Marktberichte

Wall Street macht Boden gut Dax ackert sich zu neuem Schlussrekord

Den Allzeit-Rekord stellte der Dax heute nicht ein - dafür markierte er den höchsten Schlussstand seiner Geschichte.

Den Allzeit-Rekord stellte der Dax heute nicht ein - dafür markierte er den höchsten Schlussstand seiner Geschichte.

(Foto: picture alliance / dpa)

Was für Zeiten am deutschen Aktienmarkt: Ein Handelstag ohne neues Allzeithoch gilt derzeit als enttäuschend - zumindest schafft der Dax heute einen Rekord beim Schlusskurs. Vom Start der EZB-Geldschwemme profitieren aber andere Anlagen mehr als Aktien.

Nicht wirklich aus der Reserve locken konnte den deutschen Aktienmarkt heute der Beginn des Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB). Zwar richtete der Dax sich am Nachmittag in der Gewinnzone nah an seinem Rekordstand von 11.600 Punkten ein, knacken konnte er diese Bestmarke heute jedoch nicht. Immerhin: Zu einem neuen Rekord-Schlusskurs reicht es noch.

Dax
DAX 23.755,78

Die EZB will ab dem heutigen Montag für voraussichtlich mindestens eineinhalb Jahre monatlich 60 Milliarden Euro in die Finanzmärkte pumpen, um die Konjunktur der Eurozone anzukurbeln und eine drohende Deflation - eine Spirale aus fallenden Preisen und rückläufigen Investitionen - abzuwenden.

Staatsanleihen profitierten heute aber eher vom Anleihekaufprogramm der Zentralbank. Am ersten Tag der EZB-Käufe fielen die Renditen der Staatsanleihen in Europa teils deutlich: So rentierten die Bundesanleihen mit einer Laufzeit von bis zu sieben Jahren im negativen Bereich, Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren zeigten sich 8 Basispunkte leichter bei 0,32 Prozent.

Am Morgen war der Dax noch im Tief fast 100 Punkte nach unten gerutscht. Händler hatten die Abgaben mit den Kursverlusten im späten Handel an der Wall Street am Freitag begründet. Schwache Vorgaben kamen auch von den asiatischen Märkten.

Deutschland: Konkurrent beflügelt Lufthansa-Aktie

Lufthansa
Lufthansa 7,55

Der Dax notierte am Ende mit einem Zuwachs von 0,3 Prozent bei 11.582 Punkten - ein neuer Rekord-Schlussstand. Der Nebenwerte-Index MDax verlor 0,4 Prozent auf 20.200 Zähler, der TecDax sank um 0,2 Prozent auf 1600 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 ging um 0,2 Prozent auf 3610 Zähler zurück.

Zu den größten Gewinnern im Dax zählten die Aktien von Lufthansa, die 0,8 Prozent zulegten. Beflügelt wurde das Papier laut Börsianern von positiven Verkehrszahlen des Rivalen Air France-KLM und dem sinkenden Ölpreis. An der Dax-Spitze standen jedoch Bayer mit einem Zuwachs von 1,8 Prozent, gefolgt von K+S mit einem Gewinn von 1,7 Prozent.

Die größten Verlierer im Dax waren die Aktien von BMW und der Deutschen Börse mit einem Abschlag von 0,8 bis 1,0 Prozent.

Im MDax geht es für Dürr bergab. Die Titel gaben 2,5 Prozent nach. Das Unternehmen erwartet 2015 eine geringere Marge. An der Spitze des Index standen jedoch Jungheinrich mit einem Aufschlag von 3,2 Prozent. 

Nach einer Hochstufung auf "Kaufen" durch den US-Broker Jefferies stieg der Kurs des Netzwerkbetreibers Xing im TecDax um 6,4 Prozent. Der Solarparkbetreiber Capital Stage hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen deutlichen Umsatz- und Gewinnsprung gemacht - die Aktie kletterte an die SDax-Spitze und legte 4,0 Prozent zu.

In der dritten Reihe schoss der Kurs der ehemaligen TecDax-Aktie Singulus um in der Spitze rund ein Drittel nach oben, beflügelt von einem Auftrag für Produktionsmaschinen zur Fertigung von Solarzellen.

USA: Dow Jones nähert sich wieder der 18.000

Dow Jones
Dow Jones 45.477,17

Nach dem Ausverkauf zum Wochenschluss im Zuge von Zinserhöhungsspekulationen machte die Wall Street zum Wochenstart einen Teil der Verluste wieder wett. Der Dow Jones legte 0,8 Prozent zu und verfehlte die 18.000er Marke nur um wenige Zähler - er schloss bei 17.996 Stellen. Der S&P-500 zog 0,4 Prozent an auf 2079 Punkte und der Nasdaq-Composite 0,3 Prozent auf 4942 Zähler.

Überraschend positive Arbeitsmarktdaten hatten zum Wochenschluss das Schreckgespenst einer frühen Zinsanhebung durch die US-Notenbank wiederaufleben lassen. Der S&P-500 hatte daraufhin den tiefsten Fall seit zwei Monaten verbucht.

