A380-Kunden im Zorn Airbus bekommt Ärger
14.06.2012, 13:30 Uhr
"Da sind wir anderer Meinung": Tim Clark will sich nicht abspeisen lassen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein winziger Produktionsfehler in den A380-Tragflächen weitet sich für den europäischen Flugzeugbauer immer mehr zum Bilanzrisiko aus: Mit Emirates verliert ein wichtiger Großkunde die Geduld. Die Fluggesellschaft fordert Ersatz für entgangene Flugstunden - und könnte damit einen Präzedenzfall schaffen.

Wenn Airbus Emirates entschädigt, dürften auch die übrigen A380-Kunden die Hand aufhalten.
(Foto: REUTERS)
Der Flugzeugbauer Airbus steuert auf millionenschweren Schadenersatz-Forderungen der Fluggesellschaften zu. Grund sind .
"Airbus hat gesagt, es gibt keine Kompensation, aber da sind wir anderer Meinung", sagte der Chef der arabischen Fluglinie , Tim Clark, der "Süddeutschen Zeitung". Durch die notwendigen Reparaturen entgehe der Gesellschaft jeden Monat ein operativer Gewinn von mindestens 30 Mio. US-Dollar. Emirates ist mit 90 bestellten Maschinen der wichtigste A380-Kunde. Zunächst hieß es, auch die fordere eine finanzielle Entschädigung.
Ein Sprecher der größten deutschen Fluggesellschaft dementierte den Bericht: Wegen der Risse an den Flügeln des Superjumbos A380 fordere die Lufthansa von Airbus keinen Schadenersatz. "Wir sind natürlich mit Airbus zum Gesamtkomplex der Haarrisse in Gesprächen", sagte der Lufthansa-Sprecher. "Bis jetzt ist nicht einmal klar, wann und wie wir die Modifikationen durchführen werden." Falls es jedoch im Zusammenhang mit den Reparaturen zu neuen Kosten kommen sollte, könnten auch weitere Gespräche mit Airbus nötig seien.
Ein Airbus-Sprecher sagte zu den Forderungen, der Flugzeugbauer komme für die Reparaturen auf. Alles Weitere werde vertraulich mit den Kunden besprochen. Die Tragflächen-Misere kostet Airbus schon ohne die Schadenersatzforderungen mindestens einen dreistelligen Millionenbetrag. Im vergangenen Jahr hatte die EADS-Tochter dafür 105 Mio. Euro bereitgestellt. Für das laufende Jahr hat der Vorstand bereits eine Belastung von 260 Mio. Euro angekündigt.
30.000 Arbeitsstunden pro Maschine?
Damit ist das Thema allerdings noch nicht ausgestanden. An allen schon ausgelieferten 75 Exemplaren der A380 müssen die rissanfälligen Klammern in den Tragflächen ausgetauscht werden.
Airbus hat bereits neue, für die problematischen Stellen in der Flügelkonstruktion entwickelt, kann sie aber erst ab dem Jahr 2014 in neue Flieger einbauen. Daher müssen alle Maschinen, die bis Ende 2013 ausgeliefert werden, danach noch einmal zur Reparatur. Laut Emirates-Chef Clark kostet die Reparatur pro Flugzeug rund 30.000 Arbeitsstunden. Bei Airbus wollte man diese Angaben nicht bestätigen.
Emirates musste wegen der Reparaturen nach eigenen Angaben sechs Maschinen gleichzeitig aus dem Verkehr ziehen. "Rund 1000 Piloten und Flugbegleiter hatten drei Monate lang nichts zu tun", sagte Clark. Ob Airbus dem Unternehmen den entgangenen Gewinn zumindest teilweise erstattet, ließ der Manager offen. Die Verträge sähen eine solche Entschädigung nicht vor.
Die Flügel des doppelstöckigen A380 kamen Anfang des Jahres in die Schlagzeilen, nachdem Techniker bei Routinechecks kleine Risse entdeckt hatten. Die europäische Flugsicherheitsbehörde ordnete daraufhin an, dass alle im Flugverkehr befindlichen Maschinen aus Sicherheitsgründen auf Materialfehler untersucht werden müssten. Die Risse könnten von Airbus repariert werden, die Jets müssen dafür allerdings für einige Wochen in den Hangar. Airbus kommt für die Kosten auf, will seinen Kunden aber nicht den Schaden ersetzen, der durch die Ausfälle entsteht.
Für Airbus steht viel auf Spiel. Die Entwicklung des Prestige-Flugzeugs hat Milliarden gekostet und wesentlich länger gedauert als geplant. Bei den Reisenden ist der Jet zwar sehr beliebt, doch bei den Bestellungen liegt der Riesen-Vogel bislang hinter den Erwartungen von Airbus zurück. Der A380 ist seit vier Jahren im Einsatz. Die Spannweite der Tragflächen beträgt knapp 80 Meter.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts