Wirtschaft

Josef Ackermann im Porträt Umstrittener Weltbanker

"Mr. 25 Prozent": Josef Ackermann.

"Mr. 25 Prozent": Josef Ackermann.

(Foto: REUTERS)

Kaum ein zweiter Spitzenmanager in Deutschland polarisiert so stark wie Deutsche-Bank-Chef Ackermann. Zeigt er beim Mannesmann-Prozess noch lässig das Victory-Zeichen, streckt der Top-Banker nun die Waffen. Denn möglicherweise holt ihn noch posthum die lange Hand des einstigen Medienzaren Kirch ein.

Josef Ackermann (63) verzichtet - er will den Posten des Oberaufsehers bei der Deutschen Bank nicht mehr. Damit steht fest: Die Ära des Schweizers an der Spitze der größten deutschen Bank geht im Mai nächsten Jahres endgültig zu Ende. Mit ihm geht einer der mächtigsten Manager der deutschen Wirtschaft und einer der Reizfiguren der Bankenwelt mitten in der andauernden Euro-Schuldenkrise. Aber auch Kritiker bescheinigen Ackermann hohe fachliche Qualitäten.

Noch im Sommer hatte Ackermann mit Aufsichtsratschef Clemens Börsig (63) um die künftige Kontrolle des größten deutschen Geldhauses gekämpft. Dann setzte er sich durch: Ackermann wollte Börsig 2012 ablösen und damit sein Amt als Vorstandschef vorzeitig beenden, das ursprünglich bis zur Hauptversammlung 2013 laufen sollte. An die operative Spitze der Deutschen Bank tritt 2012 ein Zweigespann, Ackermann-Favorit Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen.

Fraglich ist, ob der Rückzieher Ackermanns mit den Ermittlungen gegen ihn im Kirch-Prozess zu tun haben könnte. Jüngst wurde bekannt, dass auch seine Büro-Räume in Frankfurt durchsucht worden waren. Hintergrund sind die jahrelangen Streitigkeiten mit dem inzwischen verstorbenen Medienzar Leo Kirch, der dem Institut die Schuld für die Pleite seines Medienimperiums gegeben hatte. Ackermann und andere Topmanagern der Bank werden der Falschaussage bezichtigt.

Freund klarer Worte

Ackermann führt seit gut neun Jahren den Dax-Konzern. Dass er als Ausländer im Mai 2002 auf den Chefsessel befördert werden sollte, wusste der Schweizer ungewöhnlich früh: Schon im September 2000 wurde Ackermann offiziell als künftige Nummer Eins nominiert.

Der Schweizer ist wie kaum ein Banker umstritten. An seinem Millionengehalt stoßen sich alljährlich die Massen. Mit deutlichen Worten eckt der meist freundlich lächelnde Manager immer wieder an, ob es um Staatshilfen für strauchelnde Banken ging (Oktober 2008: "Ich würde mich schämen, wenn wir in der Krise Staatsgeld annehmen würden") oder die Bewältigung der Schuldenkrise in Griechenland (Mai 2010: "Ob Griechenland über die Zeit wirklich in der Lage ist, diese Leistungskraft aufzubringen, das wage ich zu bezweifeln").

Kritiker halten ihm bis heute als Zeichen von Arroganz vor, dass er 2004 im Gerichtssaal während des Mannesmann-Prozesses zwei Finger der rechten Hand zum Siegeszeichen emporreckte. Immer wieder angefeindet wird auch sein 25-Prozent-Renditeziel, das Ackermann 2005 in einem Atemzug mit dem Abbau tausender Stellen verkündete.

Wurzeln im Investmentbanking

Geboren am 7. Februar 1948 in Mels im sagenumwobenen Heidiland ist Josef ("Joe") Ackermann ein gefragter Gesprächspartner der Mächtigen in Wirtschaft und Politik. Als Präsident des internationalen Bankenverbandes IIF macht er seinen Einfluss weit über Deutschland und Europa hinaus geltend.

1996 kam Ackermann zur Deutschen Bank, wurde dort binnen kürzester Zeit zum obersten Investmentbanker und verantwortete damit jene Sparte, die dem Konzern bis heute den Löwenanteil der Gewinne beschert. Doch er erkannte auch: Die Deutsche Bank braucht eine zweite starke Säule - er steckte Milliarden ins Privatkundengeschäft. Ackermann drückte dem Institut seinen Stempel auf, nicht wenige in der Bank hofften deshalb, dass er dem Konzern in anderer Funktion erhalten bleiben würde. Dies erfüllt sich nun nicht.

Quelle: ntv.de, dpa

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