Wirtschaft

"Nicht mit den Werten vereinbar" BASF verkauft Anteile an zwei China-Joint-Ventures

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An dem teuren Verbundstandort Guangdong möchte BASF festhalten.

An dem teuren Verbundstandort Guangdong möchte BASF festhalten.

(Foto: picture alliance / Xinhua News Agency)

In der chinesischen Provinz Xinjiang stehen zahlreiche Fabriken, die multinationale Unternehmen auch aus dem Westen beliefern. Immer wieder sehen sich diese mit dem Vorwurf konfrontiert, ein System von Zwangsarbeit und Unterdrückung in der Region zu unterstützen. BASF zieht nun die Reißleine.

BASF zieht Konsequenzen aus Menschenrechtsvorwürfen gegen chinesische Gemeinschaftsunternehmen des Chemiekonzerns. Das Unternehmen werde sich von seinen Joint Ventures in der chinesischen Uiguren-Region Xinjiang trennen und damit komplett aus dem Gebiet zurückziehen, teilte BASF mit. Demnach wurde der Verkaufsprozess für die Anteile an den beiden Joint Ventures Markor Chemical und Markor Meiou Chemical in Korla bereits im vierten Quartal 2023 aus anderen Gründen eingeleitet. Diesen Prozess werde man "beschleunigen", heißt es vom Chemiekonzern. Kürzlich veröffentlichte Berichte über den Joint-Venture-Partner hätten schwerwiegende Vorwürfe enthalten, "die auf Aktivitäten hinweisen, die nicht mit den Werten von BASF vereinbar sind".

BASF ist in der Stadt Korla in Xinjiang an den Unternehmen Markor Chemical Manufacturing und Markor Meiou Chemical beteiligt, die 1,4-Butandiol (BDO) herstellen. Das chemische Zwischenprodukt dient als Ausgangsstoff etwa für Polyester, Polyamide und Polyurethane. 2013 hatte BASF mit Markor Chemical Vereinbarungen zur Gründung der zwei Gemeinschaftsunternehmen unterzeichnet, an denen die Ludwigshafener rund die Hälfte halten. Sie nahmen 2016 die Produktion auf.

Kontroll- und Unterdrückungskampagne

Vergangene Woche hatten das ZDF und der "Spiegel" berichtet, dass Markor Chemical deutlich stärker in das Unterdrückungssystem gegen die muslimische Minderheit der Uiguren verwickelt gewesen sei als bislang bekannt. Demnach waren Mitarbeiter an einer Kontroll- und Unterdrückungskampagne durch chinesische Parteikader beteiligt, infolge derer viele Uiguren inhaftiert worden seien.

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BASF erklärte daraufhin, die Hinweise "sehr ernst" zu nehmen, der Konzern habe bislang keine Kenntnis von diesen Aktivitäten gehabt. Der Chemiekonzern wies zudem darauf hin, dass die jüngsten Berichte sich auf die Partnerfirmen der beiden Joint Ventures bezögen und nicht auf die Unternehmen selbst. BASF habe keine Hinweise darauf, "dass Mitarbeitende der beiden Joint Ventures in Korla an Menschenrechtsverletzungen beteiligt waren". Portfoliomanager Janne Werning von der Union Investment erklärte: "Wir begrüßen es, dass BASF sich aus dieser kontroversen Region zurückziehen will. Das Thema Menschenrechtsverletzungen ist auch für Investoren sehr relevant."

Peking weist Vorwürfe zurück

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Die Präsenz von BASF in der Volksrepublik soll ansonsten unverändert bleiben, der Chemiekonzern hält nach eigenen Angaben an den Geschäftsaktivitäten und geplanten Investitionen in China "in vollem Umfang fest". In der chinesischen Provinz Guangdong baut BASF gegenwärtig einen neuen Verbundstandort für bis zu zehn Milliarden Dollar.

In Xinjiang stehen zahlreiche Fabriken, die multinationale Unternehmen beliefern, darunter auch große westliche Marken. Auch Volkswagen sah sich in der Vergangenheit mit Vorwürfen konfrontiert, in seiner Fabrik vor Ort gebe es Zwangsarbeit. Der Autobauer erklärte im Dezember, eine Prüfung habe keine Beweise für solche Behauptungen ergeben. Die US-Regierung hat die Einfuhr von Waren verboten, die ganz oder teilweise in Xinjiang hergestellt wurden. Die Regierung in Peking weist jegliche Vorwürfe zurück und behauptet, sein Vorgehen in der Region Xinjiang diene dem Kampf gegen Extremismus und einer besseren Entwicklung.

Quelle: ntv.de, chr/rts/AFP

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