Einigung teuer erkauft Zulieferer ringen VW Zugeständnisse ab
23.08.2016, 18:49 Uhr
Mit der Einigung zwischen VW und zwei Zulieferern geht ein Showdown zu Ende, den die deutsche Wirtschaft selten erlebt. Bislang schweigen beide Seiten über ihre Friedensvereinbarung, doch nun melden Medien die Details.
Volkswagen hat das Ende des Streits mit den beiden rebellischen Lieferfirmen teuer erkauft. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, hat VW die Kündigung der umfangreichen Kooperation teilweise rückgängig gemacht. Die war die Ursache für den Lieferstopp gewesen, der mittlerweile vom Tisch ist. Die beiden Firmen der bosnisch-deutschen Unternehmensgruppe Prevent handelten demnach aus, bei dem Autokonzern mindestens sechs weitere Jahre lang im Geschäft zu bleiben.
Volkswagen und Prevent verzichten laut SZ zudem gegenseitig auf Schadenersatzansprüche. Damit bliebe VW auf den Kosten der Produktionsausfälle bei den Modellen Golf und Passat sitzen. Das könnte den Konzern weit mehr als 100 Millionen Euro kosten, schätzen Automobilexperten und Bankanalysten.
Doch auch die Prevent-Gruppe habe beim Verhandlungspoker in der Nacht von Montag auf Dienstag in Wolfsburg gegenüber VW Zugeständnisse gemacht. Der Autobauer dürfe sich bei den Getriebeteilen für den Golf und andere Modelle in den nächsten sechs Jahren einen weiteren Lieferanten suchen, heißt es in dem Bericht – allerdings nur im Umfang von 20 Prozent. Bislang ist VW auf die Prevent-Firma ES Automobilguss aus Sachsen angewiesen.
Ermutigung für andere Zulieferer
VW sei es zudem gelungen, sich gegen eine Wiederholung des Lieferstreiks abzusichern. Die neue Vereinbarung sehe Vertragsstrafen in Millionenhöhe vor. Diese werde fällig, falls die Prevent-Firmen den Konzern nicht beliefern sollten. Ein neuerlicher Streit sei aber sehr unwahrscheinlich, da die künftige Zusammenarbeit nun umfassend geregelt sei, inklusive einer Schiedsstelle für Konflikte. Der Verhandlungserfolg der Prevent-Gruppe könnte andere Liefer-Firmen ermutigen, stärker auf ihre Interessen zu pochen.
Bislang hat sich kaum ein Zulieferer getraut, gegenüber großen Herstellern wie BMW, Daimler und VW aufzumucken – vielmehr diktieren diese vielen Zulieferern die Konditionen. Das war bei VW und der Prevent-Firma Car Trim aus Sachsen nicht anders. Ende Juni hatten VW und die Konzerntochter Porsche umfangreiche Entwicklungs-Kooperationen mit Car Trim bei Sitzbezügen mit jeweils zweiseitigen Schreiben kurzerhand storniert. Laut der Prevent-Gruppe verlor das Unternehmen durch die "grundlose" Kündigung Aufträge im Wert von 500 Millionen Euro. Aufträge, die fest eingeplant waren.
Nun habe Volkswagen zugesagt, die Kooperation mit der Prevent-Firma wenigstens zur Hälfte umzusetzen, berichtet die SZ. Für bereits entstandene Kosten erhalte Car Trim von VW und Porsche einen Ausgleich in Höhe von 13 Millionen Euro. Die Prevent-Seite hatte 58 Millionen Euro gefordert. Für die betroffenen VW-Werke Volkswagen ist damit der Weg frei, wieder die Produktion hochzufahren.
Quelle: ntv.de, vpe