Marktberichte

Schwache US-Vorgaben Asiens Börsen gewinnen - Dow zieht nach

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(Foto: AP)

Enttäuschende Konjunkturzahlen aus China und schwachen Vorgaben von den US-Märkten zum Trotz rücken die Börsen in Ostasien und Australien weiter vor. Auch in den USA steigen die Kurse.

Enttäuschend ausgefallene chinesische Konjunkturdaten und Spekulationen auf steigende US-Zinsen haben an den europäischen Aktienmärkten die Kurse belastet. Nachdem sich aber der Ölpreis kräftig erholt hatte und die US-Börsen mit Gewinnen in den Handel gestartet waren, verringerten die europäischen Märkte ihre Verluste deutlich. Der Eurostoxx 50 schloss um 0,2 Prozent niedriger bei 2951 Punkten. Die Umsätze wurden als dünn bezeichnet, zumal wegen des Pfingstfestes an den Börsen in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Norwegen, Dänemark, Luxemburg und Ungarn nicht gehandelt wurde.

In New York haben sich die Kurse nach den deutlichen Verlusten zum Vorwochenschluss mit den tiefsten Ständen seit gut vier Wochen erholt. Steigende Ölpreise verliehen dem Aktienmarkt Auftrieb. Schwache Konjunkturdaten vermochten die Kauflaune nicht zu trüben. Die chinesischen Daten vom Wochenende zu Kreditwachstum, Industrieproduktion, Einzelhandelsumsatz und Anlageinvestitionen haben trotz zum Teil deutlicher Verbesserungen durchweg die Erwartungen verfehlt.

Buffett hilft Apple - und Yahoo

Der Dow-Jones-Index stieg um 1,0 Prozent auf 17.711 Punkte. S&P-500 und Nasdaq-Composite rückten um 1,0 und 1,2 Prozent vor. Der breite Markt wurde von Energieaktien angeführt, die dem Ölpreis nach oben folgten. Stärkster Wert im Dow war jedoch die Apple-Aktie. Sie verbesserte sich dank Warren Buffett um 3,7 Prozent. Wie am Montag bekannt wurde, hat Buffetts Holding Berkshire Hathaway im ersten Quartal 1 Milliarde Dollar in Apple-Aktien gesteckt, nachdem der Kurs aufgrund der rückläufigen iPhone-Verkaufszahlen drastisch gefallen war. Die nun veröffentlichten Zahlen geben den Stand des Berkshire-Engagements Ende März wieder. Seither ist die Apple-Aktie aber nochmals deutlich gesunken, unter anderem weil die jüngsten Quartalszahlen des Konzerns enttäuscht hatten.

Mit den steigenden Aktienkursen sank das Interesse an Gold, das zunächst dank der schwachen Daten aus China und den USA sowie den damit einhergehenden Konjunktursorgen stärker gefragt war. Die Feinunze kostete zum Settlement 1274,20 Dollar. Das waren 0,1 Prozent mehr als zum Wochenschluss.

Pfizer mag die Übernahmebemühungen um Allergan eingestellt haben, hat jedoch gleich Ersatz gefunden. Das Unternehmen schluckt den Wettbewerber Anacor, der durch die Transaktion mit 5,2 Milliarden US-Dollar bewertet wird. Der Kurs der Anacor-Titel schoss um gut 57 Prozent in die Höhe, Pfizer legten um 0,6 Prozent zu. Das Verlagshaus Gannett erhöhte derweil sein Gebot für Tribune Publishing, nachdem der erste Versuch zurückgewiesen worden war. Tribune legten um fast 23 Prozent zu, Gannett gewannen 2,2 Prozent. Großinvestor Warren Buffett hilft nicht nur Apple, sondern will im Bedarfsfall Dan Gilbert bei dessen Versuch, den Internetkonzern Yahoo zu kaufen, zur Seite springen. Yahoo legten um 2,7 Prozent zu.

Der Online-Versandhändler Amazon wird offenbar in den kommenden Wochen mit Eigenmarken ins Rennen gehen, die auch erstmals verderbliche Lebensmittel umfassen. Wie mit der Sache vertraute Personen sagten, sollen die neuen Marken mit Namen wie "Happy Belly", "Wickedly Prime" und "Mama Bear" solche Lebensmittel wie Nüsse, Gewürze, Tee, Kaffee, Babynahrung und Vitamine umfassen. Auch Babywindeln und Waschmittel sollen im Angebot sein. Bereits Ende dieses Monats oder Anfang Juni könnten die ersten Marken auf der Amazon-Internetseite bestellt werden, so ein Informant. Die Titel schlossen 0,1 Prozent höher.

Marschiert Öl auf die 50 Dollar zu?

US-Leichtöl der Sorte WTI legte zum Settlement um 3,3 Prozent auf 47,72 Dollar je Barrel zu, den bisher höchsten Stand in diesem Jahr. Die global gehandelte Sorte Brent verteuerte sich um 2,4 Prozent auf 48,97 Dollar. Sowohl Barclays als auch Goldman Sachs hatten sich optimistisch zur Ölpreisentwicklung geäußert.

