Marktberichte

Berlusconi am Horizont Dax fällt deutlich

Wohin geht die Reise?

Wohin geht die Reise?

(Foto: picture alliance / dpa)

Aktuellen Umfragen zufolge kann Italiens ehemaliger Ministerpräsident Berlusconi die nahenden Parlamentswahlen gewinnen. Viele Börsianer finden diese Aussicht nicht sonderlich verlockend, der Dax schließt im Minus.

Dax
DAX 24.378,80

Vielen Aktienanlegern in Deutschland fehlt derzeit die Zuversicht. Nach einem richtungslosen Handel fiel der Frankfurter Aktienmarkt am Nachmittag deutlich zurück und schloss schwächer.  Einen unmittelbaren Auslöser für den Kursrutsch am Aktienmarkt konnten Börsianer nicht nennen. Einige wiesen auf eine Kombination aus charttechnischen Verkaufssignalen und dem möglichen politischen Comeback des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hin.

Der Dax schloss 1,4 Prozent im Minus bei 7581 Punkten. Der MDax gab leicht auf Prozent auf 12.634 Zähler ab, während der TecDax 0,5 Prozent auf 880 Punkte gewann. Die Volatilitätsindizes VDax und VStoxx, die die Nervosität der Anleger messen, markierten jeweils ein Zweieinhalb-Monats-Hoch.

Viele Anleger fürchteten, dass ein Sieg Berlusconis bei den Wahlen in rund zwei Wochen eine Lösung der Schuldenkrise erschweren würde, hieß es. "Berlusconi Umfragewerte verbessern sich, der Abstand zum Oppositionsführer Bersani beträgt nur noch vier Prozentpunkte", sagte Ishaq Siddiqi, Stratege bei ETX Capital. Investoren reduzierten folglich ihre Risiken und favorisierten wieder sichere Anlagen wie Anleihen der Kernländer der Eurozone und Großbritanniens. Auch der Euro gebe deshalb nach.

Während das Bündnis um Silvio Berlusconi in Italien Rückenwind von Skandalen um die Insolvenz der Banco Monte dei Paschi di Siena erhält, sieht sich in Spanien Ministerpräsident Rajoy mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert, "In beiden Ländern gestalten die amtierenden Regierungen den aktuellen Sparkurs maßgeblich mit und ein Regierungswechsel könnte eine Belastungsprobe für den eingeschlagenen Sparkurs darstellen", warnte Tobias Reichert von IG Markets.

"Mit Berlusconi in der Verantwortung wird es für Europa sehr schwierig, und die Märkte werden in Panik verfallen", fürchtete Harvinder Sian, Zinsstratege der RBS. Er weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Schuldner Italien die Fälligkeitsstruktur seiner Staatsanleihen verlängern müsse. In dieses Bild passt, dass sich die Rendite zehnjähriger italienischer Anleihen um 6 Basispunkte auf 4,50 Prozent erhöht. Deutsche zehnjährige Papiere rentieren dagegen 3 Punkte niedriger bei 1,62 Prozent.

Im Dax halten sich lediglich Lufthansa, Daimler, Continental und Deutsche Post im Plus. Die anderen Aktien verzeichneten Verluste. ThyssenKrupp verloren nach positivem Auftakt unterdurchschnittliche 0,3 Prozent. Der Stahlkonzern profitiert vom Zwischenbericht des Branchenprimus Arcelor Mittal, der im vierten Quartal mehr Geld als erwartet verdient hatte. Die im MDax gelisteten Salzgitter-Aktien legen gegen den Trend um 0,2Prozent zu. Am Tag nach Vorlage der Quartalszahlen verbilligten sich Deutsche Börse um 0,4 Prozent.

Auf der Verliererseite fanden sich auch die Versorger. Eon verloren 1,2 Prozent und RWE 2 Prozent. Händler führten das unter anderem auf negative Analystenkommentare zurück. "Die Dividenden der Versorger reichen vielen Anlegern nicht mehr. Da gibt es renditeträchtigere Titel", meinte ein Börsianer.

Im MDax stande die Metro-Aktien mit einem Plus von 3,3 Prozent oben. Der Mischkonzern Haniel hat wie angekündigt einen Teil seiner Anteile an dem Handelsriesen verkauft und seine Metro-Beteiligung auf 30,01 von 34,24 Prozent gesenkt. "Endlich ist der Verkaufsdruck weg", sagte ein Händler. "Das hing wie ein Damoklesschwert über der Aktien", fügte ein zweiter hinzu.

Schlusslicht unter den mittelschweren Aktien waren die Titel des Anlagenbauers Gea mit einem Abschlag von 5,1 Prozent. "Die Zahlen waren ziemlich mittelmäßig", so ein Händler.

Im TecDax verteuerten sich Morphosys um 3,4 Prozent. Auch hier begründeten Händler den Kurssprung mit einem Analystenkommentar. Wirecard stiegen um 3,2 Prozent. "Seit den Zahlen lag eine größere Verkaufsorder am Markt", so ein Händler. Diese sei abgearbeitet und damit der Weg nach oben frei. Eine Nachricht, die hinter der Kursbewegung stehe, habe er nicht gesehen.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa

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