Viele Baustellen VW-Aufsichtsrat vertagt Bilanz-Sitzung
09.04.2016, 17:44 Uhr
Wie schlimm steht es um VW? Es gibt Redebedarf, hinter den Konzerntüren und davor. Im Bild: Betriebsratschef Bernd Osterloh, VW-Chef Matthias Müller und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (l -r).
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Aufklärung der Diesel-Affäre zieht sich. Wegen Forderungen aus den USA will VW angeblich sogar die entscheidende Sitzung der Kontrolleure zum Jahresabschluss verschieben. Niedersachsens Premier Weil fordert derweil mehr als nur "Schadensbegrenzung".
Der Aufsichtsrat von Volkswagen vertagt einem Zeitungsbericht zufolge seine Beratungen über den Jahresabschluss 2015. Eine für den 20. April angesetzte Sitzung der Kontrolleure werde um mindestens zwei Tage verschoben, berichtete das "Handelsblatt" aus Konzernkreisen.
Hintergrund sei, dass sich die Gespräche mit US-Umweltbehörden über die technische Nachbesserung von rund einer halben Millionen Dieselautos in die Länge zögen. Der Konzern habe einen Kommentar dazu abgelehnt.
Am Freitag war bekanntgeworden, dass sich das Präsidium des Aufsichtsrates bei einem Treffen am Montag mit Untersuchungen der US-Anwaltskanzlei Jones Day zu dem Abgasskandal befassen wolle. Zudem solle es um die finanzielle Situation des Konzerns gehen, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen. Auch um den Streit zwischen Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh und VW-Markenchef Herbert Diess soll es dabei angeblich gehen, berichten Insider.
"Es geht auch um Moral"
Am Samstag meldete sich auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil zu Wort. Bei der Aufarbeitung des Dieselskandals dürfe sich Volkswagen nicht nur mit Schadensbegrenzung befassen. "Es geht auch um Moral", sagte der VW-Aufsichtsrat beim SPD-Landesparteitag in Braunschweig. "Der Zweck heiligt nicht die Mittel; gegen diesen Grundsatz ist grob verstoßen worden und nun muss sich das Unternehmen seiner Verantwortung stellen."
Das Land als Aktionär fühle sich diesen moralischen Grundsätzen verpflichtet. "Wir tun alles für eine umfassende Neuausrichtung als Vorzeigeunternehmen nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht", sagte der Regierungschef. Eine starke Mitbestimmung der Arbeitnehmerschaft und ein starkes Engagement des Landes sei dabei nicht etwa Teil des Problems, sondern der Lösung.
VW hatte im September nach Vorwürfen der US-Behörden eingeräumt, in großem Stil Manipulations-Software in Diesel-Autos installiert zu haben. Durch das Betrugs-Programm wird die Abgasreinigung nur im Testmodus voll aktiviert. Im Normalbetrieb ist der Stickoxid-Ausstoß um ein Vielfaches höher.
An der Aufarbeitung des Dieselskandals sind rund 450 interne und externe Experten beteiligt. Der mächtige VW-Aufsichtsrat hatte im Oktober die US-Anwaltskanzlei Jones Day mit einer umfassenden Untersuchung beauftragt, um den Fall aufzuklären. Bis Ende des Monats soll ein erster Zwischenbericht vorgelegt werden.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/dpa