3 Mrd. Euro sollen eingespart werden Deutsche Bank streicht Stellen
31.07.2012, 18:30 Uhr
Lukrative Staatsanleihen: Jain und Fitschen glauben an Italien.
(Foto: dapd)
Die Deutsche Bank kündigt überraschend Milliardeneinsparungen an, unter anderem durch Personalabbau. Die meisten Jobs sollen im Investmentbanking wegfallen. Außerdem will Deutschlands größtes Kreditinstitut das Spanien-Risiko massiv zurückfahren. Ein später Schritt, wie die Quartalszahlen beweisen.
Die Deutsche Bank kämpft mit einem milliardenschweren Sparprogramm und dem Abbau von fast 2000 Stellen gegen schrumpfende Gewinne an. Insgesamt sollen 1900 Arbeitsplätze wegfallen, allein 1500 davon im Investmentbanking, teilte die Deutsche Bank mit. Der Konzern wolle 3 Mrd. Euro einsparen, der angekündigte Stellenabbau solle hierzu mit rund 350 Mio. Euro beitragen.
Die europäische Staatsschuldenkrise belaste "weiterhin das Investorenvertrauen und die Kundenaktivitäten über alle Geschäftsbereiche hinweg", erklärte das neue Führungsduo der Bank - der Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen. Jain und Fitschen hatten den langjährigen Vorstandschef Josef Ackermann im Juni abgelöst, sich bisher aber nicht zur künftigen Strategie des Instituts geäußert.
Die neuen Bank-Chefs erklärten, der vor allem im Investmentbanking geplante Stellenabbau solle "im Wesentlichen außerhalb Deutschlands" vollzogen werden. Bereits in den vergangenen Tagen hatten Medien über einen solchen Schritt spekuliert.worden.
Im zweiten Quartal musste die Deutsche Bank - wie bereits in der Vorwoche angekündigt - einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen. Von April bis Juni verdiente Deutschlands größtes Geldhaus 661 Mio. Euro, wie die Bank bei der Vorlage des vollständigen Zwischenberichts mitteilte. Das Ergebnis aus dem zweiten Quartal entspricht nur etwas mehr als der Hälfte der Summe, die noch im Vorjahresquartal unter dem Strich gestanden hatte, nämlich 1,2 Mrd. Euro.
Vorläufige Zahlen zum zweiten Quartal hatte die Bank .
Im ersten Quartal des laufenden Jahres hatte die Deutsche Bank noch einen Gewinn von 1,4 Mrd. Euro verbuchen können. Im Vergleich zum Vorjahresquartal entsprach dies einem Rückgang um ein Drittel.
Schwächen im Investmentbanking
Beobachtern hatten bereits erwartet, dass sich das Investmentbanking zum Sorgenkind der Deutschen Bank entwickeln würde. Die Turbulenzen an den Kapitalmärkten infolge der Euro-Schuldenkrise ließen den Vorsteuergewinn der Sparte - lange ein verlässlicher Ertragsgarant des Instituts - im zweiten Quartal um 63 Prozent auf 357 Mio. Euro einbrechen. Damit erwies sich der Spartengewinn von 1,7 Mrd. Euro im ersten Quartal 2012 als Strohfeuer. Im Schlussquartal 2011 hatte das Investmentbanking, in dem die Deutsche Bank zum Beispiel mit Beratung bei Fusionen und dem Anleihengeschäft Geld verdient, sogar rote Zahlen geschrieben.
Vor einer Woche hatte die Deutsche Bank bereits einen Gewinneinbruch im zweiten Quartal vermeldet: Der Überschuss halbierte sich binnen Jahresfrist fast von insgesamt 1,2 Mrd. Euro auf 650 Mio. Euro. Auch der Vorsteuergewinn brach um 46 Prozent auf 960 Mio. Euro ein. Die Erträge sackten im Quartalsvergleich um 6 Prozent auf rund 8 Mrd. Euro ab. Im Vorjahr lag der Umsatz noch bei 8,5 Mrd. Euro.
Unter dem Eindruck wachsender Unsicherheiten fuhr die Deutsche Bank im zurückliegenden Quartal zudem ihr Engagement in spanischen Staatsanleihen weiter zurück. Ende Juni hatte das Institut noch 873 Mio. Euro in Schuldscheine der investiert. Drei Monate zuvor waren es noch knapp 1,4 Mrd. Euro. Dagegen erhöhte die Deutsche Bank ihre Investitionen in von knapp 2 Mrd. auf 2,5 Mrd. Euro.
In den übrigen Krisenstaaten sank das ohnehin schon niedrige Engagement weiter. In ist die Deutsche Bank noch mit knapp 143 Mio. Euro engagiert, in sind es noch 338 Mio. Euro und in 35 Mio. Euro.
Welche indirekten Risiken der Deutschen Bank durch die drohen könnten, ließ das Institut zunächst offen.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa