Marktberichte

Die Zuversicht gewinnt Dax beendet die Woche im Plus

Ein starker Start, ein mauer Mittag, ein versöhnlicher Abend: Der Handelstag im Dax.

Ein starker Start, ein mauer Mittag, ein versöhnlicher Abend: Der Handelstag im Dax.

(Foto: REUTERS)

Die Aussichten auf ein rasches Wiedererstarken der Weltwirtschaft überwiegen: Nach einem unsicheren Handelstag geht der deutsche Aktienmarkt mit klaren Kursgewinnen ins Wochenende. Auf der Kurstafel in Frankfurt glänzen Schwergewichte wie Deutsche Bank, SAP und BASF.

Rückenwind von der EZB: Die Prognosen reichen von 200 Milliarden bis zu 1 Billion Euro.

Rückenwind von der EZB: Die Prognosen reichen von 200 Milliarden bis zu 1 Billion Euro.

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Der deutsche Aktienmarkt hat am letzten Handelstag der Woche gestützt von der Hoffnung auf eine Erholung der Weltwirtschaft deutlich zugelegt. Nach drei Verlusttagen in Folge schloss der Dax zum Wochenausklang 0,81 Prozent fester bei 6864,43 Punkten. Über die Woche gesehen konnte er damit leicht zulegen und sein Plus in diesem Jahr auf mehr als 16 Prozent ausbauen. Der MDax rückte um 0,81 Prozent auf 10.452,27 Punkte vor. Der TecDax gewann 0,49 Prozent auf 775,33 Punkte.

Mit einem optimistischen Ausblick und einer kräftigen Dividendenerhöhung sorgte das Dax-Schwergewicht BASF am gesamten deutschen Aktienmarkt für gute Stimmung. BASF-Papiere waren mit einem Plus von bis zu 2,9 Prozent auf 66,48 Euro zeitweise so teuer wie seit sieben Monaten nicht mehr und schlossen 0,2 Prozent höher bei 64,70 Euro. "Wenn BASF 2012 noch mehr Umsatz und Gewinn anpeilt, kann es um die Konjunktur so schlecht nicht bestellt sein", sagte ein Händler mit Blick auf das . "Das macht Hoffnung." Den Aktionären stellt der Chemiekonzern für das vergangene Jahr eine auf 2,50 von 2,20 Euro angehobene Dividende in Aussicht. "Das lag über den Markterwartungen", schrieb DZ-Bank-Analyst Peter Spengler in einem Kommentar.

Als besonders bemerkenswert hoben Beobachter daneben den Kurssprung der SAP-Aktie hervor. Die Titel des Softwarekonzerns überwanden mit der Ankündigung einer erstmals seit dem Herbst 2000 wieder die Marke von 50 Euro. SAP gingen mit einem Aufschlag von 1,4 Prozent auf 50,29 Euro aus dem Handel. "SAP ist keine Aktie, bei der die Dividende im Vordergrund der Anlageentscheidung stehen sollte", schrieb LBBW-Analyst Mirko Maier. Die deutliche Aufstockung der Ausschüttung erfreue die Aktionäre natürlich trotzdem.

Insgesamt stand der Tag im Zeichen einer neugewonnenen Zuversicht: Die auch nach dem zweiten Rettungspakt für Griechenland anhaltenden Zweifel, ob das Land wieder auf die Beine kommt, schoben die Investoren in Europa vorerst beiseite. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble schloss nicht aus, dass Griechenland eine dritte Geldspritze brauchen könnte. Der EuroStoxx50 legte dessen ungeachtet um 0,7 Prozent auf 2524 Punkte zu, während die US-Börsen verhaltener tendierten.

Wie viel lässt Draghi springen?

"Die Anleger schauen schon auf die nächste Woche, wenn die neue Geldspritze der EZB kommt", sagte ein Börsianer. Am Mittwoch können sich die Finanzinstitute bei der Europäischen Zentralbank für drei Jahre zum historisch niedrigen Leitzins von derzeit 1 Prozent mit Geld eindecken. Bei einer Umfrage unter 60 Analysten reichten die Prognosen von 200 Mrd. bis zu 1 Billion Euro. Bei dem ersten längerfristigen Geldgeschäft (LTRO) dieser Art im Dezember hatten sich die Banken rund eine halben Billion Euro besorgt. Wenn die Rechnung der EZB aufgeht, wird der Geldsegen das Kreditgeschäft und auch den Anleihemarkt beleben. Der europäische Bankenindex schloss am Freitag 0,9 Prozent fester

Jedoch zeigten sich nicht alle Analysten überzeugt: "Nach dem Anstieg der Vorwochen liegen die Risiken unten", gab ein Händler zu bedenken. Der nächste Dreijahrestender der EZB sei mit Unsicherheit verbunden. "Wird es deutlich mehr als die erwarteten 500 Mrd. Euro, haben wir noch Potenzial, wird es sehr viel weniger, kann der Markt einbrechen", meinte er. Daher seien Vorsicht und moderate Gewinnmitnahmen nachvollziehbar.

