Wirtschaft

Zwischenbericht wird vorgelegt VW-Präsidium setzt weitere Krisensitzung an

Der Abgasskandal schadet VW extrem - Experten gehen von einem zweistelligen Milliardenwert aus.

Der Abgasskandal schadet VW extrem - Experten gehen von einem zweistelligen Milliardenwert aus.

(Foto: REUTERS)

Noch ist unklar, welche VW-Modelle vom Abgasskandal betroffen sind. In einer weiteren Krisensitzung will nun das Präsidium einen ersten Zwischenbericht beraten. Demnach hatte der Ursprung des Skandals handfeste wirtschaftliche Gründe.

Zur Aufarbeitung des Abgasskandals bei Volkswagen kommt das Präsidium des Aufsichtsrats nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch erneut zu einer Krisensitzung zusammen. Dabei soll nach internen Ermittlungen ein erster Zwischenbericht vorgelegt werden, erfuhr die Agentur aus Konzernkreisen.

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Demnach fiel die Entscheidung zum Einbau der Manipulations-Software in Diesel-Fahrzeugen bereits in den Jahren 2005 und 2006, und zwar in der Motorenentwicklung in der VW-Zentrale in Wolfsburg. Mit Hilfe der Software hatte VW Abgaswerte in US-Dieselfahrzeugen manipuliert. Damals, zu Zeiten von Bernd Pischetsrieder als Konzernchef und Wolfgang Bernhard als VW-Markenchef, wollte Volkswagen angesichts von Problemen auf dem US-Markt mit Dieselfahrzeugen punkten.

Abgasreinigung zu teuer

Die Vorgabe sei gewesen, diese Autos trotz der schärferen Abgaswerte kostendeckend anzubieten, hieß es in den Konzernkreisen. Die Einhaltung der Grenzwerte, zumindest auf dem Prüfstand, sei aber nur mit Hilfe der Manipulations-Software möglich gewesen. VW habe demnach darauf verzichtet, eine bestimmte Technologie zur Abgasreinigung in die Autos einzubauen, weil dies als zu teuer angesehen wurde.

Derweil wollen die neue Unternehmensführung und der Betriebsrat in der kommenden Woche die Belegschaft im Stammwerk Wolfsburg über die Folgen des Abgas-Skandals informieren. "Natürlich sind unsere Kolleginnen und Kollegen in der derzeitigen Situation sehr angespannt; und natürlich gibt es auch Ängste, wie sich die Situation weiterentwickelt", sagte der Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh. Daher werde er gemeinsam mit dem neuen VW-Chef Matthias Müller auf einer Betriebsversammlung informieren. Konsequenzen für die Arbeitsplätze sieht Osterloh derzeit noch nicht. Er sagte jedoch: "Wir beobachten das täglich sehr genau."

Das gesamte Ausmaß des Skandals ist weiter unklar. Weltweit sind 11 Millionen Autos betroffen, davon 2,8 Millionen in Deutschland. Eine genaue und vollständige Liste der betroffenen Modelle gibt es jedoch noch nicht. Die Motoren vom Typ EA 189 wurden mit einer Software ausgestattet, die die Messung des Ausstoßes von Stickoxiden manipulierte. Volkswagen will in den nächsten Tagen einen Maßnahmen- und Zeitplan veröffentlichen. Daraus werde hervorgehen, welche Fahrzeuge wann zurückgerufen werden sollten, kündigte ein Sprecher an.

Gespräche mit EU-Kommission

Zudem sind direkte Gespräche zwischen VW-Spitze und EU-Kommission geplant. EU-Industrie- und Binnenmarktkommissarin Elzbieta Bienkowska werde am Dienstag VW-Markenvorstand Herbert Diess empfangen, teilte die EU-Kommission mit. Ein Kommissionssprecher bekräftigte, alle Mitgliedstaaten seien aufgefordert, mit ihren Behörden zur Aufklärung der Affäre um manipulierte Autosoftware beizutragen. "Wir brauchen einen vollständigen Überblick, wie viele in der EU zertifizierte Fahrzeuge mit Abschalteinrichtungen ausgestattet waren."

Das Flensburger Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) setzte VW eine Frist bis zum 7. Oktober. Bis dahin sollen die Wolfsburger einen konkreten Plan vorlegen, wann ihre Fahrzeuge ohne Manipulationssoftware die Abgas-Vorgaben einhalten. Wie lange Volkswagen am Ende Zeit zur Nachbesserung haben werde, lasse sich noch nicht absehen, sagte ein KBA-Sprecher. Falls die Nachbesserung nicht gelingen sollte, drohten den betroffenen Fahrzeugen auf Deutschlands Straßen der Verlust der Zulassung und den entsprechenden Modellen ein Verkaufsverbot.

Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP/rts

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