Marktberichte

Anleger wie im Rausch Dax feiert Jahresend-Rally

Eine staubige Angelegenheit, die Spaß macht: Rallye. Das passende Gegenstück am Aktienmarkt macht ebenso Freude: Rally.

Eine staubige Angelegenheit, die Spaß macht: Rallye. Das passende Gegenstück am Aktienmarkt macht ebenso Freude: Rally.

(Foto: REUTERS)

Bereits nach wenigen Handelsminuten ist klar, wohin die Reise geht: Erst knackt der Dax die 7500er Marke. Dann folgt wenig später ein neues Jahreshoch. Die Kurse klettern auf breiter Front. Selbst ein von EZB-Präsident Draghi gezündetes konjunkturellen Störfeuer löschen die Anleger in Windeseile.

So stark wie lange nicht hat sich der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag präsentiert: Einem positiven Handelsauftakt - der Dax übersprang die 7500er Marke - folgten weitere Kursaufschläge. Die Gewinne wurden deutlich ausgebaut, die Anleger waren in Kauflaune. Als einen Grund führten Börsianer den Mangel an Alternativen zur Aktie als Geldanlage an. Auch das Wort "Jahresend-Rally" fiel häufig.

Dax
Dax 24.239,89

Der Dax schloss mit einem Plus von 1,1 Prozent bei 7535 Zählern. Er ging damit nur leicht unter seinem am Vormittag erreichten Tageshoch von 7555 Zählern aus dem Handel. Der MDax gewann 1,8 Prozent auf 11.887 Zähler - vor allem angetrieben von den Kursgewinnen des Index-Schwergerwichts EADS. Der TecDax verbesserte sich um 0,7 Prozent auf 834 Stellen.

Kaufen, kaufen, kaufen

"Die Jahresendrally läuft schon längst", konstatierte ein Frankfurter Aktienhändler. Seit Mitte November hat der Dax gut 8,5 Prozent zugelegt, seit Anfang des Jahres sogar 28 Prozent. Würde der Leitindex mit diesem Aufschlag des Jahr 2012 beenden, wäre das das der größte Jahresgewinn seit neun Jahren. "Einen richtigen Auslöser für die Rally heute gibt es eigentlich nicht. Aber es setzt sich immer stärker die Erkenntnis durch, dass es zur Aktie als Geldanlage keine Alternative gibt, was die Rendite angeht", sagte ein anderer Händler. Außerdem hübschten institutionelle Investoren zum Jahresende traditionell ihre Bilanzen auf, indem sie gut gelaufene Anlagen verstärkt zukauften.

Der Volatilitätsindex VDax, der die Nervosität der Anleger misst, fiel gleichzeitig um fast 4 Prozent auf knapp unter 15 Punkte. Dies war der tiefste Stand seit Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2007. Daraus schließen Marktteilnehmer, dass die Anleger zum Jahresende deutlich ruhiger und gelassener werden - trotz erneuter Herunterstufung Griechenlands, der weiter andauernden Euro-Staatsschuldenkrise und des weiter ungelösten US-Haushaltsstreits.

Auftragseingang und EZB

"Wahnsinn", kommentierte wiederum ein Händler die Auftragseingänge aus Deutschland im Okober. Anstelle eines erwarteten Anstiegs von 1 Prozent gingen sie um volle 3,9 Prozent zum Vormonat nach oben. "Vor allem die starke Auslandsnachfrage wurde massiv unterschätzt", so der Händler. Sie sprangen um 6,7 Prozent. Dies zeige, dass nicht nur Stimmungsindikatoren ein besser als befürchtetes Bild der Wirtschaft zeichneten, sondern es auch von harten Fakten unterlegt werde: "Damit bekommt die Aktienrally Hand and Fuß".

Die EZB ließ indes den Leitzins für die Eurozone - wie erwartet - unverändert. Der Zinssatz, zu dem sich Banken bei der Zentralbank mit Geld versorgen können, bleibt weiter auf seinem derzeitigen historischen Tief von  0,75 Prozent. Mit niedrigen Zinsen will die EZB die Kreditvergabe in der Eurozone ankurbeln und die schwache Konjunktur in den Mitgliedsländern anschieben.

Der trübe Konjunkturausblick von EZB-Chef Mario Draghi rechnet erst im späteren Jahresverlauf von 2013 mit einer schrittweisen Wirtschaftserholung. Zugleich teilte er mit, eine Zinssenkung sei bereits Thema gewesen. "Die EZB hat die Wachstumsprognose und die Inflationsprognose stärker heruntergenommen als wir gedacht haben", sagte HSBC-Trinkaus-Volkswirt Lothar Heßler. "Das signalisiert ein schwächeres Konjunkturumfeld als angenommen, was aktuell den Bund-Future stützt und den Eurokurs belastet."

Neue Strukturen

Im Dax waren die Aktien von Beiersdorf gefragt. Sie stiegen um 1,9 Prozent auf ein Rekordhoch, nachdem der Konsumgüterkonzern seine Umsatzprognose für dieses Jahr angehoben hatte.

Auf den Einkaufslisten der Anleger standen auch Chemie- und Pharmawerte. Im Dax präsentierten sich Bayer mit einem Aufschlag von 3,4 Prozent vorn, gefolgt von Lanxess  mit einem Plus von 2,6 Prozent. Bei Bayer sorge der Zulassungsantrag für ein Augenmittel für einen Zusatzschub, sagte ein Händler.

ThyssenKrupp verteuerten sich um 2,3 Prozent. Dem Stahlriesen steht ein umfangreicher Vorstandsumbau bevor. Der Personalausschuss des Aufsichtsrates hat dem Konzern die Trennung von drei Vorständen ans Herz gelegt.

Deutsche-Bank-Papiere verloren indes 0,1 Prozent. Einem Bericht der "Financial Times" zufolge soll die Bank Buchverluste von rund zwölf Mrd. US-Dollar während der Finanzkrise 2008 nicht korrekt per "Markt-to-Market-Methode" angezeigt haben. Allerdings ermittele die US-Börsenaufsicht SEC bereits seit 2010 in dem Fall. Frühere Mitarbeiter sollen die Bank bei der US-Aufsicht angeschwärzt haben.

Versorger unter Druck

Ein Rekord-Kurssturz bei GdF Suez belastete auch die deutschen Versorger-Konkurrenten Eon und RWE. Die Aktien der beiden deutschen Versorger fielen um 0,4 Prozent und 1,4 Prozent. An der Pariser Börse brachen GdF umrund 10 Prozent ein. Die neuen Ergebnis-Ziele von GdF implizierten einen Gewinn 2013 von 1,23 bis 1,40 Euro je Aktie, schrieb Analyst Arnaud Joan von der Bank of America/Merrill Lynch. Dieser Wert liege zehn bis 20 Prozent unter den Markterwartungen. Er stufte GdF auf "Neutral" herunter und senkte das Kursziel auf 18 von 20 Euro. Der französische Versorger hat zudem unter Hinweis auf ein "schwieriges" europäisches Marktumfeld ein 3,5 Mrd. Euro schweres Sparprogramm angekündigt. Gleichzeitig sollen die Investitionen 2013 und 2014 um 20 Prozent zurückgefahren werden.

EADS im Steigflug

Von der Einigung auf eine neue Aktionärsstruktur profitierten die Papiere von EADS. Deutschland wird als dritter Staat Großaktionär bei dem Luft- und Raumfahrtkonzern. Daimler gab bekannt, 7,5 Prozent seiner EADS-Anteile oder 61,1 Millionen Aktien zum Preis von 27,23 Euro pro Stück veräußert zu haben. Außerdem plant EADS einen umfassenden Aktienrückkauf. Das kam bei vielen Analysten gut an, sie stuften die Aktien hoch und erhöhten ihre Kursziele. EADS gewannen 8,0 Prozent. Daimler-Titel zogen 1,2 Prozent an.

Der anstehende Abstieg aus dem Kleinwerteindex SDax schickte die Papiere von Constantin Medien auf Talfahrt. Die Aktien des Medienkonzerns verloren 4,4 Prozent. Die Deutsche Börse hatte am Mittwochabend mitgeteilt, dass die Papiere des Versicherers Talanx mit Wirkung zum 27. Dezember in den SDax aufsteigen werden und Constantin Medien dafür ihren Platz räumen müssen. Talanx-Aktien kletterten um 0,7 Prozent. In einem der größeren Indizes der Deutschen Börse vertreten zu sein, ist für viele Unternehmen wichtig, da sie so von Fonds und anderen Investoren mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Die Aktien der in der Schweiz ansässigen Highlight gewannen 4,5 Prozent. Hintergrund: Der Film- und Sportrechtevermarkter sichert sich die Uefa-Fußballrechte für drei weitere Spielzeiten. Die Firmentochter Team werde die Champions League, die Europa League und den Super Cup in den Spielzeiten 2015 bis 2018 vermarkten. Bisher hatte Team lediglich eine Option darauf. Das Paket sei zudem um Rechte wie Merchandising erweitert und mit einer Verlängerungsoption bis 2021 versehen worden, die bei Erreichen bestimmter Ziele greife.

Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ/dpa

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