Marktberichte

Niedrigzins-Fantasien Anleger fliegen auf Rohstoffe

Ein Ölhändler an der New York Mercantile Exchange.

Ein Ölhändler an der New York Mercantile Exchange.

(Foto: Reuters)

Der Zinsentscheid der US-Notenbank sorgt an den Rohstoffmärkten für jede Menge Bewegung: Über den Umweg der Wechselkurse schieben die Aussichten auf dauerhafte niedrige Zinsen in den USA nicht nur die Ölnotierungen kräftig an. Auch die Preise für Industriemetalle ziehen an.

Die anhaltende Niedrigzinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat die Anleger am Donnerstag in Scharen an den Rohstoffmarkt getrieben. Der Dollar geriet nach der Fed-Entscheidung gegenüber einer Reihe anderer Währungen unter Druck, was Investoren bei den in der US-Währung berechneten Anlagekassen Gold, Kupfer und Öl zugreifen ließ. Eine schwächere US-Devise macht Rohstoffe für Investoren außerhalb des Dollar-Raumes billiger. Der Dollar-Index sackte um 0,5 Prozent ab, der Euro  stieg im Gegenzug mit 1,3176 Dollar auf den höchsten Stand seit fünf Wochen.

Am Mittwochabend hatte die US-Notenbank angekündigt, die Zinsen bis Ende 2014 in der Spanne zwischen null und 0,25 Prozent zu belassen. Fed-Chef Ben Bernanke sagte, sollte sich der Arbeitsmarkt nicht wie erhofft erholen und die Inflationsrate niedriger als von den Notenbankern gewünscht ausfallen, sei die Zentralbank bereit, ihre Geldpolitik weiter zu lockern. Über weitere Staatsanleihenkäufe sei gesprochen worden. Eine solche dritte Runde geldpolitischer Maßnahmen (QE3) würde den Dollar weiter schwächen.

Der Kupferpreis stieg um bis zu 2,7 Prozent auf ein Vier-Monatshoch von 8610 Dollar je Tonne. Der Goldpreis kletterte um 0,6 Prozent auf 1719,89 Dollar pro Feinunze und war damit so teuer wie zuletzt vor sechseinhalb Wochen. Der Preis für die Nordsee-Ölsorte Brent legte um 1,9 Prozent auf 111,89 Dollar pro Fass zu, WTI-Öl verteuerte sich um 1,6 Prozent auf 101 Dollar je Barrel. Den Ölpreis stützte außerdem die Erwartung, dass wegen der angespannten Beziehungen des Westens zum Iran Lieferengpässe ins Haus stehen.

Hauptgesprächsthema blieb allerdings der Ausblick der Fed. "Da die Niedrigzinspolitik bis 2014 andauert, werden wir für Gold und die Aktienmärkte einige Unterstützung sehen", sagte Ronald Leung, Direktor bei Lee Cheong Gold Dealers in Hongkong. Der Goldpreis werde erst unter Verkaufsdruck geraten, sobald die Marke von 1800 Dollar je Feinunze überschritten werde. Die Erklärung der Fed könne allerdings auf zweierlei Weise interpretiert werden, warnte Rohstoffanalyst Nic Brown von Natixis. "Wenn man annimmt, dass die Fed-Maßnahmen ein stärkeres Wirtschaftswachstum befördern, dann könnte die Nachfrage nach Industriemetallen deutlich steigen. Wenn man es aber so sieht, dass die US-Konjunktur noch länger auf wackligen Beinen steht, dann ist die Verbindung nicht so offensichtlich."

Die Analysten der Commerzbank wiesen darauf hin, dass bei Industriemetallen wie Kupfer, Zink und Blei die 200-Tage-Linie überschritten worden sei. Dies werde von charttechnisch orientierten Anlegern als Kaufsignal interpretiert. Am Mittwoch hatten bereits Hoffnungen auf Infrastrukturprogramme der US-Regierung, mit denen die lahmende Wirtschaft angekurbelt werden soll, den Kupferpreis gestützt. 

China kauft mehr Kohle als Japan

Ein neues Ranking gibt es beim weltweiten Wettlauf um Kohle. Hier hat China Japan als weltgrößten Importeur von überholt. Die Einfuhr nach China stieg im abgelaufenen Jahr um knapp 11 Prozent auf 182,4 Mio. Tonnen, wie aus den Zahlen der Internationalen Energieagentur hervorgeht. Die Einfuhren nach Japan sanken indes um 5,1 Prozent auf 175,2 Mio. Tonnen.

Hauptgrund dafür war, dass die Stahlhersteller in Japan ihre energieintensive Produktion zurückfuhren. Zudem wurden einige Kohlekraftwerke des Landes bei dem verheerenden Beben im Frühjahr beschädigt. Japan war von 1975 bis 2010 das Land mit der höchsten Kohle-Einfuhr.

Quelle: ntv.de, rts

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