Konjunkturskepsis gewachsen ZEW-Index sinkt
22.08.2017, 12:07 Uhr
Allen Befürchtungen zum Trotz: Deutschlands Wirtschaft ist derzeit robust.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein schwächeres deutsches Exportwachstum und die Affären in der Autobranche lassen die Börsianer vorsichtig werden. Der ZEW-Index präsentiert sich im August schwächer als erwartet.
Die Börsenprofis blicken überraschend skeptisch auf die deutsche Wirtschaft. Das Barometer für ihre Konjunkturerwartungen im kommenden halben Jahr fiel im August unerwartet deutlich um 7,5 auf 10,0 Punkte und damit den dritten Monat in Folge, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner monatlichen Umfrage unter 213 Analysten und Anlegern mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 15,0 Punkte gerechnet.
"Der sehr deutliche Rückgang der Konjunkturerwartungen spiegelt die Nervosität über den weiteren Verlauf des Wachstums in Deutschland wider", sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. "Vor allem das schwächer als erwartete Exportwachstum sowie die sich ausweitende Affäre in der Automobilbranche tragen dazu bei."
Dennoch sei der Konjunkturausblick für Deutschland "noch stabil auf vergleichsweise hohem Niveau". So wurde auch die Lage etwas besser bewertet als zuletzt.
Die Deutsche Bundesbank geht davon aus, dass die Wirtschaft auch im laufenden dritten Quartal schwungvoll zulegt. Im ersten Quartal war sie um 0,7 Prozent gewachsen und zwischen April und Juni dann um 0,6 Prozent.
Reaktionen von Analysten
Stefan Kipar, BayernLB: "Der Rückgang der Erwartungen kommt nicht überraschend. Dass er etwas deutlicher ausgefallen ist als erwartet sollte nicht überbewertet werden, immerhin erwarten immer noch mehr als 90 Prozent aller Analysten eine gleichbleibende oder bessere Konjunktur. Zudem hat die Verunsicherung über die Zukunft der Automobilbranche eine Sonderrolle gespielt und die Stimmung belastet. Wir erwarten weiterhin solide BIP-Wachstumsraten für Deutschland im weiteren Jahresverlauf."
Uwe Dürkop, Berliner Sparkasse: "Generell geht es beim ZEW von der Richtung her nach unten. Das ist aber nicht gleich ein Alarmsignal. Denn die Lage ist außerordentlich gut. Zudem spielen politische Risiken eher wieder eine größere Rolle. Es gibt einige Fragezeichen, wie es mit der Konjunktur weitergeht, da auch der Euro zuletzt stark zugelegt hat. Mit der deutschen Konjunktur kann es nicht unbegrenzt so weitergehen. Aber das ist noch kein Signal für eine Trendwende - obwohl diese eigentlich überfällig wäre."
Alexander Krüger, Bankhaus Lampe: "Die Stimmungsindikatoren haben ihren Zenit jeweils überschritten. Von da aus kann es eigentlich nur nach unten gehen. Die harten Daten hinken seit einiger Zeit ohnehin hinterher. Konjunktursorgen sind aber nicht angebracht, denn viele Stimmungsindikatoren übertreiben derzeit."
Quelle: ntv.de, wne/rts