Marktberichte

Im Bann der Schuldenkrise Dax fällt zurück

(Foto: REUTERS)

Belastet durch die Turbulenzen an den Anleihemärkten setzt der Dax seinen Zickzack-Kurs fort. Nachdem zunächst die positiv aufgenommene spanische Anleihenauktion für Rückenwind sorgt, drücken am Nachmittag Gerüchte über eine bevorstehende Abstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs den deutschen Aktienmarkt in die Verlustzone.

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Die europäische Schuldenkrise dominiert den Handel am Frankfurter Aktienmarkt. "Der Dax führt kein Eigenleben mehr, sondern wird derzeit zum Spielball der Anleihenmärkte", sagte Stephan de Schutter von Alpha Wertpapierhandel. Nach einer orientierungslosen Berg- und Talfahrt ging der Dax mit einem Abschlag von 0,9 Prozent auf 6671 Punkte aus dem Handel. Damit hat der Leitindex nach der Kursrally vom vergangenen Dienstag seine Gewinne mehrheitlich wieder abgegeben. Der MDax rutschte 0,5 Prozent auf 10 601 Punkte ab, während der TecDax 0,9 Prozent auf 775 Punkte einbüßte.

Der Handel stand ganz im Zeichen der europäischen Schuldenkrise. Als "solide" bezeichnete Auktionen spanischer und französischer Anleihen waren am Markt zunächst positiv aufgenommen worden. Dann sorgten Gerüchte um eine angeblich bevorstehende Herunterstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs dafür, dass die Indizes ins Minus abrutschen. Einen Dämpfer verpassten zudem am Nachmittag US-Konjunkturdaten. Wegen des relativ dünnen Handelsvolumen hätten sich die Indizes schnell in die ein oder andere Richtung bewegt, sagte Aktienhändler Andreas Lipkow von MWB Fairtrade.

Spanien besorgt sich frisches Geld

Spanien hatte am Vormittag seine mit Spannung erwartete Anleihe-Emission mit Erfolg über die Bühne gebracht. An der Qualität der Auktion sei nichts auszusetzen, heißt es am Markt. Das Land lieh sich insgesamt gut 2,5 Mrd. Euro und erreichte damit das angepeilte Volumen. Beim zweiten Verkauf eines zehnjährigen Papieres in diesem Jahr musste Spanien den Investoren eine Rendite von 5,743 Prozent bieten, nachdem Anfang des Jahres erst 5,4 Prozent fällig gewesen waren. "Die Nachfrage nach den Papieren ist da", sagt ein Händler. Vermutlich seien aber hauptsächlich spanische Banken aktiv gewesen. Ausländische Investoren hätten sich aufgrund der Risiken in der spanischen Wirtschaft wohl zurückgehalten.

Andere Beobachter erinnerten umgehend daran, dass die grundsätzlichen Finanzprobleme des Landes damit keinesfalls gelöst seien. "Sie haben eine Hürde genommen, aber die nächste ist nicht weit weg", resümiert Marc Ostwald von Monument Securities.

Spanien steht an den Anleihemärkten wieder verstärkt unter Druck. Viele Investoren zweifeln an dem Erfolg des Sparkurses, da dieser Rezession und Arbeitslosigkeit verschärft. Außerdem steckt der Bankensektor in großen Schwierigkeiten. In den vergangenen Tagen hatten die Renditen zehnjähriger spanischer Anleihen deshalb zeitweise die Marke von sechs Prozent übersprungen, während die Prämien für Kreditausfall-Versicherungen (Credit Default Swaps, CDS) Rekordstände erreichten.

"Irgendwann wird uns das Thema Spanien wieder einholen", meint ein Marktteilnehmer mit Blick auf die hohen Bestände an faulen Krediten bei den Banken. Kurzfristig könne sich die Entspannung aber noch fortsetzen.

Nach der spanischen verlief auch die französische Auktion von Staatsanleihen ohne Probleme. Im Handel ist von einer soliden Auktion die Rede. Mit knapp 8 Mrd. Euro liege das platzierte Volumen am oberen Ende der geplanten Spanne, sagt ein Börsianer.

Bericht drückt Daimler

Beiersdorf führten im Dax die Gewinnerliste mit einem Plus von 2,5 Prozent an. Infineon rückten 1,2 Prozent vor.

Berichte über die Trennung des Emirats Abu Dhabi von seiner Beteiligung an Daimler setzte den Aktien des Autoherstellers zu. Die Aktien verbilligten sich um 2,8 Prozent. Ein Konzernsprecher wies die Berichte zurück: "Wir haben keine Erkenntnisse, dass Aabar seinen Anteil an Daimler reduzieren will", sagte er. "Es hat dazu mit uns keine Gespräche gegeben", fügte er hinzu. Der Staatsfonds Aabar ist mit gut neun Prozent größter Einzelaktionär von Daimler - inklusive an Dritte verliehener Aktien, auf die Aabar aber einen Rückübertragungsanspruch hat. "Abu Dhabi ist vor drei Jahren sehr günstig bei Daimler eingestiegen, jetzt könnten sie sich mit einem hübschen Gewinn verabschieden", meint ein Händler. Er halte es aber für nicht sehr wahrscheinlich, dass der Ausstieg jetzt erfolge.

Die Papiere der Deutschen Bank gerieten ebenfalls aufgrund eines Zeitungsberichts unter Druck. Dem "Wall Street Journal" zufolge erwägt die Bank eine Kapitalerhöhung in Höhe von 3 Mrd. Euro. Ein Sprecher wies das zurück, die Aktien gingen dennoch mit einem Minus von 2,8 Prozent aus dem Handel.

Die Vorzugsaktien von Volkswagen büßten am Tag der Hauptversammlung des Autoherstellers 3,4 Prozent ein und waren damit größter Index-Verlierer. Händler verwiesen auf einen vorsichtigen Ausblick von Vorstandschef Martin Winterkorn auf das Jahr 2012.

Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa

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