Marktberichte

Intermezzo im Plus Dax bleibt in Deckung

Hasenfuß: Sicher ist sicher.

Hasenfuß: Sicher ist sicher.

(Foto: Pixelio/Janine Grab-Bolliger)

Positive Signale vom US-Arbeitsmarkt hieven den deutschen Leitindex nur kurz ins Plus. Die Schwäche im Bankensektor können die Daten nicht wettmachen. Sorgen bereitet der Kapitalbedarf der Finanzinstitute. "Die Schuldenkrise der Eurozone spielt wieder die erste Geige", heißt es. Auch Auktionen von Staatsanleihen sorgen für Verunsicherung.

Eine kleine Schar an Pessimisten hat am Ende die Oberhand behalten. Selbst positive Signale vom US-Arbeitsmarkt konnten die deutschen Standardwerte nicht im Plus halten. Nach einem kurzen Intermezzo im Plus tauchte der Leitindex wieder ab. Nachrichtlich belastend wirkte die Sorge um kommende Kapitalerhöhungen, so wie bei der Unicredit. Sie wird als richtungsweisend für die gesamte Bank-Branche gesehen.

Der Dax verlor 0,3 Prozent auf 6095 Punkte, nachdem er bereits am Vortag knapp ein Prozent verloren hatte. Das Tagestief lag bei 6040 Punkten. Um den Jahreswechsel herum hatte der Dax noch rund sieben Prozent zugelegt. Der MDax büßte 0,2 Prozent ein auf 9170 Zähler. Der TecDax hielt sich dagegen mit 0,02 Prozent knapp im Plus bei 707 Punkten.

In den USA ist die Beschäftigung im Privatsektor im Dezember erheblich stärker als erwartet gestiegen. Die vom Arbeitsmarkt-Dienstleister Automatic Data Processing (ADP) ermittelten Daten gelten als Indikator für den großen Arbeitsmarktbericht am Freitag. Auch die Zahl wöchentlicher Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ging zurück. Dies fing am Nachmittag kurz die europaweit spürbare Schwäche des Bankensektors ab. Börsianern zufolge leidet er weiter unter dem hohen Abschlag bei der geplanten Kapitalerhöhung der italienischen Großbank Unicredit.

Finger weg von Bankaktien

Die Anleger machen sich große Sorgen um den anhaltenden Kapitalbedarf von Banken. Dieser könnte auch deutsche Institute nochmal an den Kapitalmarkt zwingen. Insbesondere die Commerzbank wird in diesem Zusammenhang immer wieder genannt, Gerüchte brachten zuletzt auch den Branchenprimus Deutsche Bank ins Spiel. Ein Sprecher wollte entsprechende Gerüchte jedoch nicht kommentieren.Börsianer halten einen Kapitalbedarf für unwahrscheinlich - die Aktie reagierte jedoch mit minus 5,6 Prozent gleichwohl deutlich negativ. Commerzbank-Papiere sanken um 4,5 Prozent.

Leichte Entspannung am Geldmarkt

Die Lage am Geldmarkt hatte sich zuvor entspannt. Per Mittwochabend nahmen die Banken mit 4,78 Mrd. Euro die Übernacht-Notleihe deutlich weniger in Anspruch als am Vortag, wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Zahlen der EZB hervorgeht. Am Vortag war das Volumen noch gut zehn Mrd. Euro höher gewesen. Dennoch wundern sich Geldmarktexperten weiter darüber, dass immer noch Banken überhaupt die Spitzenrefinanzierungsfazilität in Anspruch nehmen müssen. Denn für diese müssen die Banken mit 1,75 Prozent deutlich mehr Zinsen zahlen als für den Wochentender, den die EZB mit einem Festzins von 1,0 Prozent versehen hat. "Da ist schwer zu erklären und kaum nachzuvollziehen", sagte ein Händler.

