Debatte um Euro-Austritt Griechenlands Unternehmer ermahnen Politiker
07.08.2012, 18:57 Uhr
"Ich persönlich würde eine größere Zurückhaltung in der Öffentlichkeit begrüßen": Bodo Uebber (l., Archivbild).
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In der Debatte um die Zukunft des Euro wird der Ton von Tag zu Tag schriller. Längst scheuen auch besonnenere Politiker nicht mehr davor zurück, sich mit lautstarken Spekulationen über einen Euro-Austritt der Griechen ins Gespräch zu bringen. Einflussreiche Wirtschaftslenker sehen die Entwicklung mit großer Sorge: Polemische Ausfälle, so heißt es aus der Geschäftswelt, brächten Deutschland und den Euro keinesfalls weiter.

Für einfache Lösungen sei die Situation zu komplex und die Lösung der Krise zu wichtig: Nikolaus von Bomhard.
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Führende Wirtschaftsvertreter haben das aus ihrer Sicht fahrlässige Verhalten deutscher Politiker in der Debatte um eine Lösung der Schuldenkrise attackiert. Der Chef des weltgrößten Rückversicherers Munich Re, Nikolaus von Bomhard, mahnte, die Eurokrise nicht durch einfache und kernige Aussagen zu verschlimmern. Er bedaure, dass es manchen in der Debatte vor allem um Polarisierung gehe. Für einfache Lösungen sei die Situation zu komplex und die Lösung der Krise zu wichtig. "Dann sind solche extremen Aussagen nicht hilfreich", sagte von Bomhard bei der Vorlage der .
Bomhard nannte zwar keine Namen. Wegen scharfer Attacken auf Griechenland sind in den vergangenen Wochen aber vor allem drei Politiker in die Kritik geraten: Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt und Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU). International hatte vor allem Röslers Forderung nach einem schnellen Euro-Exit der Griechen für Aufsehen gesorgt. Im Gegensatz zu Dobrindt und Söder spricht der FDP-Politiker Rösler als Vizekanzler und Mitglied der Bundesregierung.
Auch Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber kritisierte in einem Interview Gedankenspiele zu einem möglichen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion und forderte von der Politik sachlichere Töne. Der "Süddeutschen Zeitung" sagte der Manager auf die Frage, wie er die jüngsten Äußerungen von Rösler und Söder beurteile: "Ich persönlich würde eine größere Zurückhaltung in der Öffentlichkeit begrüßen."
Rösler hatte vor kurzem beispielsweise erklärt, . Söder hatte daraufhin unverblümt den .
Daimler steht hinter der Kanzlerin
Uebber stärkte außerdem Kanzlerin Angela Merkel bei ihrem Euro-Kurs den Rücken und forderte klare Vorgaben für das Vorgehen der Europäischen Zentralbank EZB. "Ich denke, eine konsequente Stufenlösung, wie auch von Kanzlerin Merkel vorgesehen, ist der richtige Weg", sagte er zu Plänen der EZB, direkt Staatsanleihen aus Krisenländern zu kaufen.
Derzeit kämpfen Länder wie Spanien und Italien mit hohen Zinsen für frisches Geld. Großangelegte Käufe der Schuldscheine durch die EZB könnten die Lage beruhigen, schüren aber Inflationsängste. Kritiker monieren, die EZB gebe damit ihre ursprüngliche Aufgabe als Währungshüter auf.
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt warnte in der "Passauer Neuen Presse": "Wir dürfen den Austritt Griechenlands aus der Währungsunion nicht herbeireden." Öffentliche Spekulationen seien nicht hilfreich. "Damit wird nur zusätzliche Unsicherheit an den Märkten hervorgerufen."
Konstruktive Vorschläge
Daimler-Finanzchef Uebber warb zudem für mehr Regeln und Berichtspflichten in der Finanzwelt. "Vieles, was an den Finanzmärkten passiert, ist nach wie vor intransparent. Deshalb brauchen wir für alle Kapitalmarktteilnehmer mehr Regeln und Leitplanken inklusive der Ratingagenturen. Und wir müssen den Börsenhandel da einschränken, wo zügellos spekuliert wird."
Zum Szenario eines auseinanderbrechenden Euro-Raumes meinte der Daimler-Finanzchef: "Die Folgen wären ein riesiger Einbruch in der Wirtschaftsleistung, gerade auch in Deutschland, mit sehr großen Schwankungen an den Finanzmärkten."
Quelle: ntv.de, mmo/dpa