"Waffen kann man nicht essen" Wird Russland ein Vasall Chinas?
02.03.2023, 11:51 Uhr
Die Präsidenten Russlands und Chinas, Wladimir Putin und Xi Jinping.
(Foto: via REUTERS)
Russland setzt wirtschaftlich auf China. Der Ökonom Oleg Vyugin hält das für riskant und warnt: Seinem Land drohe die Unterordnung.
Der russische Ökonom Oleg Vyugin hat eine düstere Prognose für die Zukunft seines Landes. "Russland wird ein Satellit der chinesischen Wirtschaft", sagte er in einem Interview mit der Zeitung "Business Gazetta". Vyugin lehrt an der Moskauer Wirtschaftshochschule HSE und war Chef der russischen Finanzmarktaufsicht.
Nach der russischen Invasion in der Ukraine hatte der Westen Sanktionen verhängt und die ökonomischen Beziehungen weitgehend runtergefahren. Der Kreml und russische Unternehmen orientieren sich deshalb in Richtung in China.
"China wird uns nicht retten", so Vyugin. Die Volksrepublik verhalte sich anders als Europa. "Russland und Europa hätten gegenseitig von den ökonomischen Beziehungen profitiert. "Wir waren nicht bloß die Tankstelle Europas", sagte der Wirtschaftswissenschaftler. Tausende Firmen seien in Russland aktiv gewesen und hätten zahlreiche Fabriken gebaut und sich an russische Regeln gehalten. Das Land habe von Technologietransfer profitiert. Die westlichen Firmen hätten Arbeitsplätze für Russen geschaffen und ihnen auch das Management anvertraut. Der Westen habe die Zusammenarbeit nicht an politische Bedingungen gekoppelt.
Doch die Volksrepublik agiere anders, warnte Vyugin. Denn für sie sei Russland vor allem ein Rohstofflieferant - wie etwa Afrika. Dort würden "chinesische Enklaven" errichtet. "China investiert, schirmt seine Technologie aber sehr sorgfältig ab. Chinesische Manager arbeiteten in Schlüsselpositionen, während Einheimische nur Hilfskräfte sind". Infrastruktur oder Fabriken würden von Chinesen gebaut, nicht von der lokalen Bevölkerung.
Waffenproduktion erhöht Wirtschaftswachstum
"Der russische Markt ist für China nicht besonders interessant", so Vyugin. Es gehe den Chinesen darum, Wirtschaftsbeziehungen politisch zu nutzen. Dass Russland sich China unterordne, sei langfristig eine Bedrohung der russischen Souveränität.
Die westlichen Sanktionen würden ihre Wirkung entfalten, ergänzte der Ökonom. Sie seien kein einmaliger Schlag, sondern "ersticken die Wirtschaft langsam". Die meisten russischen Firmen seien "im Überlebensmodus." Sie würden nicht in die zukünftige Entwicklung investieren. Stattdessen versuchen sie, Lieferketten mit neuen Partnern wiederaufzubauen.
In den kommenden Jahren werde die russische Wirtschaft deshalb nicht wirklich wachsen, selbst wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zunehme. "Waffen kann man nicht essen. Aber Waffen[produktion] ist Teil des BIP", sagte Vyugin. Die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts sage nichts über die Auswirkungen auf das alltägliche Leben aus. "Ein paar Leute werden im Moment in Russland vielleicht reicher. Aber die meisten Menschen werden ärmer."
Quelle: ntv.de, jga