Marktberichte

Dax-Vorschau Börsianer starren auf die Krim

Der Dax am letzten Handelstag im Februar: Im regulären Handel ging es deutlich nach oben.

Der Dax am letzten Handelstag im Februar: Im regulären Handel ging es deutlich nach oben.

(Foto: REUTERS)

Drei große Themen beherrschen aus Anlegersicht den Ausblick in die neue Börsenwoche: In den ersten Tag des März steht ein Zinsentscheid an. Daneben droht eine Staatspleite im Osten Europas und ein ausgewachsener Krieg um die Krim.

Am deutschen Aktienmarkt steuern Anleger auf ein ungemütliches Fahrwasser zu: In den kommenden Tagen steht mit einem möglichen Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank ein gewichtiges geldpolitisches Richtungssignal an. Dahinter baut sich im Osten Europas ein Konfliktszenario auf, in dem Europa, Russland und vor allem die Ukraine am Rand einer gewaltsamen kriegerischen Auseinandersetzung stehen.

Abgesehen von der unmittelbar drohenden Kriegsgefahr auf der Krim dürfte die Stimmung am deutschen Aktienmarkt in der neuen Woche vor allem von einer vergleichsweise nüchternen Frage beherrscht werden: Wird die EZB die Zinsschraube erneut lockern und den Weg in Richtung Mikrozins gehen oder halten die Währungshüter trotz Deflationsdebatte und beunruhigend geringer Inflationsraten die Füße still?

Verschiedene Stimmen am Markt schätzen die Wahrscheinlichkeit eines unmittelbar bevorstehenden Zinsschrittes gering ein. Jörg Rahn, Analyst bei Marcard, Stein & Co, geht zum Beispiel davon aus, dass die Währungshüter bei ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag auf Zeit spielen und nicht aktiv werden dürften.

"Da die jüngsten Konjunkturdaten aus der Eurozone nicht so schlecht waren, wird die EZB den wirtschaftlichen Aufschwung in der Währungsunion erst einmal wirken lassen", prognostiziert Rahn. Die EU-Kommission traut dem Euroraum in diesem Jahr derzeit ein Wachstum von 1,2 Prozent zu. Zuletzt hatten die Zentralbanker im November den Leitzins auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt, um möglichen Deflationsgefahren - also einen Preisverfall auf breiter Front - entgegenzuwirken. Im Februar verharrte die Inflationsrate in den Staaten der Währungsunion bei 0,8 Prozent.

Angesichts neu aufgeflammter Deflationsängste hatte sich EZB-Chef Mario Draghi bereits in dieser Frage zu Wort gemeldet und dabei ganz klar Position bezogen: "Wenn die Inflation für eine längere Zeit niedrig bleibt, ist das natürlich ein Risiko an sich, weil der Sicherheitsabstand zur Null-Linie dann nur noch klein ist", sagte Draghi bei einer Veranstaltung der Bundesbank. Zugleich betonte er jedoch ausdrücklich, dass sich die Eurozone "definitiv nicht in einer Deflation" befinde.

Nach Ansicht nicht weniger Börsianer dürfte dieses Thema - so oder so - die weitere Entwicklung im Dax maßgeblich beeinflussen: Bleibt die Zinssenkung bei der ersten EZB-Sitzung im März aus, dürfte der deutsche Leitindex zunächst keine neuen Höchststände ins Visier nehmen, heißt es. Dafür gebe es derzeit einfach zu viele Unsicherheiten - allen voran die Krise in der Ukraine.

Nach dem Machtwechsel in Kiew fürchten viele Anleger, dass Russland mit scharfem Schuss militärisch intervenieren könnte und der Konflikt um die Krim eskaliert. Hinter den politischen Spannunge warten dringliche Wirtschafts- und Finanzprobleme noch immer auf ihre Lösung. Abgesehen von Territorialfragen, Völkerrechtsbrüchen und einer möglichen Spaltung bleibt die Ukraine weiterhin akut von einer Staatspleite bedroht.

Den bisherigen Planungen zufolge wird kommende Woche eine Delegation des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Kiew erwartet, um dort Gespräche über ein mögliches Hilfspaket zu führen.

RWE-Anleger erwarten Milliardenverlust

Auf der Ebene der Einzelwerte stehen in den kommenden Tagen eine Reihe weiterer Quartalszahlen aus der ersten und zweiten Reihe an. Beim Versorger RWE müssen sich die Anleger am Dienstag auf ein milliardenschweres Minus einstellen. Wegen wegbrechender Erträge der Gas- und Kohlekraftwerke und daraus folgender Abschreibungen sei 2013 ein Nettoverlust von knapp drei Milliarden Euro aufgelaufen, hieß es im Vorfeld aus dem Umfeld des Dax-Konzerns.

RWE kämpft wie die anderen Versorgungsriesen auch mit den fundamentalen Veränderungen in den unternehmerischen Rahmenbedingungen in Folgen der Energiewende und der Neuausrichtung der deutschen Energiepolitik.

Am Donnerstag folgt das Zahlenwerk eines weiteren Schwergewichts: Die Deutschen Telekom öffnet ihre Bücher. Neben den Geschäftszahlen für 2013 erhoffen sich Anleger auch Hinweise über die künftige Ausrichtung des Konzerns durch den neuen Vorstandschef Tim Höttges.

Arbeitskreis überprüft den MDax

Recht weit auf dem Terminplan der Analysten steht zudem die reguläre Überprüfung der Auswahllisten im deutschen Aktienhandel durch den Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse. Die Entscheidungen werden Mitte der Woche erwartet: Der Gabelstaplerhersteller Kion könnte nach Einschätzung von Experten für den Kohlefaserspezialisten SGL Carbon in den Nebenwerteindex MDax aufsteigen. Im TecDax könnte dagegen Spezialmaschinenbauer Manz ein Comeback feiern. Nach Meinung der Experten müsste dann Netzwerkausrüster Adva seinen Platz in dem Technologieindex räumen.

Vor dem Wochenende hatte der Dax nach zuvor deutlichen Gewinnen erste Anzeichen der Schwäche gezeigt. Die soliden Vorgaben von der Wall Street halfen den deutschen Notierungen im späten Handel nicht. Der L-Dax beendete den Freitagshandel bei 9670,94 Punkten. Im elektronischen Hauptgeschäft war es für den Leitindex noch um 1,08 Prozent auf 9692,08 Punkte nach oben gegangen. Beim L-MDax zeigten die Kurstafeln einen Endstand von 16.863,98 Punkten an. Davor war der Index der mittelgroßen Werte um 0,39 Prozent auf 16.891,73 Punkte vorgerückt. Der L-TecDax verabschiedete sich bei 1284,78 Punkten ins Wochenende. Den Xetra-Haupthandel hatte der Auswahlindex für Technologiewerte 1,90 Prozent fester bei 1286,10 Punkten beendet.

Auf Wochensicht verlor der Dax rund 0,7 Prozent - zuletzt war er im Januar auf ein Rekordhoch von 9794,05 Zähler geklettert.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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