Die Euphorie der Anleger in Europa nach den jüngsten Konjunkturmaßnahmen in China ist zunächst vorbei. Der DAX notiert gegen Mittag ein halbes Prozent schwächer bei 19.376 Punkten. Der EuroStoxx50 verlor knapp ein Prozent auf 5024 Zähler.
Vergangene Woche waren die Indizes um jeweils rund vier Prozent gestiegen, nachdem die chinesische Zentralbank das umfassendste Maßnahmenpaket seit der Pandemie angekündigt hatte. Nun will sie dem kriselnden Immobiliensektor in der Volksrepublik weiter auf die Beine helfen.
"Das chinesische Konjunkturprogramm hat für einigen Wirbel gesorgt, aber das könnte später zu Enttäuschungen führen, wenn die Maßnahmen nicht fortgesetzt werden", sagte Matt Tickle, Chefanleger bei der britischen Beratungsfirma Barnett Waddingham. Die Anleger sollten daher die Füße stillhalten, solange es nicht sicher sei, was als Nächstes käme. Wichtig seien dabei nicht nur die Entscheidungen der chinesischen Zentralbank, sondern auch die nächsten Schritte anderer wichtiger Notenbanken.
Im Fokus der Anleger steht daher die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, mit ihrer turnusmäßigen Anhörung im Europaparlament am Nachmittag. Die Währungshüter hatten im Juni die Zinswende eingeläutet und die Geldpolitik im September erneut gelockert. Lagarde hat klargemacht, dass der Zinspfad nach unten führt. Wegen der Zinsspekulationen verfolgen Investoren die konjunkturellen Entwicklungen besonders aufmerksam.
Wichtig dabei sind unter anderem die deutschen Verbraucherpreisdaten. Die EZB versucht, mit erhöhten Zinsen die Teuerungsrate auf den Zielwert von zwei Prozent zu drücken. Im September ging die Inflation in Deutschland voraussichtlich erneut zurück. Dies signalisieren die am Montag veröffentlichten Daten aus den Bundesländern.
US-Notenbankchef Jerome Powell könnte dann am Abend Anlegern Hinweise auf den Zinspfad der Fed geben, wenn er auf einer Finanzkonferenz in Nashville im Bundesstaat Tennessee spricht. Sein Haus hatte im September die Zinswende vollzogen und den Schlüsselsatz kräftig gesenkt. Die US-Notenbanker fassen weitere Schritte nach unten fest ins Auge.
Eine Reihe an Prognosesenkungen belastete den Automobilsektor. Die größten Verlierer im europäischen Branchenindex waren Aston Martin: Die Aktien des britischen Sportwagenherstellers brachen um mehr als 20 Prozent auf 126 Pence ein und waren damit so billig wie seit November 2022 nicht mehr.
Die Rivalen Stellantis und Volkswagen hatten ebenfalls ihre Ziele zurückgeschraubt, die Papiere verloren daraufhin knapp 15 und drei Prozent. Die Autobauer leiden unter einem allgemeinen Rückgang der Nachfrage und einer starken Konkurrenz auf dem Markt in China. "Die Gewinnwarnung von VW sollte nach den Prognosen von BMW und Mercedes-Benz keine Überraschung sein. Man muss sie auch im Zusammenhang mit den verstärkten Kostensenkungen sehen", kommentierte ein Händler. "