Wall-Street-Vorschau Bange Blicke nach Washington
28.09.2013, 09:16 Uhr
Bange Blicke nach washington: Der deutsche Aktienmarkt ist auch in der kommenden Woche us-getrieben.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bislang gibt die Geldpolitik der Fed die Richtung am Aktienmarkt vor. In der kommenden Woche zieht der US-Haushaltsstreit mitsamt der wieder einmal drohenden Zahlungsunfähigkeit der größten Volkswirtschaft die Anleger in den Bann.
Der Streit um den US-Haushalt wird Börsianern zufolge in der neuen Woche als Damokles-Schwert über den internationalen Finanzmärkten - so auch über der Wall Street - schweben. Darüber hinaus warten Börsianer gespannt auf neue Konjunkturdaten, von denen sie sich Hinweise darauf erhoffen, ab wann und wie stark die US-Notenbank Fed die geldpolitischen Zügel anzieht.
Eigentlich sprächen die Rahmenbedingungen für weitere Kursgewinne, betont Aktienstratege Carsten Klude von MM Warburg. Die Konjunktur nehme sowohl in den USA als auch in Europa Fahrt auf, und von der anstehenden Berichtssaison seien ebenfalls positive Impulse zu erwarten. "Im Grunde ist alles vorbereitet, damit die Kurse steigen können - jetzt muss die Politik liefern." In der zurückliegenden Woche verlor der Dow Jones leicht.
"Noch kein Kompromisswille erkennbar"
Bis zum 1. Oktober müssen Demokraten und Republikaner im Kongress zunächst provisorisch dafür sorgen, dass den USA nicht das Geld ausgeht. Sonst droht Staatsbediensteten der Zwangsurlaub. In einem zweiten - aus Sicht von Börsianern entscheidenden - Schritt muss bis Mitte Oktober die Schuldenobergrenze von derzeit 16,7 Billionen Dollar angehoben werden, um die Zahlungsunfähigkeit der weltgrößten Volkswirtschaft abzuwenden.
"Momentan ist aber noch kein Kompromisswille erkennbar", schreiben die Analysten der Landesbank Berlin in einem Kommentar. "Die Märkte werden damit an den Spätsommer 2011 erinnert, als der Aktienmarkt in Reaktion auf die drohende Zahlungsunfähigkeit der Vereinigten Staaten aufgrund der Ungewissheit über eine rechtzeitige Erhöhung der Schuldengrenze um fast 20 Prozent eingebrochen war." Damals entzog die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) den USA die Top-Bonitätsnote "AAA".
Fed-Geldpolitik bleibt auf der Agenda
Der Haushaltsstreit wird die Diskussion um die US-Geldpolitik, die das Geschehen an den Börsen seit Monaten prägt, Börsianern zufolge vorübergehend in den Schatten stellen. Spätestens am Freitag komme die Frage, ob die Fed ihre Wertpapierkäufe im Volumen von derzeit 85 Milliarden Dollar monatlich schon ab Oktober oder erst ab Dezember zu drosseln beginnt, wieder ganz oben auf die Agenda.
An diesem Tag werden die US-Beschäftigtenzahlen veröffentlicht. Die Entwicklung des Arbeitsmarktes ist ein Punkt, an dem die Fed ihre Geldpolitik ausrichtet. Von Reuters befragte Analysten rechnen für September mit der Schaffung von 177.000 Jobs außerhalb der Landwirtschaft, nach einem Plus von 169.000 im Vormonat. Bereits am Mittwoch will die private Arbeitsagentur ADP ihre Zahlen vorlegen. Hier sagen Experten den Aufbau von 180.000 (Vormonat: 176.000) neuen Stellen voraus.
Die Stimmungsindikatoren der Einkaufsmanager aus dem verarbeitenden Gewerbe der USA (Dienstag) werden Analysten zufolge ebenfalls auf eine Erholung der weltgrößten Volkswirtschaft hindeuten. "Im Zuge dessen dürften die Stimmen für ein baldiges Rückführen der Anleihekäufe durch die US-Notenbank wieder lauter werden", schreibt Analyst Stefan Scheurer von Allianz Global Investors in einem Kommentar.
Quelle: ntv.de, rts