Marktberichte

US-Arbeitsmarkt im Fokus Dax arbeitet sich vor

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(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Erfreuliche Nachrichten vom US-Arbeitsmarkt verhelfen dem Dax zum Wochenschluss deutlich ins Plus. Doch auch die Zahlen von Beiersdorf und Gerüchte um die Deutsche Telekom sorgen für Gesprächsstoff.

Überraschend gute Zahlen vom US-Arbeitsmarkt haben dem Frankfurter Aktienmarkt ins Plus verholfen. Die Daten schürten unter Investoren die Hoffnung, dass sich die weltgrößte Volkswirtschaft aus ihrer Starre löst und anderen Ländern mit auf die Sprünge helfen kann.

Der Dax gewann nach den Daten zunächst kräftig an Schwung und zog um 0,8 Prozent auf 7391 Punkte an. Doch schon kurz darauf lässt die Euphorie spürbar nach, der Leitindex schloss mit einem Plus von 0,2 Prozent auf 7363 Punkte. Ein Händler führte das auf Gewinnmitnahmen zurück. Der Markt verfahre nach dem Motto "buy the rumour, sell the fact". Die guten Arbeitsmarktdaten würden zum Verkauf genutzt. Der MDax gewann 0,1 Prozent auf 11.626 Zähler, während der TecDax 0,1 Prozent auf 807 Punkte zulegte. Die Umsätze blieben wegen des Brückentages in mehreren Bundesländern dünn.

"Das ist ein erster heller Lichtstreifen am Horizont für die Konjunktur", sagte ein Händler. "Endlich kommen auch mal handfeste positive Daten für den Markt, die die bislang rein liquiditätsgetriebene Rally bis zu einem gewissen Grad auch rechtfertigen." In den USA sind im Oktober 171.000 neue Stellen geschaffen worden und damit gut ein Drittel mehr als von Analysten erwartet. Große Beachtung finden die Daten auch deshalb, weil sie nur wenige Tage vor der US-Präsidentschaftswahl veröffentlicht werden und Einfluss auf das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Amtsinhaber Barack Obama und Herausforderer Mitt Romney haben könnten. Analyst Fabian Eliasson von der Mizuho Corporate Bank in New York sagte, diese Daten spielten Amtsinhaber Obama in die Hände.

Viele Börsianer gehen davon aus, dass auch nach Bekanntgabe der Zahlen an den Aktienmärkten Zurückhaltung herrschen wird. "Ich erwarte keine größeren Bewegungen an den Börsen vor den US-Wahlen, und direkt im Anschluss wird die Fiskalklippe ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken", sagt Richard Perry, Marktstratege bei Central Markets. Sollte es keine Einigung im Kongress über den Haushalt geben, drohen automatische Steueranhebungen sowie Ausgabenkürzungen zum Jahreswechsel, die die USA in die Rezession führten. Die US-Präsidentschaftswahlen finden am kommenden Dienstag statt.

Für Impulse sorgten auch Quartalszahlen. So führten Beiersdorf die Gewinnerliste im Dax mit einem Plus von 7,2 Prozent an. Der Konsumgüterkonzern kommt unter dem neuen Chef Stefan Heidenreich bei der Neuausrichtung seiner Kosmetiksparte voran und hatte mit einem angehobenen Umsatzziel überrascht.

Telekom unter Druck

Dagegen fanden sich Deutsche Telekom mit einem Minus von 2,6 Prozent am anderen Ende des Kurszettels. Der Konzern prüft dem "Handelsblatt" zufolge, die Dividende um bis zu ein Drittel zu kürzen. Ein Telekom-Sprecher sagte daraufhin, die für 2012 geplante Dividende bleibe bestehen. Für 2013 gebe es noch keine Aussagen. Telekom Austria und France Telekom haben die Dividende gekürzt. Telefonica hat sie für das laufende Jahr sogar komplett ausgesetzt.

"Überraschend käme eine Kürzung nicht, nachdem schon andere europäische Konzerne aus der Branche diesen Schritt getan haben", so ein Händler. Das USA-Geschäft sei für die Telekom sehr kostspielig gewesen, deshalb sei es nicht verwunderlich, wenn man jetzt sparen wolle. Für den Aktienkurs wäre das eine schlechte Nachricht, da viele Anleger nur noch wegen der Dividende zu den Telekom-Papieren gegriffen hätten.

Anleger schauten auch auf die Commerzbank. Eine klare Meinung zu den jüngsten Meldungen gibt es im Handel jedoch nicht. Wie am Vorabend bekannt wurde, steht das Geldhaus nicht mehr auf der Liste der global systemrelevanten Banken. Diese müssen besondere Kapitalanforderungen erfüllen. Einige Analysten werten die Entwicklung positiv. "Damit steigt die Wahrscheinlichkeit an, dass die Commerzbank die Staatshilfe früher als erwartet zurückzahlen kann", argumentiert einer von ihnen. Andere Teilnehmer äußern sich negativ. Die Tatsache, dass die Bank im Notfall nicht auf die Rettung durch den Staat bauen könne, könnte einige Anleger verschrecken. Es drohe eine Verteuerung der Refinanzierung. Derzeit überwiegt die positive Sicht, die Aktie wurde 0,6 Prozent höher gehandelt.

Dagegen gaben Deutsche Bank 1 Prozent ab. Laut Finanzstabilitätsrat (FSB) gehört Deutschlands Branchenprimus zu den vier für das weltweite Finanzsystem gefährlichsten Instituten. Große Universalbanken können das globale Finanzsystem in einer Krise stärker ins Wanken bringen als reine Investmentbanken, heißt es zur Begründung. Der FSB stuft vier Häuser als besonders gefährlich ein, die neben dem Investmentbanking auch das Einlagegeschäft mit privaten Kunden betreiben: Die Deutsche Bank, die US-Riesen Citigroup und JP Morgan Chase sowie die britische HSBC. Sie müssen bis 2019 einen besonders großen Kapitalpuffer aufbauen.

Tendenziell positiv werden die jüngsten Auto-Absatzzahlen aus den USA gewertet. BMW gewannen 2,6 Prozent und Daimler 1,5 Prozent. Die Papiere des Zulieferers Continental legten 1,4 Prozent zu. VW tendierten 0,2 Prozent schwächer. Die Wolfsburger hatten noch während des Börsenhandels am Donnerstag eine Absatzsteigerung in den USA von 22 Prozent bekanntgegeben.

Im MDax standen HHLA unter Druck, die Papiere verloren 2,4 Prozent. Die Analysten von Morgan Stanley hatten die Titel des Hamburger Hafen- und Logistikkonzerns auf "underweight" abgestuft. Nach dem Gerichtsbeschluss von Mitte Oktober, die umstrittene Vertiefung der Elbe vorerst zu stoppen, dürften die Margen von HHLA für die nähere Zukunft unter Druck bleiben, urteilten die Analysten. Mittelfristig könnte die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens von Hamburg auf dem Spiel stehen.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ

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