ZEW verfehlt Erwartungen - na und? Finanzprofis trauen Deutschland viel zu
17.03.2015, 11:39 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Börsenexperten blicken zuversichtlich auf die deutsche Konjunktur. Diese wird vor allem von der Kauflust der Verbraucher getrieben. Allerdings trüben Ukraine-Krise und Athens Schuldendilemma die Erwartungen.
Börsenprofis trauen der deutschen Wirtschaft einen kräftigen Aufschwung zu. Entsprechend steigen die Konjunkturerwartungen der Finanzprofis. Der ZEW-Index legte im März auf Monatssicht um 1,8 auf 54,8 Punkte zu, wie das Mannheimer Zentrum für Wirtschaftsforschung mitteilte. Dies ist der höchste Stand seit mehr als einem Jahr und der fünfte Anstieg in Folge. Allerdings hatten Analysten einen noch größeren Zuwachs auf 60,0 Punkte werwartet.
Die Konjunkturerwartungen für Deutschland bewegten sich weiter auf hohem Niveau. Insbesondere die nach wie vor positive Binnenkonjunktur bestätigten die Erwartungen der Finanzmarktexperten. "Gleichzeitig lassen sich jedoch nur geringe Fortschritte bei der Lösung der Ukraine-Krise und der griechischen Staatsschuldenkrise verzeichnen", sagte ZEW-Präsident Clemens Fuest. Dies wirke sich dämpfend auf die Erwartungen aus.
Die Börsianer bewerteten auch die Lage besser als zuletzt. Dieses Barometer stieg um 9,6 auf 55,1 Zähler. Hier waren lediglich 50,0 Punkte vorhergesagt worden. Das ZEW-Barometer, das diesmal auf einer Umfrage unter 219 Analysten und institutionellen Anlegern beruhte, gilt als Indikator für die Entwicklung der Wirtschaft in den kommenden sechs Monaten.
Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone stiegen im März um 9,6 auf plus 62,4 Zähler, der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum kletterte um 11,8 auf minus 36,6 Punkte.
Analysten sehen Aufschwung intakt
In einer ersten Einschätzung sagte Thomas Gitzel von der VP Bank, dass es immer besser für die deutsche Konjunktur aussehe. "Der Euro ist schwach, die Zinsen und der Ölpreis sind tief und die schuldengeplagten Länder des Währungsraumes erholen sich." Seiner Ansicht nach scheine Thema Griechenland "unter den vom ZEW befragten Analysten kaum noch Schrecken zu verbreiten". Die Konjunkturskepsis der vergangenen Monate werde in kleinen Schritten beiseite geschoben."
Ulrich Wortgberg von der Helaba verwies darauf, dass die Erwartungen zwar verfehlt wurden. Dennoch unterstrichen die erneuten Stimmungsverbesserungen die positiven Erwartungen bezüglich der deutschen Wirtschaftsentwicklung. Mit dem Anstieg sei zudem die Indikation für den Ifo-Geschäftsklimaindex positiv.
Angetrieben durch das Anfang dieses Monats angelaufene Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank konnte der Dax in den vergangenen Tagen immer wieder neue Bestmarken erreichen. Mit dem Index baute der Leitindex Dax indes sein Minus auf 1,0 Prozent aus. Auch MDax und TecDax liegen deutlich in der Verlustzone. Allerdings spielen herbei auch die EU-Verbraucherpreise eine Rolle "Sie zeigen, dass der Inflationsrückgang einen Boden erreicht hat", sagt ein Marktteilnehmer. Zwar rücke dies Deflations-Ängste in den Hintergrund. Doch würde damit das Hauptargument der Europäischen Zentralbank für ihr billionenschweres Anleihen-Kaufprogramm wegfallen "und damit nimmt die Unsicherheit zu, wie lange es überhaupt diese Lockerungen geben wird."
Viele Ökonomen haben wegen des schwachen Euro, der niedrigen Inflation und der Rekordbeschäftigung ihre Prognosen für Europas größte Volkswirtschaft zuletzt merklich angehoben. So sagt die Allianz inzwischen ein Wachstum von 2,1 Prozent für 2015 voraus. Sie ist damit viel optimistischer als die Bundesregierung, die nur ein Plus von 1,5 Prozent erwartet.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts/AFP