Sauerstoffdusche im Dax Linde peilt Umsatzrekord an
29.10.2012, 10:02 Uhr
"Wir liegen weiterhin auf Kurs, obwohl die Rahmenbedingungen in den vergangenen Monaten schwieriger geworden sind."
(Foto: dpa)
Mit unerwartet soliden Ergebnissen steuert Linde in Richtung Jahresende: Der Industriegase-Konzern stützt sich im abgelaufenen Quartal auf seine Standbeine im Osten und genießt die Früchte eines milliardenschweren Großeinkaufs. Linde-Chef Reitze bekräftigt die Prognose: Mit seiner Jahresbilanz will er die Rekorde aus dem Vorjahr übertreffen.
Der Industriegase-Konzern Linde kann sich dank der dem konjunkturellen Abwärtssog entziehen. Auch die kräftige Nachfrage aus Osteuropa und Asien half dem Münchener Unternehmen. Zugleich profitierte der weltweit zweitgrößte Hersteller von Industriegasen nach der französischen Air Liquide von einem schwachen Euro.
Der operative Gewinn nahm binnen Jahresfrist um 12,9 Prozent auf 908 Mio. Euro zu, wie Linde mitteilte. Analysten hatten im Schnitt für die Monate Juli bis September mit 898 Mio. Euro gerechnet. Unter dem Strich blieb ein bereinigter Gewinn von 402 Mio. Euro - ein Plus von 8,4 Prozent. Der Konzern, der unter anderem die Stahl- und Elektrobranche mit Sauerstoff und Stickstoff beliefert, setzte insgesamt 3,89 Mrd. Euro um und damit 13,2 Prozent mehr als vor Jahresfrist.
bestätigte die Konzernziele für das Gesamtjahr. "Wir liegen weiterhin auf Kurs, obwohl die Rahmenbedingungen in den vergangenen Monaten schwieriger geworden sind", sagte Reitzle. Linde will 2012 seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr erhöhen und sein operatives Konzernergebnis ausbauen. Damit würde Linde die Rekordergebnisse 2011 übertreffen, als ein Umsatz von 13,79 Mrd. Euro und ein operativer Gewinn von 3,21 Mrd. Euro in den Büchern standen.
Probleme zeigten sich im dritten Quartal allerdings im Geschäft in der Eurozone. Der Geschäftsverlauf im Gasebereich sei durch die schwache Konjunktur beeinträchtigt worden, erklärte Linde. Zudem nagte an den Umsätzen, dass eine Anlage in Südeuropa wegen Wartungsarbeiten stillstand. Rund lief es dagegen in Osteuropa, im Mittleren Osten und auch in Asien, wo Linde deutlich vom schwächeren Euro profitierte.
Als große Stütze erweist sich auch der milliardenschwere Zukauf in den USA: Seit August steuert der US-Gesundheitsdienstleister zum Konzernerlös bei. "Lincare hat sich bereits positiv ausgewirkt", sagte Reitzle. Für den Kauf des US-Unternehmens, der Atemwegspatienten zu Hause mit Sauerstoff-Therapien versorgt, hatte Linde rund 3,6 Mrd. Euro gezahlt. Mit Lincare ist Linde im Geschäft mit Medizingasen und der Gase-Versorgung von Atemwegspatienten die Nummer eins weltweit geworden - noch vor dem bisherigen Platzhirsch Air Liquide aus Frankreich.
Die Übernahme des US-Gesundheitsdienstleisters Lincare trieb allerdings auch die Schulden des Industriegase-Konzerns kräftig in die Höhe. Vom Januar bis Ende September seien die Nettofinanzschulden um 3,4 Mrd. Euro auf 8,5 Mrd. Euro gestiegen, teilte Linde mit. Linde hatte die Übernahme im August abgeschlossen. Zuvor hatte der Konzern bereits ein Medizingase-Geschäft vom US-Konkurrenten Air Products übernommen. Auch dies trieb die Schulden in die Höhe.
Bis zu 900 Millionen einsparen
Linde-Chef Reitzle kündigte an, den Sparkurs im Konzern fortzusetzen. In den Jahren 2013 bis 2016 sollen die Kosten um weitere 750 bis 900 Mio. Euro gesenkt werden. Für das Jahr 2013 strebt der Dax-Konzern ein operatives Konzernergebnis von mindestens 4 Mrd. Euro an. Zudem soll das Unternehmen im Jahr 2015 eine Rendite auf das eingesetzte Kapital von mindestens 14 Prozent erzielen. Im vergangenen Jahr lag sie bei 13,0 Prozent.
An der Börse kamen die Linde-Zahlen gut an. Linde-Aktien rückten am Morgen um rund ein Prozent vor und waren damit einer der größten Gewinner im Dax.
In der vergangenen Woche waren bereits die Quartalszahlen des Erzrivalen Air Liquide positiv aufgenommen worden. Die Franzosen bauten ihren Umsatz um 5,7 Prozent auf 3,8 Mrd. Euro aus. Damit zeigten die großen Gasekonzerne erneut, dass sie gegen Konjunktureintrübungen besser gefeit sind als die Unternehmen, die im klassischen Chemiegeschäft tätig sind. , und Dow Chemical hatte die Konjunkturflaute deutlich stärker zugesetzt.
Quelle: ntv.de, rts