Am Aktienmarkt zogen Apple 0,4 Prozent an. Nachdem die Aktie des Technologieriesen in die erste Börsenliga des Dow-Jones-Index aufgestiegen ist, warten Anleger bereits auf den nächsten Höhepunkt der Erfolgssaga. Am Abend hat der Konzern zu einem Treffen mit Medienvertretern geladen, um die lange angekündigte Apple Watch vorzustellen.

Derweil schossen RTI um rund 40 Prozent in die Höhe und Alcoa sanken um 5,4 Prozent.  Unter den Automobilwerten klettern GM um 2,2 Prozent.

Devisen: Euro erholt sich nach neuem Tiefpunkt leicht

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Spekulationen auf eine baldige US-Zinswende und das milliardenschwere Anleihenkaufprogramm der EZB haben dem Euro am Morgen zunächst zugesetzt: Die Gemeinschaftswährung rutschte im Tief auf 1,0824 Dollar ab und markierte damit den tiefsten Stand seit Anfang September 2003. Gegen Mittag erholte sich der Kurs jedoch, am späten Nachmittag stieg der Euro noch um 0,1 Prozent auf 1,0851 Dollar.

Ein unerwartet starker US-Arbeitsmarktbericht nährte zuletzt die Erwartung vieler Anleger, dass die Zinserhöhung in den USA näher rückt. Der Dollar wird damit als Anlagemöglichkeit zunehmend attraktiver. Angeschlagen ist der Euro zudem durch die ultralockere Geldpolitik der EZB.

Auslandsmärkte: Athener Börse im Minus

Kursverluste bei den griechischen Banken trübte die Stimmung an der Athener Börse. Der Leitindex Athex Composite sank am Nachmittag noch um 4,2 Prozent. Der griechische Bankenindex gab um bis zu 6,1 Prozent nach. Auch für die Kurse der zehnjährigen Anleihen des Landes ging es bergab - die Rendite kletterte in der Spitze auf 9,927 Prozent nach 9,505 Prozent im Geschäft vom Freitag.

Händler verwiesen auf die Nachrichten zu Griechenland. Athen kann auf Basis ihrer bisherigen Reformvorschläge nicht mit einer zügigen Auszahlung dringend benötigter Hilfskredite rechnen. Der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Steffen Kampeter, sagte, er erwarte beim Treffen der Euro-Finanzminister am Montag in Brüssel keine Einigung.

Rohstoffe: Brent unter 60 Dollar

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 65,98

Ein starker US-Dollar hat die Ölpreise am Montag belastet. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich nach einem kurzen Zwischenhoch am späten Nachmittag noch um 47 Cent auf 59,26 Dollar je Barrel. Das US-Öl West Texas Intermediate (WTI) sank zeitweise um 0,6 Prozent, bis zum späten Nachmittag drehte es ins Plus und lag 58 Cent höher bei 50,19 Dollar pro Barrel.

"Die Ölpreise konnten sich der kräftigen Aufwertung des US-Dollar nach den US-Arbeitsmarktdaten am Freitag nicht entziehen", erklärten die Commerzbank-Analysten. Eine stärkere US-Devise verteuert für ausländische Investoren den Kauf von in Dollar notierten Rohstoffen. Bemerkenswert ist den Experten zufolge, dass der wieder stärkere Rückgang der Bohraktivitäten in den USA den Ölpreisen kaum Rückenwind gebe.

"Offensichtlich setzt sich unter den Marktteilnehmern inzwischen die Erkenntnis durch, dass das Überangebot angesichts der massiv steigenden US-Rohöllagerbestände weiterhin reichlich ist und der Rückgang der Bohraktivitäten keinen entsprechenden Rückgang des Ölangebotes garantiert", hieß es bei der Commerzbank weiter.

Asien: Spekulationen zu US-Zinsen belasten Börsen

Spekulationen auf eine frühere Zinswende in den USA haben auch die asiatischen Börsen am Montag in breiter Front ins Minus gedrückt. Auslöser war der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht, der besser ausfiel als erwartet. Anleger mutmaßten daher, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen früher wieder anheben könnte als bislang erwartet. Außerdem drückten revidierte Daten zum japanischen Bruttoinlandsprodukt in Tokio auf die Stimmung. Demnach wuchs die heimische Wirtschaft im Schlussquartal 2014 nicht so stark wie zunächst berechnet.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss ein Prozent im Minus bei 18.790 Punkten. Die Schwergewichte Fast Retailing und SoftBank gaben um 1,68 Prozent beziehungsweise 1,02 Prozent nach. Gegen den Trend legten Japan Display ein Prozent zu. Der Apple–Zulieferer will eine neue LCD-Fabrik für 1,4 Milliarden Dollar in Japan bauen.

Der MSCI-Index asiatisch-pazifischer Aktien außerhalb Japans verlor 1,2 Prozent. Der SSE-Index in Schanghai steigt hingegen um 1,9 Prozent auf 3302 Punkte.

Quelle: ntv.de, kst/wne/DJ/rts

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