Gleichzeitig bunkerten die Banken per Mittwochabend etwas weniger Geld bei der EZB. Das Volumen in der Einlagefazilität ging leicht zurück. Die Sätze für Tagesgeld verharrten am Donnerstag Händlern zufolge um 0,25 Prozent, dem Zins für die Einlagefazilität.

Gelungene Anleiheauktion in Frankreich

Frankreichs Notenbankchef Christian Noyer ist Berufsoptimist. In zehn Jahren sieht er den Euro als Leitwährung.

Frankreichs Notenbankchef Christian Noyer ist Berufsoptimist. In zehn Jahren sieht er den Euro als Leitwährung.

(Foto: Reuters)

Auch Auktionen von Staatsanleihen sorgten wieder für Verunsicherung. Das belegt auch der schwache Euro. Die Nachfrage nach Bonds gilt als wichtiges Krisenbarometer. Nach Deutschland und Portugal platzierte auch Frankreich neue Papiere. Frankreich verkaufte Anleihen mit verschiedenen Laufzeiten mit einem Gesamtvolumen von rund acht Mrd. Euro. Die durchschnittliche Rendite bei zehnjährigen Papieren im Volumen von gut vier Mrd. Euro lag bei 3,29 Prozent.

Zum Vergleich: Deutschland musste Anlegern am Vortag bei der Aufstockung einer zehnjährigen Anleihe nur einen durchschnittlichen Zins von 1,93 Prozent bieten. Die Nachfrage galt als ein wichtiges Krisenbarometer und ein echter Test für die Glaubwürdigkeit der Reformbemühungen von Frankreichs Staatspräsident Sarkozy.

Unicredit-Kreditanalyst Christian Weber beurteilte die Auktion dennoch als "unspektakulär". Die Nachfrage sei weder dazu angetan gewesen, das Vertrauen in die Reformanstrengungen von Staatspräsident Sarkozy zu stärken noch zu erschüttern.

Das Thema Schuldenkrise in der Eurozone bekam auch aus anderen Richtungen frisches Futter: Nicht nur, dass die spanische Provinz Valencia einen Kredit über 123 Mio. Euro nur verspätet an die Deutsche Bank zurückzahlen konnte. Die griechische Regierung hat zudem vor einer Insolvenz des Landes bis März gewarnt, sollte es nicht bald zu einer Einigung über Lohnkürzungen kommen.

Analystenkommentare bewegen Kurse

Unternehmensnachrichten waren rar: Für Henkel-Aktien ging es nach Kommentaren von L'Oreal um 0,7 Prozent aufwärts. Der französische Kosmetikkonzern zeigte sich "sehr zuversichtlich" für 2012. Bayer reagierten mit plus 1,5 Prozent positiv auf gute Zahlen von Monsanto.

Lufthansa fielen dagegen um knapp 3,0 Prozent nach negativen Aussagen zum Branchenwachstum durch den Branchenverband IATA.

Ebenfalls zu den größten verlierern im Dax zählten Heidelbergcement. Die Titel büßten 2,8 Prozent, nachdem die Analysten von Credit Suisse die Papiere heruntergestuft hatten auf "Underperform". Auf der Gewinnerseite standen SAP mit einem Plus von 0,8 Prozent. 

Ein positiver Analystenkommentar verhalf Fresenius zu einem Kursplus von 1,7 Prozent. Die Analysten von JP Morgan hatten das Kursziel für die Papiere des Gesundheitskonzerns angehoben.              

Die Papiere des Chemikalienhändlers Brenntag fielen im MDax um 1,2 Prozent, nachdem BC Partners mitgeteilt hatte, 4,5 Mio. Brenntag-Aktien zu verkaufen. Der Platzierungspreis betrug 70 Euro je Aktie.   

Die Aktien von Praktiker im SDax schafften den Sprung ins Plus. Sie notierten am Nachmittag 9,8 Prozent höher. Die Baumarktkette hat im vierten Quartal 2011 einen Rückgang des Konzernumsatzes vermeldet. Vor allem im Ausland seien die Geschäfte schlecht gelaufen, hieß es.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ/dpa

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