-Bücher, danach könnte ein Angebot aus München kommen.

Branchenbeobachter sehen das Engagement kritisch. Angesichts der angekündigten Neuordnung bei Siemens hält ein Analyst einen Kauf für "immer unwahrscheinlicher". Der Umbau "dürfte verhindern, dass sich Siemens das aufbürden muss". Alstom wartete unterdessen mit einem Gewinneinbruch auf, die Dividende wird gestrichen. Beobachter halten es für nicht ausgeschlossen, dass das schlechte Ergebnis möglicherweise auch GE dazu verleiten könnte, sein Übernahmeangebot anzupassen.

Beschäftigte bangen um Jobs

Während Branchenbeobachter und Börsianer die Umbaupläne feiern, beginnt für die weltweit gut 360.000 Siemens-Beschäftigten das große Zittern um die Jobs. Nach dpa-Informationen könnten durch den Umbau zwischen 5000 und 10.000 Arbeitsplätze bedroht sein. Betroffen dürften dieses Mal vor allem Stellen in der Verwaltung sein.

Die IG Metall forderte einen Fortbestand der 2010 geschlossenen Standort- und Beschäftigungssicherung, die unter anderem betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Zudem müssten tragfähige Wachstumsstrategien für alle Geschäftsbereiche in der neuen Struktur entwickelt werden, erklärte die Gewerkschaft. Für den 23. Mai ist nach Angaben der Berliner IG Metall ein bundesweiter Aktionstag zur Sicherung der Standorte geplant.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/DJ

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