Kursgewinne zum Wochenschluss Dax steigt ins Wochenende
09.08.2013, 18:33 Uhr
So sah die Frankfurter Börsenwelt am Freitagvormittag aus: Händler berichten von dünnen Umsätzen und entsprechend fragilen Kursauschlägen in einem hochsommerlichen Börsenumfeld.
(Foto: REUTERS)
Am letzten Handelstag einer bewegten Woche besinnt sich der deutsche Aktienmarkt auf seine Stärken. Angeführt von Kursgewinnen bei Titeln wie ThyssenKrupp, K+S, Lufthansa und Commerzbank beendet der Leitindex den letzten Handelstag der Woche im Plus.
Das sehen Analysten gerne: Der deutsche Leitindex bestätigt vor dem Wochenende ein "altes Muster" und drängt nach einem schwachen Mittagshandel mit überwiegend freundlichen Kursen in den Feierabend. Bereits am Morgen hatte ein Händler diese Bewegung vorhergesagt: "Im frühen Handel wird verkauft. Was meistens folgt, ist eine Erholung im weiteren Verlauf, meistens mit einer längeren Konsolidierung zum Ende hin", hatte der Börsenexperte mit Blick auf die frühen Kursverluste erklärt. Der Dax sollte sich demnach "zwischen 8200 und 8440 Punkten konsolidieren".
Auch diese Vorhersage traf zu: Der deutsche Leitindex hat am Freitag nach einem wechselhaften Verlauf insgesamt moderat zugelegt. Am Abend ging der Dax um 0,24 Prozent fester bei 8338,31 Punkten aus dem Handel. Im Wochenverlauf stand damit ein Verlust von 0,8 Prozent zu Buche. Der MDax legte um 0,35 Prozent auf 14.733,76 Punkte zu. Der TecDax stieg um 0,21 Prozent auf 1020,92 Zähler.
Die letzten Ausläufer der abebbenden Zahlenflut zum Halbjahr und ein ausgesprochener Mangel an wirkungsmächtigen Konjunktursignalen bescherten den Anlegern zum Wochenschluss ein vergleichsweise müdes Marktgeschehen. Gegen Mittag sprachen Beobachter von einem "Handel im Halbschlaf".
Auf Unternehmensebene konnten sich findige Anleger allerdings nicht über fehlende Impulse beklagen: Eine überragende Nachricht kam aus dem Telekom-Sektor, wo der mexikanische Milliardär Carlos Slim der niederländischen Telekomgesellschaft KPN ein Übernahmeangebot unterbreitet hat. Gute Konjunktursignale aus China halfen zudem den deutschen Stahlwerten.
Düstere Konjunkturdaten steuerte Frankreich zur Gesamtlage bei: Aktuellen Angaben aus Paris zufolge brach die Industrieproduktion dort im Juni unerwartet ein. Gegenüber dem Vormonat verringerte sich der Ausstoß des verarbeitenden Gewerbes demnach um 1,4 Prozent. Im Vorfeld befragte Experten hatten im Schnitt mit einem leichten Zuwachs um 0,1 Prozent gerechnet. Frankreich ist der wichtigste Handelspartner Deutschlands und die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone.
Letztlich habe doch noch die Risikofreude der Anleger überwogen, erklärte Feingold-Analyst Saurenz. Die wachsende Zuversicht der anwesenden Marktteilnehmer habe dem deutschen Leitindex kurz vor Börsenschluss die entscheidenden Aufwärtsimpulse geliefert.
Unter dem Eindruck des Übernahmeangebots an KPN-Aktionäre blickten Investoren vor allem auf Telekom-Werte: America Movil, der Telekom-Konzern des Milliardärs Slim, will es nicht bei seiner 29,77-prozentigen Beteiligung an KPN belassen, sondern den Telekom-Konkurrenten komplett übernehmen. KPN wiederum hatte im Juli den Verkauf von E-Plus an Telefonica Deutschland angekündigt, was Slim verärgert hatte. Durch das jetzige Angebot von Slim droht der Verkauf von E-Plus zu platzen. Telefonica Deutschland gab bekannt, an der Übernahme wie geplant festhalten zu wollen, die Aktie erholte sich daraufhin von ihren Verlusten und schloss unverändert. Die Aktien der Deutschen Telekom büßten 0,3 Prozent auf 9,71 Euro ein und verpasste damit den von Händlern erwarteten Sprung über die 10-Euro-Marke.