Zudem kursierten Hinweise auf konjunkturelle Warnzeichen. So hat der VDMA basierend für dieses Jahr die Produktionsprognose von plus 4 Prozent auf 0 Prozent Wachstum revidiert. "Damit stellt sich die Frage, woher künftig eigentlich die Auslöser für weiter steigende Kurse kommen sollen", erklärte ein Marktteilnehmer. Die Kurse hätte bereits viel vorweg genommen und die Luft werde zunehmend dünner.

Mit Abstand stärkster Wert im Dax waren die Aktien der Deutschen Bank. Beflügelt von einem positiven Analystenkommentar verteuerten sich die Titel von Deutschlands größtem Kreditinstitut um 4,5 Prozent auf 34,85 Euro. Analysten der BofA/Merrill Lynch hatten für die Aktien eine Kaufempfehlung ausgesprochen und sie auf die "Europe 1 List" genommen. Commerzbank notierten 0,4 Prozent fester, nachdem sie am Vortag im Zuge einer Kapitalerhöhung 6,6 Prozent eingebüßt hatten.

Nicht punkten konnte Volkswagen, obwohl der Autobauer seinen Gewinn im abgelaufenen Jahr auf 15,8 Mrd. Euro mehr als verdoppelt und die Dividende stark angehoben hat. "Die Anleger nutzen die Gelegenheit und nehmen ihre Gewinne mit, schließlich sind die Titel in diesem Jahr schon sehr gut gelaufen", sagte ein Händler. Die Aktie hat seit Anfang Januar mehr als 20 Prozent zugelegt. Am Freitag drehte sie um bis zu 1,3 Prozent ins Minus, hangelte sich dann aber mit 0,1 Prozent bei 139,25 Euro noch knapp in die Pluszone.

Am europäischen Markt hielten Anleger Telecom Italia die Treue, obwohl der Konzern für 2011 . Die Titel legten um 6,8 Prozent zu. Die Anteilsscheine des Rivalen Telefonica gaben um 0,2 Prozent nach, nachdem die Spanier eine Halbierung des Gewinns für 2011 vermelden mussten. Die Papiere der Deutschen Telekom beendeten den Tag mit einem Aufschlag von 1,1 Prozent, nachdem sie am Donnerstag im Zuge einer 3 Prozent verloren hatten.

In Helsinki hofften die Investoren zum Wochenschluss auf den Erfolg neuer Smartphones von Nokia und hievten die Aktie um 5,6 Prozent in die Höhe. Insidern zufolge will Nokia auf der Mobilfunk-Messe in Barcelona sowohl neue High-End-Geräte als auch günstige Modelle auf Basis des Betriebssystems Microsoft Windows Phone vorstellen.

Aufregung im Solar-Sektor

Im TecDax gingen Solarworld mit einem Abschlag von 8,4 Prozent auf Talfahrt. Am Abend lagen die Aktien bei 3,38 Euro. Der Konzern ist 2011 in die Verlustzone gerutscht. " ", sagte ein Händler mit Blick auf die Solarworldbilanz. Sie seien symptomatisch für die Krise in der Solarbranche. In Deutschland leiden Solarunternehmen nicht nur unter der seit Jahren angewachsenen Konkurrenz aus China und sinkenden Weltmarktpreisen für Solarmodule, sondern auch unter einer drastischen .

"Für die übrigen Solarwerte dürften die enttäuschenden Solarworld-Zahlen ein neuerlicher Stimmungsdämpfer sein, nachdem schon die Pläne zur stärkeren Kürzung der Solarförderung die Titel am Donnerstag ordentlich in Mitleidenschaft gezogen hatten", erklärte ein Börsianer die Lage im TecDax. Im Sog der schlechten Aussichten gaben Phoenix Solar 2,5 Prozent nach. Andere Solartitel reagierten deutlich zurück. Die Aktien von Q-Cells drehten sogar ins Plus und schlossen 0,3 Prozent fester.

Konjunkturdaten aus Deutschland hatten bereits am Morgen nachdenkliche Töne ins Gesamtbild gemischt: und sinkende Konsumausgaben haben die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal erstmals seit fast drei Jahren schrumpfen lassen. Das Bruttoinlandsprodukt ging von Oktober bis Dezember um 0,2 Prozent zurück, teilte das Statistische Bundesamt mit. Ein Minus hatte es zuletzt auf dem Höhepunkt der Finanzkrise Anfang 2009 gegeben.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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