Am Devisenmarkt zeigte sich der Dollar unbeeindruckt von den heimischen Konjunkturdaten und Äußerungen einiger US-Notenbankvertreter, die baldige Zinserhöhungen nahelegten. So sieht der Chef der Federal Reserve von Richmond, Jeffrey Lacker, stichhaltige Argumente für eine Zinserhöhung im Juni. Und der Präsident der Notenbankfiliale San Francisco, John Williams, hält in diesem Jahr zwei bis drei Zinserhöhungen für möglich. Weder Lacker noch Williams sind in diesem Jahr stimmberechtigt im Offenmarktausschuss der Fed. Der Euro ging im späten US-Handel mit etwa 1,1320 Dollar um verglichen mit Ständen knapp unter 1,13 am späten Freitag. Zum Yen gab der Greenback nur zwischenzeitlich etwas nach, als der Yen als sicherer Hafen in Reaktion auf die enttäuschenden chinesischen Daten gesucht war. Am Abend erreichte der Dollar bei 109,10 Yen sein Tageshoch.

Philips nennt das Datum

Passend zu den steigenden Ölpreisen führten die Branchenindizes für den Öl- und Gassektor und für den Rohstoffsektor die Sektorenliste in Europa an. Der Rohstoffindex steigt um 1,8 Prozent, während der Ölindex um 0,9 Prozent zulegte. Börsianern zufolge profitiert der Rohstoffkomplex auch von Hoffnungen auf weitere Konjunkturstimuli in China nach den neuen enttäuschenden Konjunkturdaten.

Lonmin schossen zusätzlich gestützt von positiv aufgenommenen Halbjahreszahlen um fast 20 Prozent nach oben, Antofagasta mit dem Rückenwind einer Hochstufung um 3,4 Prozent.

Bei den großen europäischen Einzelaktien wurden Telefonica ex Dividende gehandelt. Der spanische Telekomriese schüttete 40 Cent je Aktie aus. Die Aktie gab um 4,3 Prozent nach. Telecom Italia zogen dagegen kräftig an um 2,9 Prozent. Die Italiener haben ihr Einsparziel für die nächsten drei Jahre fast verdreifacht auf 1,6 Milliarden Euro. Zudem machte Telecom Italia dank buchhalterischer Effekte im ersten Quartal 2016 einen kräftigen Sprung beim Nettogewinn von 82 auf 433 Millionen Euro.

Philips hielten sich besser als der breite Markt und stiegen um 1,6 Prozent. Der niederländische Elektronikkonzern hat mitgeteilt, sein Lichtgeschäft am 27. Mai an die Börse zu bringen und zwar in einer Preisspanne je Aktie von 18,50 bis 22,50 Euro. Der Wert der Sparte beläuft sch damit auf 4,32 bis 4,92 Milliarden Euro. Philips hatte sich für den Börsengang entschieden, weil sich kein Käufer gefunden hatte. Hennes & Mauritz (H&M) hat im April im Monatsvergleich fünf Prozent mehr umgesetzt, was nach Ansicht der Analysten von Liberum eher enttäuschte. Die Aktie erholte sich von anfänglichen Abgaben und schaffte zum Handelsende ein Plus von 0,3 Prozent.

Der Kurs des Kranspezialisten Konecranes schnellte um 17,9 Prozent nach oben. Die Finnen kaufen vom US-Wettbewerber Terex eine Kernsparte für insgesamt 1,3 Milliarden Dollar in bar und in Aktien. Ursprünglich hatten beide Unternehmen fusionieren wollen, bis ein ungebetenes Übernahmeangebot des chinesischen Baumaschinen-Herstellers Zoomlion Heavy Industry Science and Technology für Terex dazwischenkam.

Weiter auf Talfahrt war der Kurs des Satellitenbetreibers Eutelsat. Nach dem Kurseinbruch am Freitag in Reaktion auf einen gesenkten Ausblick verlor die Aktie nochmals 6,8 Prozent. Morgan Stanley hat die Aktie nun zum Verkauf gestellt. Im Immobiliensektor büßen British Land in London nach insgesamt nicht überzeugend ausgefallenen Geschäftszahlen 0,7 Prozent ein.

Asien-Märkte freundlich

Die Aktienmärkte in Fernost sind mit Gewinnen in die neue Handelswoche gestartet. Auch neueste Konjunkturdaten aus China, die Zweifel an einer Stabilisierung der Wirtschaft des Landes schüren, konnten der positiven Stimmung nichts anhaben. Die enttäuschenden Daten wurden von einem Dementi der Börsenaufsicht wettgemacht. In Medien wurde berichtet, dass das Einsammeln von frischem Geld und Fusionen in bestimmten Branchen ausgesetzt werden sollte. Dem trat die chinesische Aufsicht entgegen. In China gewann der Index der 300 wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen daher 0,4 Prozent, die Börse in Shanghai 0,5 Prozent.

Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans legte 0,25 Prozent zu. In Tokio ging der 225 Werte umfassende Nikkei-Index mit einem Plus von 0,3 Prozent bei 16.466 Punkten aus dem Handel. Die Hoffnung auf weitere Unterstützung der Weltwirtschaft trieb hier die Kurse.

Japans Ministerpräsident Shinzo Abe sagte vor dem G7-Treffen am Freitag und Samstag, dass die meisten der G7-Länder für weitere Maßnahmen seien. Die Kurse gaben allerdings einen Teil ihrer Gewinne im Verlauf wieder ab. Ein Regierungssprecher dementierte einen Medienbericht, demzufolge Abe die für kommenden April geplante Mehrwertsteuer abermals verschieben will.

Quelle: ntv.de, bdk/DJ

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