Rohstoffwerte standen mit den neuen Aussichten für China im Vordergrund. Dort war die Industrieproduktion stärker gestiegen als erwartet, gleichzeitig lassen die Verbraucherpreise Raum für wirtschaftspolitische Stimuli. Die Aktie von ThyssenKrupp gewann 1,6 Prozent, Salzgitter-Papiere stiegen um 6,9 Prozent an.
Die Aktien von Rheinmetall stiegen nach Zahlen um 4,5 Prozent. Hier stützten nach der Gewinnwarnung Ende Juli die nun vorgelegten Halbjahreszahlen. Noch positiver wurden die Zahlen von ElringKlinger gewertet. Vor allem die gesteigerte Marge überzeugte Händler. Das Papier gewann 7,5 Prozent.
Eine vergleichsweise lebhafte Nachfrage verzeichneten Händler auch bei den Aktien von K+S: Mit einem Aufschlag von knapp 2 Prozent auf 18,20 Euro zählen sie zur Gruppe der stärksten Gewinner. Analysten hatten hier am Vortag von einer "Bodenbildung" nach den enormen Kursverlusten der vergangenen Tage gesprochen.
Die Aktien der Deutschen Lufthansa hielten Analysten wegen der gegen Mittag vorgelegten Juli-Verkehrszahlen im Blick. Im zurückliegenden Monat stieg die Passagierzahl um 0,4 Prozent, wie die Fluggesellschaft mitteilte. Der sogenannte Sitzladefaktor - eine Kennzahl, mit der Airlines die Auslastung ihrer Flotte messen - ging um 0,1 Punkte zurück auf 84,7 Prozent. Im Frachtgeschäft gab es ebenfalls leichte Rückgänge. Die Kranich-Papiere zogen nach Vorlage der Verkehrszahlen um 2,1 Prozent an auf 14,83 Euro und belegen damit den Spitzenplatz im Dax hinter der Commerzbank. Deren Aktien gewannen nach den spektakulären Kursaufschlägen des Vortages um weitere 3 Prozent zu auf 7,89 Euro. Coba-Chef Martin Blessing verteidigte den Umbau des zweitgrößten deutschen Geldhauses und wies Rücktrittsforderungen ausdrücklich zurück.
Am Morgen hatten noch optimistische Ansichten zur Entwicklung der Weltwirtschaft leichten Rückenwind ausgelöst: Die jüngsten Anhaltspunkte zur konjunkturellen Entwicklung in den USA und China nährten die Hoffnung der Investoren auf eine Erholung des weltweiten Wirtschaftswachstums, erklärte Marktanalyst Craig Erlam von Alpari Research. Erlam verwies dabei vor allem auf das Wachstum bei der Industrieproduktion im Juli. Am Vortag hatten in den USA die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe weniger stark zugelegt als prognostiziert.
Ein starkes Signal erreicht die europäischen Autobauer aus einem ihrer wichtigsten Absatzmärkte: In China ist der Fahrzeugabsatz im Juli trotz des leicht gebremsten Wirtschaftswachstums kräftig gewachsen. Im vergangenen Monat wurden 1,24 Millionen Pkw ausgeliefert und damit 10,5 Prozent mehr als vor einem Jahr, wie die Vereinigung der chinesischen Hersteller (CAAM) mitteilte. Seit Jahresbeginn waren es damit 9,9 Millionen Pkw - ein Plus von 13,4 Prozent. Die Zahl der verkauften Nutzfahrzeuge stieg im Juli um gut acht Prozent auf 280.000 Wagen. Damit wurden im Juli insgesamt 1,52 Millionen Fahrzeuge verkauft, ein Plus von 9,9 Prozent.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa